Jimmy's Hall
Irland 1932: Jimmy Gralton kommt nach mehr als zehn Jahren aus den USA in sein Heimatdorf zurück. Hier, inmitten der rauen irischen Landschaft, gab es einst einen einfach eingerichteten Tanzsaal: einen Ort der Freiheit und der Inspiration, des Träumens und natürlich des Tanzens. Mit Jimmys Rückkehr erwacht der Saal zu neuem Leben – und damit die Hoffnungen einer jungen Generation auf eine freiere, selbstbestimmte Zukunft. Das allerdings gefällt den konservativen Kreisen im Ort ganz und gar nicht…
Werkangaben
- Regie
- Ken Loach
- Drehbuch
- Paul Laverty
- Produktion
- Rebecca O'Brien
- Kamera
- Robbie Ryan
- Schnitt
- Jonathan Morris
- Musik
- George Fenton
- Besetzung
- Barry Ward (James "Jimmy" Gralton), Simone Kirby (Oonagh), Andrew Scott (Padre Seamus), Jim Norton (Padre Sheridan), Francis Magee (Mossie), Brían F. O'Byrne (O'Keefe)
- Land, Jahr
- UK/IE/FR 2014
- Dauer
- 109 Minuten
- Verleih
- Filmcoopi
- Altersempfehlung
- 6
Filmografie
- 1967
- Poor Cow
- 1969
- Kes
- 1991
- Riff-Raff
- 1993
- Raining Stones
- 1998
- My Name is Joe
- 2000
- Bread and Roses
- 2001
- The Navigators
- 2006
- The Wind that Shakes the Barley
- 2009
- Looking for Eric
- 2012
- The Angels' Share
- 2014
- Jimmy's Hall
- 2016
- I, Daniel Blake
- 2019
- Sorry We Missed You
- 2023
- The Old Oak
Auszeichnungen
- 2015
- Political Film Society, USA: PFS Award
- 2015
- Turia Awards: Best Foreign Film
Zitat
Es wird auch viel getanzt und geswingt in diesem Loach-Film, der milde und zuversichtlich ist. Einmal mehr hat Ken Loach mit Jimmy's Hall etwas gedreht, wovon es früher wohl zu viel gab und heute vielleicht zu wenig: einen politischen Feelgood-Film.
Rüdiger SuchslandDeutschlandfunk, 14.08.2014
Kommentare
Der Konsument der täglichen Nachrichten ist gefordert, Contenance zu bewahren angesichts der gewalttätigen Auseinandersetzungen in so vielen Teilen der Welt. Meist sind die Konflikte auch von Menschen angezettelt, deren Machtwille mit religiösem Fanatismus eine Kumpanei eingeht. Wer in Ken Loachs Jimmy’s Hall eine entspannende Distanz von der alltäglichen Realität sucht, wird eine Geschichte erzählt bekommen, die zwar vor vielen Jahrzehnten spielt und ihn nicht in seinem aktuellen Lebensgefühl tangieren dürfte, trotzdem wird sie Emotionen gegen Ungerechtigkeit wecken und die Meinung stärken, dass Menschen dumm und destruktiv sein können, auch wenn sie sich für gebildet oder religiös elaboriert halten.
Ken Loach, ein Meister der Inszenierung von Menschen und Schauplätzen, hat mit seinen 78 Jahren einen emotionalisierenden Stil so überzeugend internalisiert, dass es keinerlei avantgardistischer Spässchen bedarf, um die Essenz einer Geschichte trotz der Verlagerung in die Vergangenheit auch für die Gegenwart einsichtig zu machen. Unwillkürlich leidet man mit, verspürt Wut gegen die Ignoranz und Blödheit der Selbstgerechten. [...]
Das aus Amerika mitgebrachte Grammofon vermittelt über die Musik etwas von der Freiheit, bringt die Bewohner des Dorfes und der Umgebung dazu, ihre eigene Musik wiederzuentdecken und sich im Tanz freudig zu verausgaben. Der swingende Chicago-Jazz, die irische Volksmusik, die hingebungsvoll tanzenden Menschen sind ein zeichenhaftes Ritual: «Ich habe immer die ‹Danseuses› von Degas im Hinterkopf, die beim Betrachter den Eindruck erwecken, dass man sich in einer Theaterloge seitlich daneben befindet. Degas’ Blickrichtung verläuft nicht auf der Höhe des Orchestergrabens, von dem aus man die Bühne frontal sehen kann, sondern er richtet seinen Fokus leicht über den Tänzerinnen aus, sodass man plötzlich nicht nur die Bühnenkünstler wahrnimmt, sondern auch die Kulissen.» (Loach)
Erwin SchaarFilmbulletin, 30.07.2014
Kommentare
In The Wind that Shakes the Barley schickte Ken Loach einen jungen Arzt in den irischen Unabhängigkeitskrieg. Jetzt, in Jimmy’s Hall, ist der Klassenkämpfer des britischen Kinos zurück in der jungen Republik, um dem Kommunistenführer James Gralton (1886–1945) ein Denkmal zu setzen. Das Drehbuch seines Stammautors Paul Laverty hangelt sich dabei nicht einfach Graltons bewegter Biografie entlang, sondern verdichtet dessen Leben rund um den symbolischen Ort der Tanzbude, die als umkämpfter Freiraum erscheint, wo das Volk sich vom Zugriff der Kirche zu emanzipieren hofft. Jimmy’s Hall ist ein historisches Drama über den Widerstand: etwas schematisch gezeichnet, aber so aufrecht, wie man das von Ken Loach nicht anders erwartet.
Florian KellerWoz, 21.08.2014