Western
- Regie: Valeska Grisebach
- BUL/GER/AUT, 2017
- 119 Minuten
Western
Eine Gruppe deutscher Bauarbeiter macht sich auf den Weg zu einer Auslandsbaustelle in der bulgarischen Provinz. Das fremde Land und die raue, wenig erschlossene Landschaft wecken die Abenteuerlust bei den Männern. Gleichzeitig sind sie mit ihren eigenen Vorurteilen und ihrem Misstrauen konfrontiert. Das nahe gelegene Dorf wird für zwei der Männer zur Bühne eines Konkurrenzkampfs um die Anerkennung und die Gunst der Dorfbewohner.
DSWerkangaben
- Regie
- Valeska Grisebach
- Drehbuch
- Valeska Grisebach
- Produktion
- : Maren Ade, Jonas Dornbach, Valeska Grisebach, Janine Jackowski, Michel Merkt
- Kamera
- Bernhard Keller
- Schnitt
- Bettina Böhler
- Besetzung
- Meinhard Neumann (Meinhard), Reinhardt Wetrek (Vincent), Syuleyman Alilov Letifov (Adrian), Veneta Fragnova (Veneta)
- Land, Jahr
- BUL/GER/AUT, 2017
- Dauer
- 119 Minuten
- Verleih
- Trigon Film
- Altersempfehlung
- 16
Begründung / Zitat
«Wann hat man zuletzt eine so einfühlsame, würdevolle Inszenierung von Laiendarstellern gesehen? In einem Ensemblespiel, das so dicht ist, dass kaum ein Klappmesser dazwischen passt, spielt Grisebach meisterhaft mit jenen Vorurteilen, ohne die kaum ein Western auskäme. Und deren elementare Werte heute im Populismus ein Comeback erleben.»
Luzerner Zeitung, 6.9.2017
Kommentare
«Gespielt werden sie alle von Laiendarstellern. Leuten also, denen man mehr oder weniger dabei zusieht, wie sie sich selbst sind. Meinhard wird verkörpert von Meinhard Neumann, der eigentlich Trödelhändler ist. Sein Kontrahent Vincent spielt der Ostberliner Reinhard Wetrek, von dem man denkt, man habe ihn schon in einigen deutschen Filmen gesehen. In Wahrheit haben ihn die Castingleute entdeckt, als er in Berlin die U-Bahn einrüstete. «Für mich sind die Darsteller sehr perfekt», sagt Valeska Grisebach im Gespräch. «Sicher gibt es Dinge, die man unperfekt nennen könnte. Aber so eine Virtuosität der Schauspielkunst, die hätte ich für die Geschichte falsch gefunden. Es gibt Dinge, die kann ich einfach nicht schreiben. Dinge, die mit dem Körper zu tun haben, die Pose auf dem Bau.» Die Posen, die Gesten, mit denen Meinhard Zigaretten ansteckt, Western lässt das alles wirken. Es ist ein Film für eine unheroische Zeit. Eine Zeit, in der sich die Menschen misstrauen. Der Fremde, der im Dorf ankommt, ist nur ein Motiv, das Grisebach dem Genre entlehnt. Ein Schimmel spielt eine Rolle, und statt dass ein Siedlertreck im Bach stecken bleibt, ist es ein Bagger. Und wenn Meinhard von der Verkaufsbude auf die Dorfstrasse hinaustritt, fehlt eigentlich nur die Pferdetränke.»
Tagesanzeiger, 7.9.2017
«Was wie ein Film im zurückhaltenden Beobachtermodus erscheint, bei dem das Leben ins Bild hineinschwappt, ist viel mehr als das: eine lebenslustige Erforschung des Anderen. Grisebach ist nicht nur offen für das Alberne und das Sentimentale, das um die Ecke schaut, wenn sich Leute kaum verstehen, aber unbedingt verstehen wollen. Sie fordert gleichermassen Konflikte wie Annäherungen heraus: die Geschichte, die unter anderem Wasserknappheit und eine ausbleibende Kiesellieferung als physische Krisenherde zu bieten hat, nimmt sich viel Zeit für die Schilderung der zärtlichen Sehnsucht nach primärer Verständigung, angefangen beim Zähmen eines herumlaufenden Pferdes bis zum gemeinsamen Kochen und Lachen der sich sprachlich noch immer fremd Gebliebenen. Die Wandlungsfähigkeit von Grisebach ist auch eine ihrer künstlerischen Kollaborateure. Wenn am Ende getanzt wird, dann ergibt sich dieser Moment in Lichtsetzung, Bewegung und Schnitt völlig organisch aus Meinhards vorangehendem Einsatz seines Körpers. Er muss nicht erst zu sich finden, er ist schon immer dabei. Und wenn der Tanz noch ein Moment der Freiheit ist, dann einer, der längst im Einklang ist mit der Vision, die Protagonist und Film vom Leben entwickelt haben. Als hätten plötzlich alle Vertrauen gefasst, ineinander und in das Kino.»
critic.de, 18.5.2017
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2018
- Preis der deutschen Filmkritik : Bester Film, bester Hauptdarsteller
Filmografie
- 2017
- Western
- 2006
- Sehnsucht
- 2001
- Mein Stern