Return to Dust

Vorstellung vom
  • Regie: Li Ruijun
  • CN, 2022
  • 131 Minuten
F4OSLBT4SVADFDEBQMYMWCSSFU scaled Schliessen

Return to Dust

Der schweigsame Bauer Ma ist das letzte unverheiratete Mitglied seiner Familie; Guiying ist behindert und unfruchtbar, über das im ländlichen China übliche Heiratsalter ist sie weit hinaus. In der zwischen ihnen arrangierten Ehe treffen sie als zwei Fremde aufeinander, die Vereinzelung und Demütigungen gewohnt sind. Die Heirat könnte alles nur noch verschlimmern, doch für Ma und Guiying wird sie zur Chance. Sie lernen, Nähe zuzulassen, sich auszusprechen, füreinander zu sorgen und sogar zu lächeln – trotz der harten Feldarbeit, mit der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten, und der Herausforderungen, die sie gemeinsam bewältigen müssen.

Werkangaben

Regie
Li Ruijun
Drehbuch
Li Ruijun
Produktion
Zhang Min, Li Yan
Kamera
Wang Weihua
Schnitt
Li Ruijun
Musik
Peyman Yazdanian
Besetzung
Wu Renlin (Youtie Ma), Hai Qing (Guiying Cao)
Land, Jahr
CN, 2022
Dauer
131 Minuten
Verleih
Trigon Film

Zitat

Nicht bloss beeindruckend, sondern sehr nahe jenem Bereich, wo Begriffe wie «Meisterwerk» oder «filmische Offenbarung» angemessen klingen. – Eine tief berührende Parabel über die Arbeit am eigenen Glück.

Dominic Schmid
Woz, 17.2.2022

Kommentare

Am Anfang und am Ende blickt ein Esel aufs Dorf. Es liegt am Rand einer Wüste, die sich ins bebaute Land frisst und der im chinesischen Film "Return to Dust" spektakulär schöne Bilder zu verdanken sind. Eine körperlich versehrte Bäuerin sitzt mit ihrem Mann, der von seiner Familie als Trottel behandelt wird, auf einer Sanddüne. Die beiden wurden verheiratet, und Regisseur Li Ruijin inszeniert in einer quälenden Einstellung, wie die beiden angeleitet werden, vor einer kahlen roten Wand fürs Hochzeitsfoto zu posieren. Ihre Gesichter passen nicht ins Bild.
Der ganze Film passt nicht ins Bild, das Chinas Regierung von ihrem Land zeigen möchte, und er stellt auch die globalisierte Idee der Modernisierung infrage. "Return to Dust" hat seit dem Kinostart in China bereits 14 Millionen Franken eingespielt, doch seit dem 26. September ist er dort nicht mehr zu sehen. Die Spekulationen über die Gründe der Zensur gehen in eine klare Richtung: "Return to Dust" zeigt eine Armut, die offiziell als überwunden gilt. […]
So etwas wie Weisheit hat nur Raum, wenn die Eheleute allein sind. Wenn sie beim Jäten Gedanken über die Natur austauschen, erhält der Film etwas Sagenhaftes. Als sei er ein Gedicht über das gute Leben im schlechten. Oder eine Erinnerung an die grossen Einsiedler der chinesischen Literatur.

Annette Hug
Woz, 10.11.2022

Keine 300’000 Franken hat [die Produktion] gekostet und fast 14 Millionen Franken eingespielt. Das Drama schien einen Nerv zu treffen. Aufgescheucht vom Interesse, holte die Zensurbehörde Versäumtes nach und cancelte den Film sozusagen rückwirkend. Auch bei den chinesischen Streamingdiensten flog er raus. Aber was eigentlich macht ihn zum Problem?
Wer den Film gesehen hat, hat etwas gesehen, was er nicht hätte sehen sollen: die Rückständigkeit auf dem Land. […]
Aber Ruijun drangsaliert den Zuschauer nicht mit dem Elend, er erzählt zärtlich von einer langsam keimenden Liebe. Es ist ein Film der kleinen Gesten, den Sozialkommentar muss man suchen, wenn auch nicht allzu weit. Als dringend ein Blutspender hermuss für einen reichen Geschäftsmann im Dorf, hat nur der «Vierte Bruder» die richtige Blutgruppe: Der Film vermittelt, wie die Armen ausgeblutet werden.
Oder man sieht, wie das Paar den Acker bestellt, und der «Vierte Bruder» sinniert über das Getreide, das «nur wachsen und nirgends hingehen» könne, das also «vom Wind verweht, von der Sonne verbrannt würde». Und selber habe man zwar Füsse, sei aber doch «auch an unser Land gefesselt». Denn «wovon soll ein Bauer ohne Land leben»?
Das will Staatschef Xi nicht hören. Er verspricht Wohlstand durch Urbanisierung, die Armut sei besiegt. Etwas anderes soll man nicht sehen, kann man auch nicht mehr. Zumindest in China nicht. Hier schon. Und wer den bewegenden Film sehen kann, sollte ihn sich anschauen.

Andreas Scheiner
NZZ, 10.11.2022

Auszeichnungen

2022
Udine Far East Film Festival: Silver Mulberry, Black Dragon Audience Award
2022
Miskolc International Film Festival: FIPRESCI Prize (Best Foreign Film), Emeric Pressburger Prize (Best Feature Film)
2022
Valladolid International Film Festival: Golden Spike (Best Film)
2022
Lison & Estoril Film Festival: Special Jury Award
2022
Asian Film Festival Barcelona: Best Film
2022
Golden Apricot Yerevan International Film Festival: Golden Apricot (Best Film)

Filmografie

2007
The Summer Solstice
2010
The Old Donkey
2012
Fly with the Crane
2014
Present (Kf)
2014
River Road
2017
Walking Past the Future
2022
Return to Dust