Le Grand Bal (ausgefallen)

Vorstellung vom
  • Regie: Laetitia Carton
  • FR 2018
  • 95 Minuten
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Le Grand Bal (ausgefallen)

Mehr als zweitausend Menschen aus ganz Europa strömen jeden Sommer in einen kleinen französischen Ort auf dem Land, um sieben Tage und acht Nächte zu tanzen. Sie verlieren die Vorstellung von Zeit, ihre Müdigkeit und sich selbst. Ein Film voller Lebensfreude über und mit Menschen, die sich der Musik und dem Tanz hingeben und über Musiker*innen, die diese Menschen in den Tanz spielen.

DS

Werkangaben

Regie
Laetitia Carton
Drehbuch
Laetitia Carton
Produktion
Jean-Marie Gigon
Kamera
Karine Aulnette, Prisca Bourgoin, Laetitia Carton, Laurent Coltelloni
Schnitt
Rodolphe Molla
Land, Jahr
FR 2018
Dauer
95 Minuten
Verleih
Look Now!
Altersempfehlung
12

Begründung / Zitat

Es ist dieser sichtbare Spass, der es schwermacht, Le grand bal im Kino sitzend zu sehen. Die Klänge der Volkslieder aus der halben Welt und die Bilder von aufgekratzt tanzenden Menschen wecken den eigenen Bewegungsdrang.

Sonja Wenger
Bieler Tagblatt, 13.10.2018

Kommentare

Bevor sie das Festival entdeckte, habe sie diese Welt nur aus den Erzählungen ihrer Grossmutter gekannt, aus alten Geschichten von Dorftänzen nach der Ernte oder der Weinlese, bei Hochzeiten oder Taufen, und bei denen jeweils die Augen der Menschen erstrahlt seien. Heute geht das Wissen um Volkstänze zunehmend verloren, und damit auch die sozialen Gemeinschaften, deren Kit sie sind.
Die Regisseurin stellte sich aber noch eine weitere Frage: Was ist denn der Ansporn der Menschen, die an diesem Festival teilnehmen? Warum nehmen sie es in Kauf, eine Woche lang viel zu wenig zu schlafen, dafür unermüdlich zu tanzen und sich zu erschöpfen? Und warum stehen sie dennoch jeden Tag und jeden Abend mit strahlenden Augen auf dem Parkett?
Man spürt, dass es hier einen Zusammenhang gibt. Und als sie die Filmaufnahmen einem befreundeten Choreographen vorgespielt habe, sagte dieser nur, er «sehe vor allem das wichtige Bedürfnis des Menschen, berührt zu werden».
In der Tat zeigen die Bilder aus Le grand bal viele Menschen auf der Suche nach einem sinnlichen Ereignis. Sie suchen nach der Veränderung und nach der Energie, die das Tanzen zu zweit, zu viert oder zu hundert in einem auslösen. Sie wollen all die Dinge loslassen, die einen im Alltag zurückhalten und jene Last abwerfen, die uns im Leben schwerfällig macht. Jeder Mensch suche beim Tanzen etwas anderes, sagt eine Stimme im Film. Doch stets dreht es sich um eine Form der Freude, der Ekstase und darum, auf seinen Körper zu hören.
In wunderbar meditativen Sequenzen tanzt die Kamera mit. Sie bringt einen ganz nah an eng umschlungen tanzende Paare, die sich gerade erst kennengelernt haben. Sie ist Teil bei wirbelnden Mazurkas. Und sie giesst jede Bewegung in Bilder voller Respekt und Lebensfreude. Der Mensch ist kein isoliertes Wesen und im Tanz zeigt sich dies auf geradezu magische Weise.

Sonja Wenger
Bieler Tagblatt, 13.10.2018

Musik ist es, was uns alle vereint. Sie mit jemandem zusammen, Körper an Körper, zu fühlen, gehört in eine andere Dimension. Aber auch negative Gefühle lässt Laetitia Carton nicht aussen vor, etwa wenn man nicht zum Tanzen aufgefordert wird oder vom Tanzpartner schnell wieder stehen gelassen wird, weil es nicht harmoniert.
Carton betreibt mit Le Grand Bal aber auch Gesellschaftskritik und preist diesen «magischen Ort», wo Alter und Herkunft keine Rolle spielen; wo die Menschen zusammenkommen, um das Leben zu feiern. Schön, wenn man davon etwas in den Alltag mitnehmen kann. Denn auch der Wunsch nach Nähe – körperlich und seelisch – ist etwas, was uns alle vereint.

Regina Grüter
St.Galler Tagblatt, 11.10.2018

Filmografie

2009
La Pieuvre
2014
Edmond, un portrait de Baudoin
2015
J'avancerai vers toi avec les yeux d'un sourd
2018
Le Grand Bal

Bonobo (ausgefallen)

Vorprogramm
  • Regie: Zoel Aeschbacher
  • CH 2017
  • 20 Minuten
zum Hauptfilm

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Félix, Ana und Seydoux leben im selben Sozialwohnblock, kennen einander aber nicht. Der altersschwache Lift des Hochhauses verbindet ihre Lebensgeschichten miteinander und führt sie wie eine Höllenmaschine einem tragischen Schicksal entgegen.