Under the Sun
V luchakh solntsa

Vorstellung vom
  • Regie: Vitaly Mansky
  • RU/DE/CZ/LV/KP 2015
  • 106 Minuten
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Under the Sun

Nordkorea will die beste aller Welten sein. Für alle und alles ist gesorgt. Pjöngjang ist eine saubere moderne Grossstadt. Die 8-jährige Zin-mi, die im Mittelpunkt des Films steht, führt durch die Stationen einer glücklichen Kindheit: die Aufnahme in die Pionierorganisation, stramme Fahnenappelle, ausreichend zu essen und immer ein Lied zur Huldigung des Grossen Führers Kim Jong-un auf den Lippen.
Der russisch-ukrainische Regisseur Vitaly Mansky erhält die offizielle Genehmigung, ein Jahr lang den Alltag in Stadt und Land zu dokumentieren. Er weiss, dass er instrumentalisiert wird und kehrt den Spiess kurzerhand um, indem er das Zustandekommen der Inszenierungen und Arrangements freilegt.

Werkangaben

Regie
Vitaly Mansky
Drehbuch
Vitaly Mansky
Produktion
Natalya Manskaya
Kamera
Alexandra Ivanova, Mihail Gorobchuk
Schnitt
Andrey Paperniy
Musik
Karlis Auzans
Land, Jahr
RU/DE/CZ/LV/KP 2015
Dauer
106 Minuten
Verleih
Cinelibre

Begründung / Zitat

Tragisch-komische Making-of-Momente dekonstruieren eine bis ins Detail ausgeklügelte Propagandamaschinerie, die der Dystopie 1984 von George Orwell in nichts nachsteht.

Sascha Lara Bleuler
Human Rights Film Festival Zürich

Kommentare

«Ich wollte einen Film über das reale Nordkorea drehen», sagt Vitaly Mansky: «Aber da gibt es kein reales Leben, so wie wir uns das vorstellen. Da ist nur die Erfindung eines Abbilds des Mythos eines realen Lebens. Also drehten wir einen Film über gefälschte Realität.» Under the Sun zeigt uns die zurechtgerückten Ereignisse, Handlungen und Aussagen. Gleichzeitig aber enthüllt der Film auf geniale Weise die Wirklichkeit hinter den idealisierten Bildern. Auf die Methoden des Undercover-Journalismus zurückgreifend, macht Mansky sichtbar, wie die Aufpasser des Regimes Regieanweisungen geben und den Auftritt ihrer Landsleute inszenieren. Der Lack bekommt Risse; die Realität hinter dieser gigantischen Manipulation wird erlebbar.


Pressetext Cinelibre

Am Ende jedes Drehtages musste das Filmteam das Rohmaterial zur Kontrolle abgeben und bekam es später zensiert zurück. Um die Zensur zu umgehen, liessen die Kameraleute die Kameras auch zwischen den von den nordkoreanischen Aufpassern vorgegebenen Einstellungen weiter laufen. Zudem suchte die Kamerafrau während der Dreharbeiten wegen «Magenproblemen» öfter die Toilette auf und kopierte dort die Aufnahmen auf neue Speicherkarten, die dann aus Nordkorea herausgeschmuggelt wurden. Nach anderen Quellen wurde gleichzeitig auf zwei Speicherkarten aufgenommen. Eine der Speicherkarten wurde den nordkoreanischen Zensoren überlassen, die andere steckte sich die Kamerafrau auf der Toilette in die Hose und konnte so ausser Landes geschmuggelt werden. So konnte das Zustandekommen der Inszenierungen und Arrangements dokumentiert werden und Manski gelang es, die Propaganda-Maschinerie eines totalitären Staates zu entlarven.
Am 19. Mai 2016 kritisierte das nordkoreanische Sprachrohr Arirang-Meari den Film, der «den guten Willen der Nordkoreaner tief verletze». Zin-mis Familie verurteilte in dem Artikel das gesamte Projekt, da es die mangelnde Erfahrung der jungen Darstellerin ausgenutzt hätte, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zustande gekommen und so ein «anti-nordkoreanischer Film» entstanden sei. Die Mutter behauptete, dass Manski die Szenen mit ihrer Tochter inszeniert habe. Sie dächte, es würde ein Dokumentarfilm zum Zweck einer freundschaftlichen Zusammenarbeit mit Nordkorea werden und wüsste nicht, dass Manski eine solch schwarz gesinnte Person wäre.


Wikipedia, Artikel zum Film

Auszeichnungen (Auswahl)

2015
Tallinn Black Nights Film Festival: Jury Prize Best Director, Special Jury Prize
2016
Vilnius International Film Festival: Best Film
2016
Hong Kong International Film Festival: Jury Prize
2017
Nika Awards: Best Documentary

Filmografie (Auswahl)

2003
Anatomy of t.A.T.u. (Anatomiya TATU)
2006
Gagarin’s Pioneers (Nasha rodina)Gagarin’s Pioneers (Nasha rodina)
2011
Motherland or Death (Rodina ili smert)
2013
Pipeline (Truba)
2015
Under the Sun (V luchakh solntsa)
2016
Close Relations (Rodnye)
2018
Putin’s Witnesses (Svideteli Putina)

Lucens

Vorprogramm
  • Regie: Marcel Barelli
  • CH 2015
  • 7 Minuten
zum Hauptfilm

Lucens

Die Geschichte des ersten (und letzten) Atomkraftwerks «Made in Switzerland».