Dancing Beethoven

Vorstellung vom
  • Regie: Arantxa Aguirre
  • ES/CH, 2016
  • 79 Minuten
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Dancing Beethoven

In meisterhaft gestalteten Bildern wird uns die atemberaubende Entstehungsgeschichte eines der erfolgreichsten Tanzstücke des 21. Jahrhunderts präsentiert. «Alle Menschen werden Brüder», heisst es in Schillers «Ode an die Freude», die Ludwig van Beethoven in seiner 9. Symphonie vertonte. In Maurice Béjarts Ballettfassung wird diese Utopie zu getanzter Wirklichkeit. Zusammen mit dem Tokyo Ballet und dem Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta brachte das Béjart Ballet Lausanne 2015 dieses ungewöhnliche Tanzstück auf die Bühne. Neun Monate lang verfolgt der Film in rauschhaften Bildern die leidenschaftlichen Proben bis hin zur triumphalen Aufführung des Kunstwerkes.

Werkangaben

Regie
Arantxa Aguirre
Drehbuch
Arantxa Aguirre
Produktion
Fondation Béjart Ballet Lausanne, Fondation Maurice Béjart, López-Li Films
Kamera
Rafael Reparaz
Schnitt
Valeria Gentile
Musik
Ludwig van Beethoven
Land, Jahr
ES/CH, 2016
Dauer
79 Minuten
Verleih
Xenix Film

Zitat

Ein hinreissender Film, der ein wirkungsmächtiges Kleinod des Ballett-Universums im Geiste Maurice Béjarts beleuchtet und so pathetisch wie tröstlich davon zeugt, welch Versöhnlichkeiten und Verbundenheiten eine Kultur der kooperativen Kombination zu transportieren vermag!

Marie Anderson
Kino-Zeit.de, 13.4.2017

Kommentar

Innerhalb von neun Monaten, dem Zeitraum einer Schwangerschaft, wie Malya Roman als dramaturgische Erzählerin und Repräsentantin der spanischen Regisseurin Arantxa Aguirre im Film bemerkt, entsteht hier das philosophisch unterfütterte Porträt eines einzigartigen und interdisziplinären kulturellen Projekts. Neun Monate bis zur Inszenierung der legendären Neunten durch das Béjart Ballett Lausanne, das Tokyo Ballet und das Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta – da entstehen grossartige wie schmerzvolle Einblicke in das Training der Tänzer_innen, aber auch in die kognitiv-künstlerische Welt der beteiligten Protagonist_innen. Wenn ein Lausanner Choreograph die Bedeutung dieser ganz grossen Werke dieses Kulturkosmos als Trost, als Glück in einer „so unheilvollen Welt“ beschreibt, offenbart sich die Komplexität von Dancing Beethoven, die auch in einer Verknüpfung zur aktuellen soziopolitischen Befindlichkeit der Menschheit besteht, zuvorderst auf das geflügelte Wort „Alle Menschen werden Brüder“ aus Schillers An die Freude bezogen. Wenn 80 Tänzerinnen und Tänzer aus aller Welt sich auf der Bühne in Tokio an den Händen halten und gesanglich diese Lyrik erklingt, entsteht damit das prägnanteste, prächtigste Bild dieses Dokumentarfilms, der es wagt, den suizidalen Beethoven mit jenen dreihundert Menschen in Verbindung zu bringen, die sich jährlich auf Schweizer Bahnstrecken das Leben nehmen.
So verweben sich ungewöhnliche Inhaltskombinationen mit der aussergewöhnlichen Form der Dokumentation: Arantxa Aguirre findet stille, langsame jahreszeitliche Impressionen inmitten klangvoller, dynamischer Probesequenzen, thematisiert signifikante Komponenten der japanischen Kultur sowie des Zen-Buddhismus und präsentiert theoretische Aspekte des tänzerischen Ausdrucksrepertoires. Doch es sind die beachtlich offenen und tiefsinnigen Interviews mit den engagierten Akteuren des Projekts, die das bewegende Flair des Films tragen. Hier werden eben keine glatten Antworten zurechtgeschnitten, sondern die Lebendigkeit und Authentizität von ambivalenten Aussagen zelebriert, was erheblich zur Hintergründigkeit und mitunter auch Heiterkeit der Gespräche beiträgt. […]
Es ist der Charme einer selbstverständlichen, gelebten Diversität, der auch die agile Atmosphäre der Akteure untereinander markant prägt. Dass bei aller Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten und individuellen Lebensgeschichten eine starke, förderliche und bereichernde Einigkeit entstehen kann, scheint sowohl als Botschaft von Beethovens Neunter als auch ihrer tänzerischen Inszenierung durch. Auch unter den Tänzer_innen gibt es ein Paar, das ein Kind erwartet, und die Ankündigung dieses freudigen Ereignisses der Schwangerschaft hat die Besetzungspläne kräftig durcheinandergebracht. Doch auch das gehört zum Alltag eines derart extravaganten Projekts, ebenso wie Tränen, Hoffnungen und eine enorme Euphorie, die sich auch auf ein nicht speziell vorgebildetes Publikum überträgt.

Marie Anderson
Kino-Zeit.de, 13.4.2017

Filmografie

2006
Hécuba. Un sueño de pasión
2009
El esfuerzo y el ánimo
2015
Una rosa para Soler
2016
Dancing Beethoven
2017
La zarza de Moisés
2018
El amor y la muerte. Historia de Enrique Granados

Ours

Vorprogramm
  • Regie: Morgane Frund
  • CH, 2022
  • 20 Minuten
zum Hauptfilm

Ours

Ein Amateurfilmer, der über Jahre Bären gefilmt hat, sucht jemanden, der daraus einen Film schneidet. Eine Filmstudentin meldet sich. Beim Digitalisieren seines Archivs entdeckt sie, dass auf den Bändern nicht nur Bären zu sehen sind. Es entspinnt sich eine Auseinandersetzung um die Macht des Blicks.