Oberösterreich im Jahr 1750: Ein Karpfenteich reflektiert das Grau des Himmels. Ein tiefer, dunkler Wald schluckt das Sonnenlicht. Auf einem Hügel wird eine Hingerichtete zur Schau gestellt. Als Exempel. Als Warnung. Ein Omen? Die tiefreligiöse und hochsensible Agnes betrachtet die tote Frau mit Mitleid. Auch mit Sehnsucht, denn sie fühlt sich fremd in der Welt ihres Mannes Wolf, in die sie gerade eingeheiratet hat. Eine gefühlskalte Welt voller Arbeit, Verrichtungen und Erwartungen. Immer mehr zieht sich Agnes zurück. Immer enger wird ihr inneres Gefängnis, immer erdrückender ihre Melancholie. Eine Gewalttat scheint ihr bald der einzige Ausweg.
Dieser Film enthält Szenen von schockierender Gewalt, die die Sensibilität von manchen Personen verletzen werden.
Werkangaben
- Regie
- Severin Fiala & Veronika Franz
- Drehbuch
- Veronika Franz, Severin Fiala
- Produktion
- Ulrich Seidl, Bettina Brokemper
- Kamera
- Martin Gschlacht
- Schnitt
- Michael Palm
- Musik
- Soap&Skin
- Besetzung
- Anja Plaschg (Agnes), David Scheid (Wolf), Maria Hofstätter (Schwiegermutter Gänglin), Natalia Baranova (Ewa Schikin), Lukas Walcher (Lukas)
- Land, Jahr
- AT/DE 2024
- Dauer
- 121 Minuten
- Verleih
- Pan Distribution FR
- Altersempfehlung
- 16
Auszeichnungen
- 2024
- Berlinale: Silberner Bär für eine herausragende künstlerische Leistung (Martin Gschlacht, Kamera)
- 2024
- Österreichischer Filmpreis: Bester Spielfilm, Beste weibliche Hauptrolle, beste weibliche Nebenrolle, beste Kamera, beste Montage, bestes Maskenbild, bestes Szenenbild, beste Musik
- 2024
- Sitges Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya: Best Film
- 2024
- European Film Awards: Best Costume Design
Filmografie
- 2014
- Ich seh Ich seh
- 2019
- The Lodge
- 2024
- Des Teufels Bad
Zitat
Es ist eine aussergewöhnliche Liebe zum historischen Detail, die den Film so besonders und damit gleichzeitig so bedrückend macht.
Kathrin Trattner
DerStandart.at, 12.04.2024
Kommentare
Der Film befasst sich auf eindrückliche Art und Weise mit einem wenig bekannten historischen Phänomen. An der Schwelle zur Aufklärung, insbesondere ab 1650, häufen sich im deutschsprachigen Raum Fälle von dem, was Juristen des 18. Jahrhunderts als «mittelbaren Selbstmord» bezeichneten: Morde, die begangen werden, um die eigene Hinrichtung herbeizuführen und damit der ewigen Verdammnis eines direkten Selbstmordes zu entgehen. Besonders viele dieser über 400 dokumentierten Fälle betrafen Frauen, die Opfer waren oftmals Kinder.
Der dritte Langspielfilm von Veronika Franz und Severin Fiala greift also wieder das Thema Mutterschaft prominent auf, das bereits im Debüt des Regieduos 2014, dem Horrorfilm Ich seh, ich seh, eine tragende Rolle einnahm. Der mehrfach ausgezeichnete Film ist nicht nur aufgrund der beeindruckenden Kameraarbeit von Martin Gschlacht und den grandiosen schauspielerischen Performances von Anja Plaschg, Maria Hofstätter und David Scheid sehenswert, sondern vor allem wegen der grossen Detailverliebtheit in der religions- und justizgeschichtlichen Recherchearbeit. [...]
Scheinbare Kleinigkeiten wie das Vaterunser-Beten als Zeitmass beim Kochen sind ebenfalls wichtige Bausteine für ein atmosphärisch dichtes Bild einer düsteren historischen Epoche. Franz und Fiala erzählen ausserdem in Des Teufels Bad nicht nur die Geschichte eines in der historischen Forschung wenig bekannten Phänomens. Sie tun dies auch aus einer bestimmten Perspektive. Dadurch geben sie Frauen aus dem bäuerlichen Milieu, den Unsichtbaren und Ungehörten jener Zeit, eine Stimme.
Kathrin Trattner
DerStandart.at, 12.04.2024
Kommentare
Das Beten ist allgegenwärtig im Film. Oder die mühevolle Handarbeit auf dem Feld, für die die abgemergelten Tagelöhner in ihren zu grossen Kleidern mit einer alten Scheibe Brot entlohnt werden.
«Ich wollt weg von der Welt», wird Agnes am Ende des Films sagen, als sich der Tod ein weiteres Mal über die Gemeinschaft gelegt hat. Anja Plaschg, die als Soap&Skin auch die Musik komponierte, spielt den Leidensweg einer der Welt überdrüssigen Frau mit grosser Intensität. Sie gibt den Unsichtbaren und längst vergessenen Frauen jener Zeit, gefangen in den untröstlichen Verhältnissen, ein Gesicht der Verzweiflung, das lange in Erinnerung bleibt.
Dem Leiden der Menschen steht die Natur mit grosser Gleichgültigkeit gegenüber. Kameramann Martin Gschlacht, der bei der Berlinale den Silbernen Bär für eine herausragende künstlerische Leistung erhielt, fängt die düsteren Waldkulissen, die jegliches Licht zu schlucken scheinen, in beeindruckenden Bildern ein.
Es ist diese existenzielle Urgewalt des Daseins, die den Wäldern innewohnt und die einen gleichermassen erstaunen und erschaudern lassen. Der tiefe Glaube, den die Menschen hier in sich tragen, wirkt angesichts des Schweigens der Welt wie ein verzweifelter Hilferuf. Dass die Menschen dabei zu ihrem eigenen Teufel werden, zeigt der Film auf erschütternde Weise.
Tobias Obermeier
Taz, 18.11.2024