Mami Wata
Vorstellung vom
- Regie: C. J. "Fiery" Obasi
- NG/FR/UK 2023
- 107 Minuten
Mami Wata
Iyi ist ein kleines Dorf am Golf von Guinea. Abgeschnitten von der Aussenwelt, leben die Menschen tief in der eigenen Kultur verwurzelt. Stolz tragen sie ihr leuchtend weisses Make-up und ehren die Göttin Mami Wata, die ihnen Schutz und Glück bringen soll. Ihren eigenen Reichtum vertrauen die Menschen Mama Efe an, die als Vermittlerin für die Gottheit auf Erden amtet. Als die Zeit kommt, in der eine ihrer Töchter aktiv werden soll, treten Spannungen in der Familie auf. Und als ein Bub stirbt, werden Mama Efes Kräfte und die Existenz der Göttin in Frage gestellt.
Werkangaben
- Regie
- C. J. "Fiery" Obasi
- Drehbuch
- C. J. "Fiery" Obasi
- Produktion
- Oge Obasi
- Kamera
- Lílis Soares
- Schnitt
- Nathan Delannoy
- Musik
- Tunde Jegede
- Besetzung
- Rita Edochie (Mama Efe), Uzomaka Aniunoh (Zinwe), Evelyne Ily (Prisca), Emeka Amakeze (Jasper), Kelechi Udegbe (Jabi)
- Land, Jahr
- NG/FR/UK 2023
- Dauer
- 107 Minuten
- Verleih
- Trigon-Film
- Altersempfehlung
- 12
Zitat
Ein Wirbel aus Feuer und Wasser [...]. Obasi gelingt es, die zahlreichen Kontraste und Paradoxien auf fruchtbare Weise zueinander in Beziehung zu setzen.
Dominic SchmidWoz, 21.9.2023
Kommentare
Was Mami Wata zum unvergesslichen Seherlebnis macht, ist die Inszenierung: ein manchmal schwer durchschaubares Vexierspiel aus Lichtreflexen und Dunkelzonen, das passagenweise an Klassiker des expressionistischen Stummfilms erinnert. Aber gefiltert durch 100 Jahre Kinogeschichte und realisiert nahe des Äquators. Er habe «einen hyperstilisierten Film drehen» wollen, sagt Obasi, und nennt als seine Vorbilder Akira Kurosawa und David Lynch. Was weniger gegensätzlich ist, als es klingt.
Von Kurosawa übernimmt der Regisseur das artifizielle Setting, in dem die Akteure sich bewegen: Räume und Landschaften, die eher nach Theaterbühnen samt Kulissen aussehen. Von Lynch inspiriert ist das numinos Unheimliche, das viele Szenen durchzieht – ohne dass der Film die Präsenz des Übersinnlichen ins Bild setzen würde.
Beide Einflüsse zusammen ergeben einen drastischen Verfremdungseffekt: Die Protagonisten sind stark geschminkt und wild kostümiert in der Manier historischer Vorbilder, die es in dieser Form wohl nie gegeben hat. So spielen sie einen archetypischen Konflikt durch, der vielerorts bis heute andauert – und selten mit der Rückbesinnung auf die Tradition endet. Für seine kontrafaktische Wunschlösung findet Regisseur Obasi eine Bildsprache, die ebenso fantastisch ist – form follows function.
Bela Akuninkunstundfilm.de, 8.1.2024
Kommentare
Die Bildsprache ist schwarzweiss, traumartig – und dezidiert nicht von biblischen Motiven bestimmt, sondern vom Rhythmus des Wassers und dem grösstenteils vormodernen Dorfleben. Das kontrastreiche Schwarzweiss lässt die maskenartig bemalten Gesichter der Figuren wie leuchtendes Make-up an einer Party wirken – eine Assoziation, die laut Obasi nicht zufällig ist.
Mit seiner Kamerafrau, der Brasilianerin Lílis Soares, habe er nach Möglichkeiten gesucht, die Welt des Films greifbarer und spezifischer zu gestalten und auch das ewige Problem des fehlenden Kontrasts zwischen Schwarzer Haut und der Nacht auf originelle Art zu lösen. Dabei hätten sie plötzlich an Partygänger:innen gedacht, die ihre Gesichter mit leuchtenden Neonfarben schmücken: «Es war wie eine kleine Erleuchtung. Gesichtsbemalungen als sehr traditionelles, greifbares Element werden hier mit etwas Modernem wie der zeitgenössischen Partykultur angereichert – die natürlich wiederum von der Tradition inspiriert ist.» [...]
Der Wirbel, mit einer unsichtbaren Wassergottheit im Zentrum, ist nicht das schlechteste Bild dafür, wie es Obasi in Mami Wata gelingt, die zahlreichen Kontraste und Paradoxien auf fruchtbare Weise zueinander in Beziehung zu setzen. Moderne und Tradition, das Männliche und das Weibliche, Gemeinschaft und Gewalt, Realität und Traum: Alles bedingt und umkreist sich gegenseitig, ohne dass sich je ein:e klare:r Gewinner:in ausmachen liesse. Die Macht von Mama Efe geht auf eine mystische Tradition zurück, mit «realen» Kriterien ist sie nicht zu rechtfertigen. So wie auch Obasi es nicht gelten lässt, dass alle Probleme, mit denen der afrikanische Kontinent heute zu kämpfen hat, auf den Kolonialismus zurückzuführen sind: «Natürlich hat dieser ein gewisses Fundament gelegt, aber die Frage ist doch, was wir jetzt aus diesem machen.»
Dominic SchmidWoz, 21.9.2023
Filmografie
- 2014
- Ojuju
- 2015
- O-Town
- 2018
- Hello, Rain (Kf/cm)
- 2021
- Juju Stories (Segment)
- 2023
- Mami Wata
Auszeichnungen
- 2023
- Sundance Film Festival: Special Jury Prize, Special Jury Award for Cinematography
- 2023
- FESPACO Ouaga, Burkina Faso: Prix de la critique, Meilleure image, Meilleur décor