Terrestrial Verses

Vorstellung vom
  • Regie: Ali Asgari, Alireza Khatami
  • IR 2023
  • 77 Minuten
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Terrestrial Verses

Wenn Lichter und Irrlichter über der geschäftigen Stadt Teheran in der Morgendämmerung zu leuchten beginnen, ist das der Auftakt für neuen Irrsinn, der sich in Form absurder Regeln ins Leben der Menschen drängt. In neun Episoden erzählt «Terrestrial Verses» von so profanen wie unfassbaren Begegnungen mit einer allgegenwärtigen Bürokratie. Da möchte Vater Staat nicht nur ein Wörtchen mitreden bei der Namenswahl für Neugeborene. Nein, auch in Modefragen und für politisch motivierte Hundeentführungen sehen sich Beamte als die Besten aller möglichen Berater…

Werkangaben

Regie
Ali Asgari, Alireza Khatami
Drehbuch
Ali Asgari, Alireza Khatami
Produktion
Ali Asgari, Milad Khosravi
Kamera
Adib Sobhani
Schnitt
Ehsan Vaseghi
Musik
Masoud Fayaz Zadeh
Besetzung
Sadaf Asgari, Bahram Ark, Ardeshir Kazemi, Gohar Kheirandish, Farzin Mohades, Faezeh Rad, Majid Salehi, Hossein Soleimani
Land, Jahr
IR 2023
Dauer
77 Minuten
Verleih
Filmcoopi
Altersempfehlung
6

Filmografie

2017
Disappearance
2017
Los Versos del Olvido
2022
Until Tomorrow
2023
Terrestrial Verses
2023
Terrestrial Verses
2024
Higher than Acidic Clouds
2025
Divine Comedy
2025
The Things You Kill

Zitat

Terrestrial Verses ist ein Filmgedicht in elf Strophen über den ganz normalen Behördenwahnsinn in Teheran. Es ermahnt uns, Machtstrukturen immer zu hinterfragen – egal, wo wir leben.
Corinne Riedener
Saiten.ch, 30.04.2024

Kommentare

Die Macht ist übergriffig, reicht bis in die Dunkelheit des Kinosaals, wo man als Zuschauende rasch vergisst, dass Asgari und Khatami hier keine real existierenden Personen vorführen, sondern Schauspieler:innen, sorgfältig ausgewählt, aber nur bruchstückhaft informiert. Gedreht wurde ohne Genehmigung, mit ein paar Freund:innen und in bloss sieben Tagen. «Es gibt eine Zeit, um eine Geschichte zu erzählen, und es gibt eine Zeit, um Zeugnis abzulegen», so Asgari in einem Interview zum Film. Die Bewegung «Frau, Leben, Freiheit» habe auch das Kino ermutigt, den Zwang der Verschleierung nicht mehr zu befolgen: «Wir wollten sehen, wie scharf dieses Medium werden kann, wie direkt es sein kann», sagt Khatami. Tatsächlich liest sich ihr Film wie eine Visualisierung von Michel Foucaults Theorie der Macht, die unsichtbar, aber omnipräsent ist und in die privatesten Räume bis hinein in die Körper der Menschen vordringt, um sie zu unterwerfen und zu kontrollieren. [...] Seine Ausdruckskraft schöpft Terrestrial Verses aus einer mehrfachen Rahmung, gesetzt von der Kamera sowie von der strengen Struktur der iranischen Ghasel-Dichtung, deren Strophen oft in der Form humorvoll-philosophischer Debatten zwischen zwei Personen gebaut sind. Im Film entsprechen ihnen die neun Begegnungen im bürokratischen Alltag, ihrerseits gerahmt von einer minutenlangen Zeitrafferaufnahme des Tagesanbruchs über Teheran und einem Methusalem, der hinter dem Schreibtisch sitzt und langsam einnickt. Die Totalität der Macht hat auch eine zeitliche Dimension: Sie reicht von der Wiege bis ins Grab. Oder vergeht mit diesem Greis vielleicht auch die Macht der Mullahs?
Franziska Meister
Woz, 25.04.2024

Kommentare

Diesen alltäglichen Irrsinn visualisieren die Regisseure mittels einer strengen Formvorgabe. Dabei blenden sie die Sittenwächter so aus, dass die jeweilige Schikane aus ihrer Sicht geschildert wird. Der Film gerät zu einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung. Was er offenbart, ist die jeweilige »Unterwerfung« unter den Willen Gottes – so lautet auch die (arabische) Übersetzung des Wortes »Islam«. Die gallige Pointe dieser dialogstarken Satire läuft darauf hinaus, dass diese Unterwerfung durch religiöse Vorschriften ermöglicht und zugleich kaschiert wird. [...] Der Filmtitel zitiert das gleichnamige Gedicht von Forugh Farrochzad, einer der bedeutendsten iranischen Lyrikerinnen der Gegenwart. Assoziiert sind aber ebenso die Satanischen Verse. In ihnen spielte Salman Rushdie mit der Fiktion, dass man nicht wissen könne, ob die heilige Verkündigung nun aus dem Munde Mohammeds oder Satans kommt. Wie sehr diese Zweideutigkeit das totalitäre System stützt, veranschaulichen die Irdischen Verse in Perfektion. So weiss jeder der Sittenwächter nur zu gut, dass er eine Schmierenkomödie aufführt. Doch die eindeutige Zweideutigkeit religiöser »Unterwerfung« dient dem Machterhalt. Das in 77 Minuten deutlich zu machen, ist eine filmische Meisterleistung.
Manfred Riepe
epd-Film, 22.03.2024

Luora

Vorprogramm
  • Regie: Carlos Piaget
  • CH 2002
  • 5 Minuten
zum Hauptfilm

Luora

Ein Faden ist in einer Lampe gefangen, deren Kabel am Zerreissen ist. Ein aufkommendes Gewitter wird ihm seine Freiheit wiedergeben.