Parasite

Vorstellung vom
  • Regie: Bong Joon-Ho
  • KR 2019
  • 132 Minuten
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Parasite

Die ganze Familie Ki-taek ist arbeitslos. Umso mehr interessiert sie sich für den sorglosen Lebensstil der wohlhabenden Familie Park. Dank einer glücklichen Fügung und der Empfehlung eines Freundes gelingt es dem Sohn, eine Anstellung als privater Englischlehrer bei den Parks zu ergattern. Dies ist der Anfang einer unkontrollierbaren Verkettung von Ereignissen, aus deren Sogwirkung niemand wirklich heil herauskommen wird…

Werkangaben

Regie
Bong Joon-Ho
Drehbuch
Bong Joon Ho, Han Jin-won
Produktion
Kwak Sin-ae, Moon Yang-kwon, Bong Joon Ho, Jang Young-hwan
Kamera
Hong Kyung-pyo
Schnitt
Yang Jin-mo
Musik
Jung Jae-il
Besetzung
Song Kang-ho (Kim Ki-taek), Lee Sun-kyun (Park Dong-ik), Cho Yeo-jeong (Choi Yeon-kyo), Choi Woo-shik (Kim Ki-woo), Park So-dam (Kim Ki-jung), Lee Jung-eun (Gook Moon-gwang)
Land, Jahr
KR 2019
Dauer
132 Minuten
Verleih
Filmcoopi
Altersempfehlung
16

Filmografie

2000
Barking Dogs Never Bite
2003
Memories of Murder
2006
The Host
2009
Mother
2013
Snowpiercer
2017
Okja
2019
Parasite
2025
Mickey 17

Auszeichnungen

2019
Cannes Film Festival: Palme d'Or
2019
Blue Dragon Awards: Best Film, Best Director, Best Actor (Song Kang-ho), Best Actress (Cho Yeo-jeong)
2020
Academy Awards: Best Film, Best Director, Best Original Screenplay, Best International Feature Film
2020
César Awards: Meilleur film étranger
2020
Golden Globes: Best Motion Picture - Foreign Language

Zitat

Kapitalismuskritik für alle Sinne: So unglaublich unterhaltsam und scharf wie in Bong Joon-hos Parasite wurde das Thema soziale Spaltung im Kino selten thematisiert.
Hannah Pilarczyk
Der Spiegel, 16.10.2019

Kommentare

Auch die urbane Wirklichkeit in Parasite ist jetzt auf fast schon plakative Weise segmentiert, zwischen Souterrain in der Gosse und blitzblanker Luxusvilla hoch über der Stadt. Aber wenn hier wiederum alles auf Klassenkampf angelegt scheint, dann kommt die Revolution diesmal auf den leisen Sohlen der Scharade. Geld, heisst es einmal in diesem Film, sei wie ein gutes Bügeleisen: «Es glättet alle Falten.» Und wenn die Falten vom Geld mal schön weggebügelt und alle Fugen im Haus abgedichtet sind, gibts auch nirgends mehr Nischen, wo sich irgendwer einnisten könnte. Oder? [...] Das asiatische Kino beweist ja in jüngster Zeit regelmässig einen scharfen Blick für die sozialen Verwerfungen der Gesellschaft. Erst die mittellose japanische Diebesbande in Shoplifters, die auf engstem Raum eine solidarische Zweckfamilie bildete. Dann der koreanische Thriller Burning, der in einem amourös aufgeladenen Dreieck den feinen und nicht so feinen Unterschieden zwischen neuem Reichtum und vererbter Armut nachspürte. Parasite mutet nun manchmal wie eine Synthese dieser Filme und ihrer Motive an. Leichter und zugleich böser als diese beiden, gleitet er mühelos zwischen den Genres, vom komödiantischen Auftakt bis zum grimmigen Showdown. Wobei Bong Joon-ho hier zuallererst ein bewährtes Genre auf den Kopf stellt. Der klassische Home-Invasion-Thriller ist ja in seiner Struktur latent reaktionär: Da muss stets das eigene Haus (also immer auch: die eigene Nation) bis aufs Blut gegen eine wie auch immer geartete Bedrohung von aussen verteidigt werden. Parasite kehrt die gängige Perspektive um: Die Luxusvilla soll hier nicht gegen aussen geschützt, sondern von unten eingenommen werden – sie bildet den Horizont für die Fantasie vom sozialen Aufstieg. Doch auch wenn die Unterwanderung des Hauses durch die arbeitslosen Eindringlinge zunächst auf einen Umsturz mit spielerischen Mitteln hindeutet: Klassenkämpferische Energie ist hier nur bedingt am Werk. Die «Parasiten» legen zwar einiges an hochstaplerischer Erfindungsgabe an den Tag, aber zuletzt bleiben sie doch in ihren kleinbürgerlichen Aufstiegsträumen gefangen – und reiben sich vor allem unter ihresgleichen auf. In Snowpiercer liess Regisseur Bong noch einen utopischen Ausweg offen, hier nun treibt er seine Invasion auf dem Villenhügel im letzten Drittel folgerichtig auf ein ebenso rabiates wie illusionsloses Finale zu. Und die Revolution bleibt, was sie in Parasite von Anfang an war: eine Scharade derer, die sich nichts anderes leisten können.
Florian Keller
Woz, 08.08.2019

Kommentare

Eine Erzählung über Arm und Reich und eine wütende Abrechnung mit den Verwüstungen des Neoliberalismus: Bong Joon Hos vergnüglich verwinkelter und verstörender Schocker folgt einer mittellosen Familie, die sich in einen wohlhabenden Haushalt einnistet. Bong, ein Meister des von allen Konventionen losgelösten Genrekinos, wechselt fliessend zwischen Komödie und bissiger Sozialsatire hin und her, um das Ganze dann mit einem Ausbruch tragischer Gewalt so atemberaubend wie unvermeidlich in Flammen aufgehen zu lassen.
«Die 100 Besten Filme des 21. Jahrhunderts» – Platz 1
The New York Times, 23.06.2025 [übers. ds]