The Monk and the Gun

Vorstellung vom
  • Regie: Pawo Choyning Dorji
  • BT/TW/FR/US/HK 2023
  • 107 Minuten
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The Monk and the Gun

Während die Bevölkerung Bhutans gerade James Bond, das Fernsehen und das Internet entdeckt hat, beschliesst der König, sein Land weiter zu modernisieren, indem er Wahlen anberaumt, um ein parlamentarisches System einzuführen. Doch kaum steht der politische Wandel bevor, beginnt die Machtgier die Gemüter der sonst so sanftmütigen Bevölkerung zu erhitzen. Vor diesem Hintergrund machen sich drei Figuren auf eine Reise, deren Wege sich vor atemberaubender Kulisse kreuzen werden: Wahlleiterin Tshering Yangden möchte in den Bergdörfern Testwahlen durchführen, ein junger Mönch sucht für die geheimnisvolle Zeremonie seines Meisters zwei Schusswaffen und ein US-amerikanischer Waffensammler ist auf der Spur eines altes Gewehrs.

Werkangaben

Regie
Pawo Choyning Dorji
Drehbuch
Pawo Choyning Dorji
Produktion
Jean-Christophe Simon, Hsu Feng, Stephanie Lai, Pawo Choyning Dorji
Kamera
Jigme Tenzing
Schnitt
Hsiao-Yun Ku
Musik
Frederic Alvarez
Besetzung
Tandin Wangchuk (Tashi), Kelsang Choejay (Lama), Deki Lhamo (Tshormo), Pema Zangmo Sherpa (Tshering Yangden), Tandin Sonam (Benji), Harry Einhorn (Ron Colman)
Land, Jahr
BT/TW/FR/US/HK 2023
Dauer
107 Minuten
Verleih
Trigon-Film
Altersempfehlung
0

Filmografie

2019
Lunana
2023
The Monk and the Gun

Auszeichnungen

2023
Vancouver International Film Festival: Audience Award
2023
Rome Film Fest: Special Jury Award
2023
Mumbai Film Festival: Audience Choice Award
2024
Fribourg International Film Festival: Audience Award

Zitat

Eine schalkhafte Parabel, die kontinuierlich unsere Erwartungen unterläuft.
Dominic Schmid
Woz, 18.04.2024

Kommentare

[Dem Erfolg von Lunana] folgt nun eine märchenhafte Parabel darüber, wie beim «Wandel und Übergang zu einem moderneren und gebildeten Land» der «schöne Wert der Unschuld» verschwindet, «weil der moderne Verstand anscheinend nicht zwischen Unschuld und Unwissenheit unterscheiden kann». Die Aussage und der Tonfall des Regisseurs im Pressedossier passen perfekt zu seinem Film, der auf die zahlreichen Widersprüche einer rasanten Modernisierung mit einer Mischung aus sarkastischer Wut und lakonischer Gelassenheit reagiert. [...] Dass sich die Handlung von The Monk and the Gun trotz ihrer offensichtlichen Parabelhaftigkeit nie ganz vorhersehen lässt, verdankt sich nicht nur dem schalkhaften Erzählstil voller ironischer Zufälle und Klischees, die keine einzige westliche Drehbuchkommission überleben würden. Es liegt auch an gänzlich anderen soziologischen Grundprämissen und Erwartungen daran, was für diese Figuren ein «erfolgreiches» Ziel sein könnte. Mit Nachdruck distanziert sich der Film beispielsweise von einer teleologisch klaren Haltung, was Aufklärung und Demokratie als logische Endpunkte einer geglückten gesellschaftlichen Entwicklung betrifft. Dabei kann der unbekümmerte Erzählton des Films durchaus darüber hinwegtäuschen, dass der Blick aus diesem vermeintlich rückständigen Ort zurück auf die Welt (und das dort sitzende Publikum) nicht unbedingt von freundlich-buddhistischer Versöhnung geprägt ist. Selbst wenn im Film am Ende niemand die Abzüge der verschiedenen altertümlichen und modernen Gewehre betätigt: Deren metaphorische Geschosse finden durchaus ihr Ziel und schlagen dort Wunden, so leuchtend rot wie der in Bhutan allgegenwärtige Phallus, von dem der Lama weiss, dass er «die Dualität aufhebt und uns der Erleuchtung näherbringt».
Dominic Schmid
Woz, 18.04.2024

Kommentare

bIn vielen anderen Gesellschaften hat sich die Demokratie nach einer Art Revolution aus einer anderen Ordnung heraus durchgesetzt. Wie war das in Bhutan?/b In der modernen Geschichte hing die Existenz des kleinen Bhutan von seiner Fähigkeit ab, unbedeutend zu bleiben. Die Politik der Selbstisolierung half Bhutan zu überleben und dem Kolonialismus und dem ausländischen Einfluss zu widerstehen, während seine Nachbarn Tibet und Sikkim ihre Unabhängigkeit verloren. Als der Rest der Welt Trends der Globalisierung wie Coca-Cola, McDonald's, MTV und Demokratie übernahm, klammerte sich Bhutan hartnäckig an die Sicherheitsnetze der Vergangenheit, mit dem König als einziger Autorität und den 2500 Jahre alten Lehren des Buddha als Wegweiser für das eigene Leben. Mit dem Beginn des digitalen Zeitalters beschlossen die Bhutaner:innen, das Internet, Mobiltelefone und Kabelfernsehen zu meiden, um ihre eigene einzigartige Lebensweise zu schützen. Doch Mitte der 2000er Jahre [...] sah sich Bhutan in seiner Existenz bedroht, da es sich in einer digitalisierten, politisierten Welt abgehängt sah. [...] Bhutan war das letzte Land der Welt, das ans TV-Netz angeschlossen wurde und das Internet erlaubte, und vermutlich eines der wenigen Länder, in dem ein demokratisches System nicht durch eine Revolution herbeigeführt werden musste, sondern ein König freiwillig abdankte, damit sein Land und sein Volk seinen eigenen, ganz besonderen Platz in der Welt finden konnten.
Interview mit dem Regisseur im Pressedossier
Trigon-Film, 17.04.2024