Bilder im Kopf

Vorstellung vom
  • Regie: Eleonora Camizzi
  • CH 2024
  • 77 Minuten
Bilder im Kopf 05 Schliessen

Bilder im Kopf

Tochter und Vater begegnen sich in einem weissen Raum. Ein unschuldiges Gespräch über einen Deal mit der Queen offenbart: In der scheinbaren Leere steht neben einer stigmatisierten Diagnose ein jahrzehntelanges Schweigen. Was als Befragung über die Vergangenheit beginnt, entwickelt sich zu einem aufrichtigen Dialog im Jetzt. Der Film hinterfragt die Grenzen von krank und gesund, richtig und falsch, fremd und vertraut und versucht eine Utopie Wirklichkeit werden zu lassen.

Werkangaben

Regie
Eleonora Camizzi
Drehbuch
Eleonora Camizzi, Jules Claude Gisler
Produktion
Eleonora Camizzi, Kezia Zurbrügg, Patrik Näpflin
Kamera
Kezia Zurbrügg, Savino Caruso
Schnitt
Eleonora Camizzi
Musik
Xenia Wiener, Rosanna Zünd
Land, Jahr
CH 2024
Dauer
77 Minuten
Verleih
am Limit GmbH
Altersempfehlung
16

Filmografie

2024
Bilder im Kopf

Auszeichnungen

2025
Solothurner Filmtage: Prix «Visioni»

Bilder im Kopf, in Solothurn mit dem «Visioni»-Preis ausgezeichnet, zeigt unter anderem, von welcher Schönheit der blosse Akt des aufrichtigen und sich eines Urteils vorerst enthaltenden Zuhörens sein kann.
Dominic Schmid
Woz, 27.03.2025

Er habe das Gefühl, fällt der Vater seiner Tochter ins Wort, dass sie auf etwas Bestimmtes hinauswolle: «Was willst du eigentlich genau von mir wissen?» – «Darüber? Alles.» Vinci wirkt überrascht, aber auch ein bisschen traurig: «Das ist etwas viel, Leo. Sorry.» Bilder im Kopf von Eleonora Camizzi – ihr Vater nennt sie Leo – handelt durchaus von diesem «darüber»: von der «paranoiden Schizophrenie», die ihm als Dreissigjährigem diagnostiziert wurde, nachdem er sich freiwillig hatte «einliefern» lassen, weil sich Leos Mutter vor ihm fürchtete. Zu Recht, wie er seiner Tochter gegenüber einräumt, deren Augen sich nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal mit Tränen füllen. Sie stellt weitere Fragen: warum er ist, wie er ist, und wie es sich anfühlt, in einer Gesellschaft zu leben, die mit Menschen wie ihm nichts anderes anzufangen weiss, als ihnen eine IV-Rente zu bezahlen und starke Beruhigungsmittel zu verschreiben. So wichtig wie der Inhalt des Gesprächs ist der Ort, an dem es stattfindet: ein weisser Raum ohne Möbel, ohne Tür und ohne Dekoration. Durch ein Fenster sieht man das Meer, vor dem ab und an Menschen in Badekleidung vorbeischlendern, während Leo und Vinci ganz in Weiss gekleidet sind. Weshalb genau dieses filmisch-experimentelle Konstrukt ein Gespräch ermöglicht, das trotz aller Barrieren und implizierten Verletzungen von Offenheit und sichtbarer Liebe geprägt ist, bleibt ein wunderbares Rätsel, das keiner Auflösung bedarf.
Dominic Schmid
Woz, 27.03.2025

Bilder im Kopf ist ein intimes Stück Kino, das nahegeht. Das Publikum wird auf sich selber zurückgeworfen, auf eigene Beziehungen und den Umgang mit psychischen Erkrankungen. [...] Das ist eine der Stärken des Films: Er präsentiert eine individuelle, persönliche Geschichte, wird aber gleichzeitig allgemeingültig und zeigt vom Kleinen und Intimen ins Grosse und Gesellschaftliche. Was ist Inszenierung, was Improvisation in dieser Tochter-Vater-Geschichte? Es gab einen ungefähren Plan, sagt Camizzi; Themen, die sie ansprechen wollte, aber auch viel Raum für Unerwartetes. So habe sie zum Beispiel einfach die Lust verspürt, mit ihrem Vater zu tanzen und das haben sie dann auch getan. «Das Grossartige am Medium Film ist, dass Filme in die Wirklichkeit eingreifen und neue Wirklichkeiten schaffen können.» Als ihr Vater das Werk zum ersten Mal gesehen hat, sei er erleichtert gewesen, zugesagt zu haben: «Es wäre eine Schande, wenn es diesen Film nicht gäbe.» Aber: «Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Mut zu diesem Ja gehabt hätte, wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet.» Das fasst den beeindruckenden Erstling der jungen Filmemacherin passend zusammen: Es geht um Vertrauen und Offenheit, Neugier und Bewusstheit.
Raphael Amstutz
Keystone-SDA, 11.09.2025