The Assassin
Cìkè Niè Yinniáng

Vorstellung vom
  • Regie: Hou Hsiao-Hsien
  • TWN, CHN, HKG, FRA 2015
  • 105 Minuten
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The Assassin

China im neunten Jahrhundert. Nach Jahren kehrt Nie Yinniang als perfekt ausgebildete Auftragskillerin in ihre Heimat zurück. Sie ist darauf spezialisiert, gesetzesuntreue Politiker aus dem Weg zu schaffen. Nun soll sie den Gouverneur Tian Jian töten. Sie zögert, denn dieser ist kein Fremder – ganz im Gegenteil: Tian und Nie hätten einst fast geheiratet, doch politische Intrigen verhinderten die Ehe. So steht die junge Frau vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder sie unterwirft sich dem Berufs-Ehrenkodex und bringt den Mann um, den sie liebt, o. Oder sie folgt ihren Gefühlen und wagt das Unerhörte….

DS

Werkangaben

Regie
Hou Hsiao-Hsien
Drehbuch
Hou Hsiao-Hsien, Chu T'ien-wen, Hsieh Hai-Meng, Ah Cheng
Produktion
Huang Wen-Ying, Hou Hsiao-Hsien
Kamera
Mark Lee Ping Bin
Schnitt
Huang Chih-Chia
Musik
Lim Giong
Besetzung
Shu Qi (Nie Yinniang), Chang Chen (Tian Ji'an), Zhou Yun (Lady Tian), Juan Ching-Tien (Xia Jing), Nikki Hsin-Ying Hsieh (Huji)
Land, Jahr
TWN, CHN, HKG, FRA 2015
Dauer
105 Minuten
Verleih
Filmcoopi
Altersempfehlung
16

Begründung / Zitat

«Wer etwas über die Meisterschaft und Schönheit des Bildermachens erfahren will, (...) wer erleben will, wie ein Bild historische Zeit enthalten und zugleich reinste Gegenwart atmen kann, muss The Assassin von Hou Hsiao-Hsien sehen. Einmalig ist die Raffinesse, mit der der taiwanesische Grossmeister Farbe und Bewegung feiert, mit uralten kulturellen Codierungen und kunsthistorischen Verweisen spielt – und all dies zugleich in einem Akt der filmischen Malerei überhöht.»

Katja Nicodemus
Die Zeit, 14.7.2016

Kommentare

«Hous eigenwillige Annäherung an das chinesische Martial-Arts-Kino und seine historischen Geschichten lässt den Betrachter anders als die Wuxia-Filme von Zhang Yimou und Chen Kaige nicht an einen reissenden Strom denken. Er ähnelt eher einem stillen See, der nur kurz von einer einzelnen Windböe oder von einem über seine Oberfläche springenden flachen Stein aufgestört wird.

Immer wieder scheint alles zu verharren. Die Zeit verstreicht auch in diesen Momenten noch, nur so langsam, dass ihre Gesetze ausser Kraft gesetzt sind. Hous Kino öffnet sich dann für eine andere Wahrnehmung, die Zeit eher flächig als linear begreift. Aber nicht nur die Zeit verliert in The Assassin immer wieder ihre vertraute Bedeutung. Auch die Erzählung liegt stets unter einer Art Nebelschleier, der sie gelegentlich ganz zu verschlucken scheint. Vieles deutet der Film nur an, anderes blitzt kurz auf, um sich sofort wieder aufzulösen. Die grösseren Zusammenhänge der Geschichte lassen sich eher erahnen als greifen. Aber selbst in den Momenten, in denen eine Orientierung unmöglich scheint, findet man sich intuitiv doch zurecht. (...)

So transzendiert Hou Hsiao-Hsien das Martial-Arts-Kino. Die Opulenz von Wuxia-Filmen wie Dragon Inn und A Touch of Zen, mit denen King Hu das Genre in den späten 60er und frühen 70er Jahren geprägt hat, weicht einer grandiosen Lakonie. Jede Auslassung schärft den Blick für die unzähligen Ausstattungsdetails, über die Hou Hsiao-Hsien die Tang-Dynastie wiederauferstehen lässt. Näher kann ein Film dieser Ära nicht mehr kommen. Aber Hou Hsiao-Hsiens Blick zurück hat trotz allem nichts Nostalgisches. Er rekonstruiert eine Zeit des Verfalls und der Erstarrung, die sich in Oberflächlichkeiten verloren hat, und erzählt so von unserer Gegenwart.»

Sascha Westphal
epd film, 24.6.16

«Ganz langsam verschiebt der Film seinen Fokus vom Konflikt zwischen Gefühl und Loyalität hin zu einer Ahnung von Freiheit, die sich nur in der Natur findet, fern dem hierarchischen Palastleben. Allein die Weite der Landschaft scheint das Zuhause der Heldin zu sein, ihre spirituelle Heimat. Verblühende Wiesen, dichte Wälder und grün bewachsene Berge wirken wie vielschichtig aufgebaute Tableaus, die Raum lassen für ihre Melancholie. Nebel lichten sich langsam über einem See im Morgengrauen, im Hintergrund schwarze Baumgerippe wie hingetuscht. Die Zeit scheint sich in der Tiefe des Bildes zu verlieren.

Einmal fährt die Kamera inmitten eines Kampfes einen Schilfgürtel entlang. In der Ferne sieht man noch die Köpfe der Kämpfer, hört das leiser werdende Geräusch aufeinanderprallender Klingen. Warum, scheint die Kamera zu sagen, soll ich die Metzelei zeigen, wenn ich mich in der Natur verlieren kann?

So wie sich seine Killerin ihrem tödlichen Auftrag verweigert, löst sich Hou Hsiao-Hsien ganz langsam von seiner Geschichte. Irgendwann vereint sich die Kamera einfach mit der Landschaft, zeigt Nie Yin-Niang nur mehr als Strich, der sich in der Ferne durch die Totale bewegt. Am Ende ist der Film so frei wie seine Heldin.»

Katja Nicodemus
Die Zeit, 14.7.2016

Auszeichnungen (Auswahl)

2016
Asian Film Awards: Bester Film, Beste Regie, Beste Schauspielerin (Shu Qi), Beste Nebendarstellerin (Zhou Yun), Beste Kamera, Beste Musik, Beste Ausstattung, Bester Ton
2015
Cannes: Prix de la mise en scène
2015
Asia Pacific Screen Award: Beste Kamera
2015
Golden Horse Film Festival : meilleur film, meilleur réalisateur, meilleure photographie, meilleurs costumes et maquillage, meilleurs effets sonores

Filmografie (Auswahl)

2015
Nie yin niang (The Assassin)
2007
Le voyage du ballon rouge
2005
Zuihao de Shiguang (Three Times)
2003
Kôhi Jikô (Café Lumière)
2001
Qianxi Manbo (Millennium Mambo)
1998
Haishanghua (Flowers of Shanghai)
1996
Nanguo zaijian, nanguo (Goodbye South, Goodbye)
1993
Ximen renshen (The Puppetmaster)
1989
Beiqing Chengshi (City of Sadness)