Viens je t’emmène

Vorstellung vom
  • Regie: Alain Guiraudie
  • FR/BE, 2022
  • 100 Minuten
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Viens je t’emmène

Die Nachricht von einem Terroranschlag im französischen Clermont-Ferrand überrascht Isadora und Médéric im Bett. Médéric, ein sympathischer, unauffälliger Mittdreissiger, hat sich Hals über Kopf in die ältere, verheiratete Sexarbeiterin Isadora verliebt. Doch jetzt endet ihr Liebesspiel im Hotel de France jäh. Die Stadt ist in Aufruhr. Sélim, ein junger arabischstämmiger Obdachloser, bekommt von Médéric Geld und Unterschlupf. Doch dann überkommt ihn der Verdacht, dass Sélim an dem Anschlag beteiligt gewesen sein könnte. Er ruft die Polizei. Isodoras Ehemann ist inzwischen auch aufgekreuzt und wird allmählich eifersüchtig.

Werkangaben

Regie
Alain Guiraudie
Drehbuch
Alain Guiraudie
Produktion
Charles Gillibert
Kamera
Hélène Louvart
Schnitt
Jean-Christophe Hym
Musik
Xavier Boussiron
Besetzung
Jean-Charles Clichet (Médéric), Noémie Lvovsky (Isadora), Iliès Kadri (Sélim), Michel Masiero (M. Coq), Doria Tillier (Florence), Renaud Rutten (Gérard)
Land, Jahr
FR/BE, 2022
Dauer
100 Minuten
Verleih
Les Films du losange, Paris

Zitat

"Eine" groteske Komödie, die erst übliche Verhaltensweisen dekonstruiert, dann neu konstruiert und aus dem Scheitern beider einen komischen Effekt zieht. Frei nach Friedrich Dürrenmatt eigne sich nur die Komödie, um die Gegenwart abzubilden.

Hendrik Warnke
film-rezensionen.de, 15.2.2022

Kommentare

Alle Filme Guiraudies handeln von Lust als Antriebskraft hinter allem anderen – aber "Viens je t’emmène", so der Regisseur in einem Interview, sei auch ein Film, der sich einen Weg zwischen Begehren und Paranoia suche. […]

Mit "Viens je t’emmène" drehte Guiraudie, ein Regisseur des Regionalen, Ländlichen, des natürlichen Lichts und der Spaziergänge und Fluchtbewegungen auf den Hochebenen im Südwesten Frankreichs, seinen ersten städtischen Film. Indem er sich der Atmosphäre und Stimmung einer Stadt im Ausnahmezustand nach einem Terrorakt (in Details sichtlich inspiriert durch die Pariser Anschläge im Jahr 2015, die für die französische Gesellschaft bis heute eine Zäsur darstellen) durch ein sich im Laufe der Geschichte immer wieder neu zusammensetzendes Beziehungsgeflecht nähert, erzählt er etwas, das auch auf eine andere Weise in die Gegenwart ragt: Auf eine sehr entspannte und unaufdringliche, ungerührt komische und frivole Art ist "Viens je t’emmène" ebenfalls ein Pandemiefilm, wie er anderen Regisseur*innen, die explizit Pandemie-Thematiken behandelten, bislang nicht gelungen ist.

Gegen den verhärmten Blick auf unvereinbare und unversöhnliche Positionen setzt Guiraudie die grosszügig vorurteilsfreie Beschäftigung mit beiläufigen Momenten: Wenn eine Arbeitskollegin Médéric auf der Strasse verführen möchte und daran durch das nächtliche Ausgangsverbot gehindert wird, ist ein Lockdown für Guiraudie zunächst einmal eines – nämlich ein praktisches Hindernis für etwas, das in keinem unmittelbaren Zusammenhang zum Verbot steht.

In dem Song „Viens je t’emmène“, nach dem Guiraudie seinen Film […] benannt hat, singt France Gall: „Ich habe meine Augen so sehr geschlossen, ich habe so viel geträumt, dass ich dort angekommen bin.“ Träume sind in Guiraudies Filmen selten etwas Gegensätzliches zur Wirklichkeit. Am Anfang seines Langfilmdebüts "Pas de repos pour les braves" (2003) droht der Titelfigur im Schlaf ein Wesen, dies sei sein letzter Traum, nun dürfe er die Augen nicht mehr schliessen, sonst würde er im nächsten Traum sterben. Wach sein, wach bleiben, das heisst in "Viens je t’emmène": Die Lust und Sehnsucht, von der man geträumt hat, gegen die Widerstände und Ängste der Realität verwirklichen können.

Kamil Moll
filmstarts.de, 5.2.2022

Filmografie

2003
Pas de repos pour les braves
2005
Voici venu le temps
2009
Le Roi de l’évasion
2013
L’Inconnu du lac
2016
Rester vertical
2022
Viens je t’emmène

Think Something Nice

Vorprogramm
  • Regie: Claudius Gentinetta
  • CH 2022
  • 6 Minuten
zum Hauptfilm

Think Something Nice

Ausgeliefert auf dem Zahnarztstuhl kann sich der Protagonist dem Schmerz des elendiglichen Menschseins nicht entziehen. Um sich abzulenken, flüchtet er sich in eine Geschichte von Fischer und Meer.