Still Life
- Regie: Uberto Pasolini
- GBR/ITA, 2013
- 92 Minuten
Still Life
John May ist korrekt vom Scheitel bis zur Sohle. Für seinen Beamten-Job braucht er einige detektivische Fähigkeiten: Ist jemand gestorben, muss May die Hinterbliebenen ausfindig machen. Da diese aber – wenn sie überhaupt existieren – oft keinen Finger rühren wollen, kümmert sich May selbst um alles: Er organisiert einen Pfarrer, schreibt die Abdankungsrede und sorgt für die passende Musik, um seinen «Klienten» einen würdigen Abschied zu erweisen. Als der so sympathische wie unscheinbare May seine Stelle aufgrund von Sparmassnahmen verliert, bietet sich ihm eine letzte Gelegenheit, sein Können zu beweisen.
Werkangaben
- Regie
- Uberto Pasolini
- Drehbuch
- Uberto Pasolini
- Produktion
- Uberto Pasolini, Christopher Simon, Felix Vossen
- Kamera
- Stefano Falivene
- Schnitt
- Gavin Buckley, Tracy Granger
- Musik
- Rachel Portman
- Besetzung
- Eddie Marsan (John May), Joanne Froggatt (Kelly Stoke), Andrew Buchan (Mr. Pratchett), Neil D'Souza (Shakthi)
- Land, Jahr
- GBR/ITA, 2013
- Dauer
- 92 Minuten
- Verleih
- Filmcoopi
Begründung / Zitat
«Pasolini zeichnet, ähnlich wie Aki Kaurismäki in seinen letzten Filmen, ein hermetisches Universum, das sich zur Lebensbuntheit hin öffnet und mit jedem Bild die innigsten Resonanzen unserer Anteilnahme erweckt.»
Süddeutsche Zeitung, 10.9.2014
Kommentare
«Nur die Umstände, unter denen Mr. May entlassen wird, verweisen unmissverständlich auf die gesellschaftlichen Verhältnisse im heutigen England. Ansonsten verzichtet Uberto Pasolini auf jeden zu offensichtlichen Kommentar. Doch die ruhigen Einstellungen, in denen er und sein Kameramann Stefano Falivene das Leben in der Londoner Peripherie und in einem der aus der Mode gekommenen Badeorte porträtieren, erzählen auch so alles über die Verwüstungen, die zunächst Margaret Thatcher und später dann New Labour hinterlassen haben. Pasolinis Blick auf die Verlierer der vergangenen 40 Jahre hat genauso wie Mr. Mays Haltung nichts Nostalgisches oder Verklärendes. (...) Uberto Pasolini begehrt nicht gegen die Verhältnisse auf. Er klagt sie aber an, leise, ruhig und insistierend.»
epd-film, 25.8.2014
«Es ist mehr die Stille, welche die Tragikomödie ausmacht, ein Flüstern, wie der deutsche Titel schon andeutet. Gerade zu Beginn sehen wir viele kleine Szenen, die in keinem grösseren Zusammenhang stehen, kaum Handlung enthalten, oft nur Momentaufnahmen sind. Dazu passend besteht der Soundtrack aus zurückhaltender Gitarrenmusik, sofern der Film nicht gerade ganz auf eine musikalische Untermalung verzichtet. (...)
Spannung gibt es, wenn überhaupt, ab dem Moment, wenn May sich auf Spurensuche begibt und versucht das frühere Leben seines unbekannten Nachbarn zu rekonstruieren. Auch hier behält der Film seine episodenhafte Struktur bei. Und doch ist etwas anders : Je mehr sich der Staatsdiener mit der Vorgeschichte des Verstorbenen befasst, umso mehr entdeckt er auch die Freude am Leben. Ein Eis zwischendurch, heisse Schokolade statt Tee, eine private Verabredung – Pasolini erzählt die von Eddie Marsan wunderbar gespielte Geschichte eines Mannes, der nach vielen Jahren mit kleinen Mitteln doch noch seinen Platz im Geschehen findet.
Trotz der vielen traurigen Momente hat der Film daher etwas Tröstendes an sich, findet in der Beschäftigung mit dem Tod etwas Lebensbejahendes. Und wenn Mr. May mit seinem bittersüssen Ende doch noch zu Tränen rührt, dann auf eine liebevolle, warmherzige Art, die einem dazu animiert, wieder genauer hinzuschauen und bewusster zu leben : die Farben der Blumen sehen, den Vögeln zuhören, ein Eis essen und vielleicht doch zum unbekannten Nachbarn hinübergehen, um sich mit ihm zu unterhalten. Die Ewigkeit des Lebens, sie nimmt hier ihren Anfang.»
Film Rezensionen, 12.2.2015
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2013
- Mostra di Venezia : Prix Horizons du meilleur réalisateur (sélection « Orizzonti »)
- 2014
- Golden Globe für Beste Kamera, Italien
Filmografie
- 2008
- Machan
Facing Mecca
Pensionär Roli hilft dem syrischen Flüchtling Fareed, seine Frau in der Schweiz zu beerdigen. Dabei stossen sie auf unüberwindbare, bürokratische Hindernisse. Doch Roli hat einen Plan.