The Climb

Vorstellung vom
  • Regie: Michael Angelo Covino
  • USA, 2019
  • 98 Minuten
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The Climb

Mike und Kyle sind beste Freunde, die im Laufe der Jahre alles miteinander geteilt haben – leider auch manchmal die Frau, wie der eine dem anderen kurz vor der geplanten Hochzeit erzählt. Doch der Filmbeginn täuscht: erzählt wird nicht vom Ende einer Freundschaft sondern davon, wie sie alle Tiefpunkte und Turbulenzen überdauert. Sieben charmant und oft urkomisch erzählte Kapitel zeigen die Freundschaft zweier durchschnittlicher Typen in der dramatischen Form einer stürmischen Liebesgeschichte – reich an Abgründen, Auseinandersetzungen und starken Gefühlen.

Werkangaben

Regie
Michael Angelo Covino
Drehbuch
Michael Angelo Covino, Kyle Marvin
Produktion
Michael Angelo Covino, Kyle Marvin, Noah Schnapp
Kamera
Zach Kuperstein
Schnitt
Sara Shaw
Musik
Jon Natchez, Martin Mabz, Cédric Cartaut
Besetzung
Kyle Marvin (Kyle), Michael Angelo Covino (Mike), Gayle Rankin (Marissa), Talia Balsam (Suzi), George Wendt (Jim), Judith Godrèche (Ava)
Land, Jahr
USA, 2019
Dauer
98 Minuten
Verleih
Xenix Film

Zitat

Kunstvoll inszenierte Komödie über eine strapaziöse Männerfreundschaft, die immer wieder ins Absurde kippt, ohne dass ihre Glaubwürdigkeit darunter leiden würde.

Michael Kienzl
Filmdienst

Kommentar

Bereits die Eröffnungsszene der auf dem gleichnamigen Kurzfilm basierenden Independent-Komödie "The Climb" erweist sich als programmatisch. Jedes der durch Zeitsprünge getrennten Kapitel funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip: Kaum wurde ein dramatischer Konflikt etabliert, kippt er auch schon ins Absurde. Zunächst versucht der etwas übergewichtige und wütende Kyle erfolglos, seinen athletischeren Freund auf dem Fahrrad einzuholen, dann lässt sich der nicht minder aufgewühlte Mike auf eine Schlägerei mit einem Autofahrer ein, bei der er jämmerlich unterliegt. Das (männliche) Dasein erweist sich in Covinos autobiografisch gefärbtem Film als endlose Abfolge von Demütigungen.

Doch noch auf andere Weise gibt die erste Szene den Kurs des Films vor. Über mehrere Jahre und einige schwere Krisen hindurch widmet sich "The Climb" einer Männerfreundschaft, die sich nicht unwesentlich über Konkurrenz definiert. Der sportliche Wettkampf dient dabei als Metapher für ein Verhältnis, bei dem sich die Hierarchien immer wieder verschieben. […]

Ungewöhnlich an "The Climb" ist, dass er sich seiner Männerfreundschaft erzählerisch fragmentarisch und formal verspielt widmet. Der Film besteht aus langen, kunstvollen Einstellungen und verwendet zahlreiche Songs, die das Geschehen kommentieren. Auch wenn sich Covino manchmal vom Eifer hinreissen lässt, möglichst originell zu sein – etwa wenn er einen Strip von Kyle als Musikvideo inszeniert –, zeichnet er sich durch einen präzisen und ungeschminkten Blick auf eine Männerfreundschaft und ihre teilweise ziemlich ungesunde Dynamik aus. Statt die Beziehung zur unschuldigen Bromance zu verklären, dreht sich hier alles um Minderwertigkeitskomplexe, Eifersucht und die Unfähigkeit, das Glück des Anderen zu akzeptieren.

Michael Kienzl
Filmdienst

"The Climb" ist eine unaufdringlich grossartige Komödie, insbesondere weil sie aus existenziellen, oft tragischen Wendungen komische Funken schlägt, die nicht abgegriffen wirken. Neben Trennungen gibt es in diesem Film eine Beerdigung, Mike entwickelt im Verlauf der Ereignisse ein „drinkin’ thing“, doch schlägt dieser Ernst oft in Humor um, der hart am Slapstick entlangsegelt, ohne diesen auszuschlachten. Etwa wenn Mike betrunken eine Weihnachtsfeier von Kyles Familie aufsucht, durchs Wohnzimmer in Richtung Weihnachtsbaum torkelt und die Szene kurz vor ihrem katastrophalen Höhepunkt abreisst.

Jedes Kapitel ist um eine lange Kamerafahrt organisiert, was den Szenen etwas klaustrophobisch Geschlossenes, in ihrer durchgehaltenen Bewegung jedoch zugleich Flaneurhaftes verleiht. Die Kamera kommt nicht los von den Geschehnissen und Personen, so wie Mike und Kyle nie richtig voneinander loskommen oder -wollen.

Tim Caspar Boehme
taz, 18.8.2020

Filmografie

2019
The Climb
2018
The Climb (Kf/cm)
2010
Surprise Surprise (Kf/cm)
2008
The Liberation of Teddy Wendin (Kf/cm)
2007
One Night Stand (Kf/cm)