Yeelen
Der junge Nianankoro steht an der Schwelle zum Erwachsensein und soll deshalb mit dem Wissen und den Fähigkeiten vertraut gemacht werden, die es ihm ermöglichen, die ihn umgebenden Kräfte zu beherrschen. Sein Vater ist ein mächtiger Magier, der mit allen Mitteln verhindern will, dass ihm sein Sohn ebenbürtig wird. Er wäre sogar bereit, ihn zu töten. Nianankoros Mutter verhindert dies und schickt ihren Sohn auf eine Reise, auf der er jenes Wissen erwerben soll, das es ihm erlauben wird, seinem Vater selbständig gegenüberzutreten.
Werkangaben
- Regie
- Souleymane Cissé
- Drehbuch
- Souleymane Cissé
- Produktion
- Souleymane Cissé
- Kamera
- Jean-Noël Ferragut, Jean-Michel Humeau
- Schnitt
- Andrée Davanture, Marie-Christine Miqueau, Jeany Frenck, Seipati Bulane
- Musik
- Salif Keita, Michel Portal
- Besetzung
- Issiaka Kane (Nianankoro), Aoua Sangare (Attou), Niamanto Sanogo (Soma / Djigui), Balla Moussa Keita (Rouma Boll, Fula king), Soumba Traore (Mah), Ismaila Sarr (Bofing)
- Land, Jahr
- ML/BF/FR/DE 1987
- Dauer
- 105 Minuten
- Verleih
- Trigon-Film
- Altersempfehlung
- 0
Filmografie
- 1975
- Den muso (The Young Girl)
- 1978
- Baara (Le Travail)
- 1982
- Finye (Le vent)
- 1987
- Yeelen
- 1995
- Waati
- 2009
- Min Ye (Dis moi qui tu es)
Auszeichnungen
- 1987
- Cannes Film Festival: Jury Prize
- 1987
- Valladolid International Film Festival: Best Film
- 1988
- Fribourg International Film Festival: Distribution Help Award
Kommentare
Yeelen ist ein kulturelles Werk, das die Wahrnehmung des afrikanischen Kinos in der ganzen Welt neu definiert. Die Handlung spielt im Mali des 13. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte des jungen Nianankoro, der durch das alte Land reist, um seinem machthungrigen Vater zu entkommen. Yeelen zeichnet sich durch seine visuelle Erzählweise aus – ein ästhetischer Ansatz, der Geschichte, Mythologie und Realismus miteinander verbindet.
Der Film, der auf mündlichen Überlieferungen des Mandinkavolkes und der Legende von Sundjata Keita, dem Gründer des Königreichs Mali, basiert, lässt Zuschauer*innen in die spirituelle Tiefe des vorkolonialen Mali eintauchen und erforscht universelle Themen wie Macht, Wissen und sozialen Wandel sowie Tradition, Spiritualität und Identität. Der Film hinterfragt auch externe Narrative über den afrikanischen Kontinent, insbesondere jene, die von der westlichen Filmtradition etabliert wurden. Zu Yeelen sagt Souleymane Cissé: »Es ist an der Zeit, unseren Kontinent mit Würde und Noblesse zu zeigen. Unsere Kultur steht der anderer Völker in nichts nach. Und wir, die Filmemacher, haben eine wichtige Rolle zu spielen: das Bild zu korrigieren, das andere seit jeher von uns haben.«
Enoka AyembaAnalyse & Kritik, 18.03.2025
Zitat
Die Bilder der unbarmherzig und doch erhaben erscheinenden Natur, die grossartig mit den inneren Befindlichkeiten der Protagonisten korrespondieren, machen Yeelen zu einem aussergewöhnlichen visuellen Erlebnis, seine kraftvolle Ruhe transportiert eine ansprechende Spiritualität.
Marie AndersonKino-Zeit.de, 17.06.2010
Kommentare
Spätestens seit sein visionärer Film Yeelen («Licht») 1987 in Cannes den Preis der Jury bekommen hat, zählt er zu den renommiertesten und bekanntesten Filmemachern Schwarzafrikas: Der Name des 1940 in Bamako (Mali) geborenen Souleymane Cissé steht wie kaum ein anderer für die Identitätssuche und zugleich auch das Identitätsangebot des afrikanischen Filmschaffens. Seit frühester Kindheit begeisterter Filmemacher, erhält Cissé als 20-Jähriger ein Stipendium, mit dem er sich in Moskau zum Filmemacher ausbilden lässt. Zurück in Mali, arbeitet er als Kameramann für das Informationsministerium und dreht daneben eine Reihe politischer Filme, die ihm letztlich aus verschiedenen Gründen einen Aufenthalt im Gefängnis verschaffen. Der zwischen 1984 und 1987 entstandene Yeelen, eine mythische Geschichte über die Initiation eines jungen Mannes ins Erwachsenenleben, muss daher auch als ein Versuch Souleymane Cissés gelesen werden, seine politischen Botschaften in eine andere Sprache zu übersetzen. So wird denn die Odyssee des jungen Nianankoro, der an der Schwelle zum Erwachsensein vor seinem Vater, einem mächtigen Magier, fliehen muss und dabei allerlei lehrreiche Begegnungen macht, zu einer archaischen Allegorie auf das Leben überhaupt – und auf das Sehen im Speziellen, das mit dem Titel «Licht» bereits evoziert wird: das Sehen derjenigen Begebenheiten nämlich, die hinter der banalen und in die Irre führenden Erscheinung der Dinge liegen.
Alexandra StäheliNZZ, 09.02.2010