The Hill Where Lionesses Roar

Vorstellung vom
  • Regie: Luàna Bajrami
  • FR/XK, 2021
  • 83 Minuten
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The Hill Where Lionesses Roar

Für die drei besten Freundinnen Qe, Jeta und Li ist ein Leben ohne einander undenkbar. Sie verbringen jede freie Minute zusammen, trinken Bier, rauchen, hängen rum, machen Lebenspläne oder sich gegenseitig die Haare. Und schlagen sich die Nächte um die Ohren. Ein Studium wäre die einzige Möglichkeit, dem Wahnsinn der dörflichen Enge und der patriarchalen Strukturen zu entkommen, und als sie wieder nicht an der Universität aufgenommen werden, gründen Qe, Li und Jeta eine Gang, brüllen sich auf einem kargen Hügel die Seele aus dem Leib und brechen aus ihrem quasi vorgezeichneten Leben aus.

Werkangaben

Regie
Luàna Bajrami
Drehbuch
Luàna Bajrami
Produktion
Luàna Bajrami, Adrien Ferrand, Pascal Judelewicz, Quentin Just, Val Rahmany
Kamera
Hug Paturel
Schnitt
Michel Klochendler, Juliette Penant
Musik
Aldo Shllaku
Besetzung
Luàna Bajrami (Lena), Andi Bajgora (Zem), Flaka Latifi (Qe), Era Balaj (Li), Urate Shabani (Jeta)
Land, Jahr
FR/XK, 2021
Dauer
83 Minuten
Verleih
Xenix Film

Zitat

Es gibt immer diesen einen Sommer im Leben, den man nie vergisst. Das beeindruckende Erstlingswerk der französischen Regisseurin und Schauspielerin Luàna Bajrami taucht bildgewaltig ein in eine solche Lebensphase.

Silvia Posavec
tagblatt.ch, 18.8.22

Kommentar

Luana Bajrami […] kehrt mit ihrem ersten Langfilm in die Heimat ihrer Eltern zurück. Indem sie ihr Alter Ego auf die so unterschiedlichen jungen Frauen treffen lässt, reflektiert sie ganz offen ihre eigene Position als Regisseurin.

Lena verkörpert alles, was den Kosovarinnen verwehrt bleibt: Bildung, Freiheit, Chancen. Doch bei diesem Mädchen, das als Kind ihre Heimat verlassen musste, hat die Migrationserfahrung eine grosse Leere hinterlassen. Sie beneidet die drei anderen um ihre Freundschaft und die Kraft, die sie aus ihr ziehen. Diese Bewunderung überträgt die Regisseurin in ihre Bildsprache und inszeniert ihre Löwinnen in ausgedehnten Einstellungen im unfreiwilligen Stillstand. Es ist die Ruhe vor dem Sturm: Nachdem ein korrumpiertes Bildungssystem ihnen jede Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft nehmen will, entscheiden sie, sich nicht mehr zurückhalten zu lassen. In einem Akt der Selbstbefreiung können sie den Demütigungen, der Gewalt und Armut in ihren Familien endlich entfliehen.

Es macht Spass, ihnen bei ihren hemmungslosen und verspielten Raubzügen zuzuschauen, auch wenn ihr Eskapismus nicht ohne Konsequenzen bleiben kann. «Wir haben das Recht, in unserer Heimat glücklich zu sein», sagt Qe und bringt damit das grosse Problem der jungen Nachkriegsgeneration auf den Punkt. Sie wollen nicht auswandern müssen, um eine Lebensperspektive zu haben. Nach "Zana" (2019) und "Hive" (2021) ist dies nun ein weiterer Film, der sich auf kluge Weise kritisch mit der Stellung der Frau in der kosovarischen Gesellschaft beschäftigt. Doch es ist der unerschütterliche Glaube dieser drei jungen Frauen an ihre Zukunft, ihr Drang, einfach nur frei und unbeschwert zu sein, der diesen Film zu einem so berauschenden Filmereignis macht.

Silvia Posavec
tagblatt.ch, 18.8.22

Noch selten wurde die Hoffnungslosigkeit dreier junger Frauen in so ergreifenden Bildern geschildert. Da flimmert eine leise Melancholie durch die Einstellungen. Die süsse Trauer darüber, dass das Leben nun einmal nicht fair ist, ist allgegenwärtig, aber nie aufdringlich. Was Kameramann Hugo Paturel da eingefangen hat, ist ungemein atmosphärisch, voller Sehnsucht und irgendwie auch: voller jugendlicher Hoffnung. […]

The "Hill Where Lionesses Roar" sprüht nicht gerade vor Optimismus. Er versagt sich aber auch den frustrierenden Jammerton, der Sozialdramen allzu oft eigen ist. Und das ist der Film: ein Sozialdrama. Daran ändern weder die schönen Bilder etwas noch die temporeichen Passagen, in denen die Löwinnen in schwarzen Sturmmasken Einkaufszentren ausräumen.

Dass der Ton weder ins Zynische noch ins Wehklagende verfällt, hat gewiss mit dem sorgfältigen Drehbuch von Luàna Bajrami zu tun. Es hat aber auch – und vor allem – mit den hervorragenden Darbietungen der drei Hauptdarstellerinnen zu tun. [Sie] spielen ihre Verzweiflung mit erstaunlicher Ruhe, dabei nie apathisch. Wo es passt, sind Wut, Zärtlichkeiten oder Entschlossenheit durchaus gefühlvoll dargestellt.

Oliver Camenzind
Filmbulletin, 18.8.2022

Auszeichnungen

2021
Sarajevo Film Festival: Best Actress (Era Balaj, Flaka Latifi, Urate Shabani)
2021
Stockholm Film Festival: Best Directorial Debut, Best Screenplay.
2021
Warsaw International Film Festival: FIPRESCI Prize.
2021
Raindance Film Festival: Best Director

Filmografie

2023
En attendant que mes larmes viennent (Kf/cm)
2023
Bota Jone
2021
The Hill Where Lionesses Roar

À l’Ancienne

Vorprogramm
  • Regie: Yasmine Bahechar
  • CH 2020
  • 19 Minuten
zum Hauptfilm

À l’Ancienne

Eine Freundschaft zwischen einer Gruppe von Mädchen in Genf, zwischen der Rhone und der Arve, genau da, wo sich die beiden Flüsse treffen. Eine Abreise kann Dinge durcheinander bringen.