El Castigo
Vorstellung vom
- Regie: Matías Bize
- CL/AR 2022
- 86 Minuten
El Castigo
Eine Entscheidung. Zwei Minuten. Jetzt ist ihr Sohn Lucas verschwunden. Eine Mütze auf dem Waldboden ist alles, was sie finden. Ana ist wütend und frustriert, Mateo verzweifelt. Eine nervenaufreibende Suche beginnt und enthüllt schliesslich ein schmerzhaftes Geheimnis.
Werkangaben
- Regie
- Matías Bize
- Drehbuch
- Coral Cruz
- Produktion
- Adrián Solar
- Kamera
- Gabriel Díaz
- Schnitt
- Rodrigo Saquel
- Musik
- Gustavo Pomenarec
- Besetzung
- Antonia Zegers (Ana), Néstor Cantillana (Mateo)
- Land, Jahr
- CL/AR 2022
- Dauer
- 86 Minuten
- Verleih
- Bendita Film Sales (ES)
- Altersempfehlung
- 12
Zitat
Bizes sichere Hand lässt den Film zu einer Lektion in technischer Meisterschaft werden, während das Drehbuch von Coral Cruz eine aufreibende, aber lohnende Erfahrung ist: Die Zuschauer:innen werden voraussichtlich mehr aus dem Film mitnehmen, als sie zu Beginn erwartet hatten.
Jonathan HollandScreen Daily, 20.3.2023 [übers. ds]
Kommentare
Bize versteht, dass sich sein Film zwischen einer realistischen (aber nicht virtuosen) Übung und einem dramatischen Entwurf an der Grenze zur Abstraktion bewegen muss. Seine Kamera zeichnet in Echtzeit die zunehmende Beklemmung der Suche und des Wartens am Strassenrand vor dem Einbruch der Nacht auf. Vor allem aber auch gestaltet und verdichtet sie eine zweite, moralische Zeit, die dank des grossartigen Drehbuchs von Coral Cruz allmählich die verborgenen Schichten, Motive, Hinweise, Halbwahrheiten und frommen Lügen enthüllt, die dem Ereignis zugrunde liegen.
So entfaltet sich El castigo in zwei Richtungen. Einerseits ist da jene des Countdowns der Suche und des Eintreffens von zwei Polizisten als falsche Fährte. Andererseits offenbaren sich in jeder Geste, jeder Bewegung, jedem Dialog und jedem Schweigen zwischen dem Ehepaar vor unsichtbarer Kamera die Tabus: (ungewollte) Mutterschaft und die damit einhergehenden Ängste, Verzicht auf die eigene Identität, Verantwortung, Schuldgefühle, Reue, Ungleichgewichte und Krisen in der Beziehung, Probleme in der eigenen Kindheit, gesellschaftliche Urteile und die verheerende Leugnung der Realität.
Manuel J. LombardoDiario de Sevilla, 1.4.2023 [übers. ds]
Kommentare
Viele der Arbeiten von Bize, etwa La Memoria del Agua von 2015, der ebenfalls den Verlust eines Kindes thematisiert, spielen sich in Echtzeit ab. Und wie auch Sábado, una película en tiempo real von 2003 wurde El castigo in einer einzigen Einstellung mit einer Kamera gedreht. Es ist eine riskante Strategie, die hier überraschenderweise nur selten zu Längen oder überhasteten Momenten führt. Der Film wurde an sieben aufeinanderfolgenden Tagen gegen Einbruch der Dunkelheit gedreht, wobei hier die am sechsten Tag gedrehte Version zu sehen ist. [...]
Die Anspannung, die sich in Ana und so auch in den Zuschauer:innen aufgestaut hat, veranlasst sie zu einem etwa zehnminütigen, hervorragend gespielten, kathartischen Monolog, in dem sie ihre wahren Gefühle gegenüber dem Muttersein offenbart – chaotische, komplizierte Gefühle, die von Drehbuchautor Cruz brillant formuliert und von Zegers brillant wiedergegeben werden, so dass die unangenehmen Wahrheiten, die Ana über die Lippen kommen, alle möglichen Akkorde treffen.
Es ist eine Rede, die leicht gestellt wirken könnte, aber hier geht sie nahtlos und natürlich aus der vorangegangenen Stunde hervor: Wir wurden sorgfältig darauf vorbereitet.
All dies in Echtzeit zusammenzufügen, ist eine Herausforderung, aber die Szenen folgen so flüssig aufeinander, dass wir uns dessen nie bewusst sind. Die technische Raffinesse ist nicht bloss Angeberei, sondern verleiht den Aussagen, die ja nicht dermassen originell sind, eine besondere Intensität. Wenn wir das eindrucksvolle Schlusstableau von El castigo erreichen, sind wir voll und ganz bei Lucas' Mutter und nicht bei dem Kind selbst, was eine beachtliche Leistung aller Beteiligten ist – und vielleicht sogar zu den Absichten des Drehbuchs gehört.
Jonathan HollandScreen Daily, 20.3.2023 [übers. ds]
Filmografie
- 2003
- Sábado, una película en tiempo real
- 2005
- En la cama
- 2006
- Lo bueno de llorar
- 2010
- La Vida de los Peces
- 2015
- La Memoria del Agua
- 2018
- En tu piel
- 2022
- El castigo
- 2022
- Mensajes Privados
Auszeichnungen
- 2022
- Tallinn Black Nights Film Festival: Best Actress
- 2022
- Beijing Film Festival: Best Film, Best Actress
- 2023
- Circle of Art Critics of Chile: Best Chilean Film
- 2023
- Málaga Film Festival: Best Director
- 2023
- Lima Film Festival: Best Actress