The High Sun
Zvizdan
- Regie: Dalibor Matanic
- CRO/SRB/SLO, 2015
- 123 Minuten

The High Sun
Er ist Kroate, sie ist Serbin. Und sie lieben sich – und trotzen damit dem Bürgerkrieg und dem, was ihre Familien, ihre Nachbarn und Freunde sagen. In unterschiedlichen Zeiten, verschiedenen Jahrzehnten. Dalibor Matanics Zvizdan erzählt drei Liebesgeschichten in drei verschiedenen Momenten der serbisch-kroatischen Geschichte. Oder ist es eine Liebesgeschichte, die mit ihren Möglichkeiten spielt?
DSWerkangaben
- Regie
- Dalibor Matanic
- Drehbuch
- Dalibor Matanic
- Produktion
- Ankica Juric Tilic
- Kamera
- Marko Brdar
- Schnitt
- Tomislav Pavlic
- Musik
- Alen Sinkauz, Nenad Sinkauz
- Besetzung
- Tihana Lazović (Jelena / Natasa / Marija), Goran Markovic (Ivan / Ante / Luka), Dado Cosic (Sasa), Stipe Radoja (Bozo / Ivno), Slavko Sobin (Mane / Dino)
- Land, Jahr
- CRO/SRB/SLO, 2015
- Dauer
- 123 Minuten
- Verleih
- Look Now!
Begründung / Zitat
«Vor 23 Jahren ging der Krieg in Kroatien zu Ende. Die Erinnerungen daran bestimmen nach wie vor den Alltag der Menschen. Die drei Parallelgeschichten zeigen uns exemplarisch, wie schwierig es ist, sich zu versöhnen. Liebe gegen Krieg – ein wenig Hoffnung kommt auf.»
Filmgilde
Kommentare
«Spätsommer 1991, irgendwo im Norden von Jugoslawien. Aufziehende Milizen lassen erahnen, dass die ethnischen Spannungen kurz vor der Entladung stehen. Die junge Jelena plant mit ihrem Freund Ivan nach Zagreb zu gehen, dort, so glauben sie, spielen die Ressentiments zwischen den Bevölkerungsgruppen keine Rolle. Denn Ivan ist Kroate, Jelena kommt aus einem von Serben bewohnten Nachbardorf. (…)
Sommer 2001. Der Krieg ist vorbei, die ausgebombten und zerschossenen Häuser zeugen von der Zerstörungswut, mit der ehemalige Nachbarn übereinander hergefallen sind. Die Serbin Natasha und ihre Mutter, traumatisiert von dem Verlust ihrer Angehörigen, kehren in ihr Haus zurück. Während die Mutter sich in den Wiederaufbau stürzt, für den sie den kroatischen Handwerker Ante anheuert, ist Natasha in ihrem Hass versteinert. (…)
Sommer 2011: Der kroatische Student Luka kommt nach langer Zeit wieder einmal in sein Heimatdorf, wo junge Leute, animiert von reichlich Drogen, eine Rave-Party feiern. Der Krieg ist für sie, die Mitte der 90er-Jahre noch Kinder waren, weit weg. (…)
Die drei selbstständigen Episoden spielt Regisseur und Drehbuchautor Dalibor Matanić mit den jeweils selben Hauptdarstellern durch, auch der Schauplatz – oft in Landschaftstotalen als Kontrast zu den kammerspielartigen Szenen eingefangen – bleibt der gleiche. Goran Marković hat in allen Teilen die Rolle des eher zurückhaltenden, auf die jeweiligen Situationen nur reagierenden Protagonisten inne. Als aufbegehrende Jugendliche Jelena, als Natasha, deren Hass alle anderen Bedürfnisse niederringt, und schliesslich als still leidende Mutter trägt die wandlungsfähige Tihana Lazović dagegen den Film allein mit ihrer enormen physischen Präsenz. Die Fokussierung auf die jeweilige Liebesgeschichte mit der gleichen Besetzung unterstreicht die zerstörerische Kraft der Zeitumstände, denen die Individuen weitgehend hilflos ausgeliefert sind, verleiht dem in seiner dramaturgischen Konstruktion recht vorhersehbaren Film aber am Ende eine vordergründige Versöhnungsbotschaft : Das gemeinsame Kind wird zum Symbol für eine friedlichere Zukunft.»
epd-film, 24.6.2016
«Imposant ist Matanics Film wegen dieser Kompromisslosigkeit: Die aus dem Inneren der Figuren schreiende Stummheit, die durch den nur spärlichen und oftmals ungewöhnlichen Musikeinsatz noch unterstützt wird, wirkt ebenso bedrückend, wie die Bildausschnitte von aussen ihre Protagonisten bedrängen. Neben seiner bedingungslosen Zeitlichkeit ist Zvizdan nämlich auch ein räumlich denkender Film. Das Dorf, dessen heimische Kleinkariertheit sich über die zwanzig Jahre hinweg zur verstörend pulsierenden Heimat entwickelt hat, ist der Ort, der den Protagonisten als einziger und letzter Spielraum bleibt – als L(i)ebensraum. (...)
Von jenem Überschreiten räumlicher Grenzen erzählt Zvizdan, von körperlichem Wagnis und von dem Mut, in Zeiten von Krieg und Intoleranz das Vorgefertigte, das Festgefahrene zu sprengen. Auch dann, wenn Sprechen nichts mehr nützt.»
critic.de, 30.6.2016
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2015
- Cannes Film Festival : Prix du jury Un certain regard
- 2015
- Sarajevo Film Festival: C.I.C.A.E. Award
- 2015
- Pula Film Festival: 7 Preise/prix
- 2015
- Cairo International Film Festival: Best Artistic Contribution
Filmografie (Auswahl)
- 2017
- Egzorcizam (Exorcism)
- 2016
- Transmania
- 2015
- Zvizdan (The High Sun)
- 2013
- Majstori
- 2011
- Caca (Daddy)
- 2010
- Majka asfalta (Mother of Asphalt)
- 2008
- Kino Lika