Under the Fig Trees
Vorstellung vom
- Regie: Erige Sehiri
- TN/FR/CH 2022
- 92 Minuten
Under the Fig Trees
Für Melek, Fidé, Sana und Mariem sind die langen Arbeitstage auf den Feldern im Sommer eine Möglichkeit, ihre Familien zu unterstützen, doch vor allem auch um zusammen zu sein und der Monotonie ihres Landlebens zu entfliehen. Sie finden immer einen Weg, sich zu amüsieren, manchmal auf Kosten anderer, insbesondere der älteren Arbeiter. In dieser ländlichen Umgebung verbergen die Feigenbäume Momente der Intimität und der Spannung. Im Obstgarten entsteht ein wahres Theater der Gefühle, wo sich die Beziehung zur Arbeit, zur Liebe und zu den Jungs abspielt.
Werkangaben
- Regie
- Erige Sehiri
- Drehbuch
- Erige Sehiri, Ghalya Lacroix, Peggy Hamann
- Produktion
- Palmyre Badinier, Nicholas Wadimoff,Philippe Coeytaux, Roshi Behesht Nedjad
- Kamera
- Frida Marzouk
- Schnitt
- Ghalya Lacroix, Hafedh Laaridhi, Malek Kammoun
- Musik
- Amine Bouhafa
- Besetzung
- Ameni Fdhili (Sana), Fide Fdhili (Fidé), Feten Fdhili (Melek), Samar Sifi (Mariem), Leila Ohebi (Leila), Hneya Ben Elhedi Sbahi (Hneya)
- Land, Jahr
- TN/FR/CH 2022
- Dauer
- 92 Minuten
- Verleih
- Trigon-Film
- Altersempfehlung
- 8
Zitat
Der tunesischen Regisseurin Erige Sehiri gelingt der Balanceakt zwischen leichtem Sommerfilm und antipatriarchaler Gesellschaftsanalyse beinahe perfekt; eine wunderschöne haptische Studie der Arbeit des Feigenpflückens gibt es sozusagen gratis dazu.
Dominic SchmidNZZ, 11.5.2023
Kommentare
Das Spielfilmdebüt der tunesischen Regisseurin Erige Sehiri ist von einer flirrenden, impressionistischen Sinnlichkeit erfüllt. Die Kamera gesellt sich nahe zu den oft in Zweiergruppen an einem Baum beschäftigten Menschen. [...]
Im milden Licht unter dem Blätterdach entsteht eine intime, gelöste Atmosphäre von grosser Leichtigkeit. Diese Sinnlichkeit erinnert an Gemälde von Auguste Renoir und August Macke. Die Gespräche plätschern wie beiläufig dahin, mäandern zwischen Hoffnung, Zuversicht und Streit. Immer wieder entsteht ein Gefühl von Solidarität in diesem Austausch. Sehiri, die bisher Dokumentarfilme drehte (Railway Men), legt auch bei dieser fiktionalen Geschichte Wert auf grosse Authentizität. Das schauspielerische Ensemble besteht aus echten Erntehelfer*innen. Sehiri wollte nach eigener Aussage diesen Landarbeiter*innen eine Stimme geben, und so wird der sommerliche Spielfilm auch zur Hommage an die Landbevölkerung, besonders an die Generation der jungen Frauen. Sie repräsentieren den gesellschaftlichen Wandel in diesem Land, in dem der Arabische Frühling seinen Anfang nahm und das sich ein gutes Stück weit demokratisch entwickelt hat.
Bianka PiringerKino-Zeit.de
Kommentare
So wechseln sich Verdacht und Flirt in Under the Fig Trees ab, alles dem Rhythmus der Ernte unterworfen: Wenn es nichts mehr zu sagen (oder zu pflücken) gibt, geht es zum nächsten Baum. Die Dramaturgie ist vorgegeben in der sinnlichen Schauanordnung, die Frida Marzouks Kamera mit viel Sonnenlicht entwirft, wobei sie sich zugleich dem Panoptischen widersetzt, indem kein Überblick über das Gelände, die Figuren oder die vergehende Zeit gegeben wird. Eine Woche ist wie ein Tag, wie der letzte Tag einer beschwerlichen Arbeitswoche, für die es nur 60 Dinar gibt.
Das Ensemble besteht aus realen Erntehelfer:innen, die um die Anstrengungen wissen, die den Choreografien des Streckens, Drehens, Greifens innewohnen.
Die Darsteller:innen kommen aus derselben Region und sind teils auch jenseits des Films familiär verbunden. Mit pragmatischer Routine findet bei Sehiri, die vorher Dokumentarfilme drehte, das Arbeiten statt, um unterdessen die wichtigen Dinge zu besprechen, zu denen moderne und traditionelle Probleme gleichsam gehören: Die Schule abschliessen oder abbrechen? Thirst traps auf Instagram lieber mit Hidschab oder ohne? Wieso darf Sana im Auto des Chefs vorne mitfahren? Und wer muss eigentlich in der Ehe gehorchen und sich verändern?
Im Fokus auf die jungen Frauen, auf ihr Auftreten und Sprechen, entfaltet Sehiris Spielfilmdebüt eine eigene Erzählung der prekären Arbeitsbedingungen und der ökonomischen Zusammenhänge, die das Zusammenleben in der tunesischen Gesellschaft bestimmen; kein Film der Resignation, sondern einer des Weiterkämpfens, des stetigen Weitermachens und Weitererntens. Aus dem Land, in dem die Bewegungen des Arabischen Frühlings begannen, kommt ein vibrierender Film über den Sommer und die Jugend.
Anne KüperFilmbulletin, 3.5.2023
Filmografie
- 2012
- Le Facebook de mon père (Kf/cm)
- 2018
- Étudiants (Kf/cm)
- 2018
- La voie normale
- 2021
- Under the Fig Trees (Taht alshajra)
Auszeichnungen
- 2022
- Festival International du Film Francophone de Namur: Meilleur Film Francophone
- 2022
- Pingyao International Film Festival: Best Director
- 2023
- Taipei Film Festival: Grand Prize