Timbuktu
- Regie: Abderrahmane Sissako
- MRT/FRA, 2014
- 97 Minuten
Timbuktu
Die von Mythen umwobene malische Stadt Timbuktu wird von Dschihadisten übernommen, die ihre Regeln der Bevölkerung aufzwingen wollen. Die Beduinen-Familie von Kidane lebt friedlich in ihrem Zelt, bis ein Zwist mit dem Fischer Amadou alles durcheinander bringt. Abderrahmane Sisskao schafft es auf bewegende Weise, dem grassierenden Fundamentalismus auf sanfte Art ein zutiefst menschliches Filmgedicht entgegenzuhalten.
DSWerkangaben
- Regie
- Abderrahmane Sissako
- Drehbuch
- Abderrahmane Sissako, Kessen Tall
- Produktion
- Etienne Comar, Sylvie Pialat
- Kamera
- Sofiane El Fani
- Schnitt
- Nadia Ben Rachid
- Musik
- Amin Bouhafa
- Besetzung
- Ibrahim Ahmed (Kidane), Abel Jafri (Abdelkerim), Toulou Kiki (Satima), Layla Walet Mohamed (Toya), Mehdi A.G. Mohamed (Issan)
- Land, Jahr
- MRT/FRA, 2014
- Dauer
- 97 Minuten
- Verleih
- Trigon Film
Begründung / Zitat
«Mit seinem wunderbar lyrischen Film Timbuktu führt uns der Regisseur Abderrahmane Sissako vor Augen, warum die Islamisten nicht gewinnen werden.»
Die Zeit, 4.12.2014
Kommentare
«Bei Alfred Tennysons Chapman war Timbuktu «eine mystische Stadt, Ziel hoher Unternehmungen»; für Bruce Chatwin evozierte der Ort «eine Lösung, eine rituelle Formel, einmal gehört und nie wieder vergessen». Weniger eine Örtlichkeit als ein Fluchtpunkt, zumindest im westlichen Imaginationsraum: ein «antipodisches Arkadien», das seine Faszinationskraft trotz der Entkolonisierung Afrikas und trotz Google-Earth bewahrt hat. Sissako hat seinen Film zwar im Orkus der Gegenwart angesiedelt, aber dennoch nie die Ansprüche aus den Augen verloren, die sich aus der Faszinationskraft des Titels ergeben. Timbuktu ist ein kinematografisches «J’accuse», eine humanistische Antwort auf die islamistischen Besatzungstruppen, die sich bereits in den prägnanten, ökonomisch geschnittenen Eröffnungsszenen mit Beharrlichkeit und Konsequenz der Zerstörung der lokalen Zivilisation verschreiben: erst der Pick-up, der eine Gazelle bis zur Ermattung durch die Wüste hetzt, darauf das Maschinengewehrfeuer, das die geschnitzten Statuen zerfetzt. Der Kulturkrieg ist hier indessen keine Metapher: Es war, wie Sissako öfter betont hat, eine auf Youtube zirkulierende (und im «Westen» unkommentiert gebliebene) Steinigung eines unverheirateten Paars im Norden Malis, die ihn von der Notwendigkeit seines Engagements überzeugt habe.»
Filmbulletin, 8/2014
«Timbuktu hingegen bietet keinerlei Erklärung dafür an, wie aus einer Truppe von Soldaten gnadenlose Söldner wurden. Indem Abderrahmane Sissako die Männer vielmehr als vollwertige Subjekte filmt, die zugleich selbstbewusst und zögerlich, arrogant und eingeschüchtert, diszipliniert und verwirrt, grausam und erbärmlich sind, rettet er ihre Menschlichkeit. In einer Zeit, in der sich die Welt fragt, was sie mit diesen Legionen von Soldaten tun soll, die auf dem ganzen Planeten rekrutiert wurden, um für eine der gewalttätigsten und rigidesten Ideologien zu kämpfen, verändert diese Darstellung der Menschlichkeit und Fehlbarkeit unser Nachdenken über die Zeit nach dem Sieg über die Dschihadisten. Und verlieren werden sie ihren Krieg. Nicht weil eine westliche Koalition militärisch interveniert, sondern weil ein Regime, das zu seiner Herrschaft auf ein solches Mass an Gewalt angewiesen ist, niemals die Hoffnungen der Menschen verkörpern oder die von ihr unterjochte Bevölkerung wirklich hinter sich bringen kann. Kein Zweifel, das Kino ist kein Ersatz für Nachrichten oder Journalismus, es erklärt keinen Sachverhalt und vergilt kein Unrecht. Manchmal aber macht es sichtbar, was die Welt nicht sehen will. Es stellt unser In-der-Welt-Sein, oder doch eine Ahnung davon, in seiner ganzen rätselhaften und verlockenden Komplexität dar. Für die flüchtige Dauer von ein, zwei Stunden gibt es uns unsere Menschlichkeit durch poetische Gerechtigkeit zurück. Auf die ewige Frage, was Kunst in Zeiten des Krieges leisten kann, antwortet Timbuktu mit einem gnadenvollen Humanismus, wie ihn nur die Kunst aus den Schrecken der Gewalt und dem fundamentalistischen Obskurantismus herauszudestillieren vermag.»
Die Zeit, 4.12.2014
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2014
- Cannes : Prix du jury œcuménique et Prix François-Chalais
- 2015
- Oscarnomination für den besten Fremdsprachigen Film
- 2015
- Césars : Meilleur film, meilleur réalisateur, meilleur scénario original, meilleure photographie, meilleure musique, meilleur montage, meilleur son
- 2015
- Prix Lumières : Meilleur film, meilleur réalisateur
Filmografie (Auswahl)
- 2014
- Timbuktu
- 2006
- Bamako
- 2002
- Heremakono (En attendant le bonheur)
- 1998
- La Vie sur terre
- 1997
- Rostov-Luanda (doc)
- 1993
- Octobre (Kf/cm)
- 1989
- Le Jeu (Kf/cm)
Airport
Der Flughafen, Ausdruck der modernen Gesellschaft, ein Ort an dem Grenzen, Sicherheit und Toleranz ständig auf die Prüfung gestellt werden. Während die Reise für die einen beginnt, findet sie für andere ein abruptes Ende.