Schwesterlein
- Regie: Stéphanie Chuat, Véronique Reymond
- CH 2020
- 99 Minuten
Schwesterlein
Lisa, einst brillante Theaterautorin, schreibt nicht mehr. Sie lebt mit ihrer Familie in der Schweiz, doch mit dem Herzen ist sie in Berlin, es schlägt im gleichen Takt wie das ihres Bruders Sven, des berühmten Theaterschauspielers. Seit Sven an einer aggressiven Leukämie erkrankt ist, ist die Beziehung zwischen den Zwillingen noch enger geworden. Lisa will diesen Schicksalsschlag nicht hinnehmen, sie setzt alles in Bewegung, um Sven wieder auf die Bühne zu bringen. Ihre Ehe gerät in Schieflage, doch Lisas Welt dreht sich um ihren Bruder, in dem sich ihre tiefsten Sehnsüchte spiegeln und der in ihr das Verlangen weckt, wieder kreativ zu sein, sich lebendig zu fühlen.
Werkangaben
- Regie
- Stéphanie Chuat, Véronique Reymond
- Drehbuch
- Stéphanie Chuat, Véronique Reymond
- Produktion
- Ruth Waldburger
- Kamera
- Filip Zumbrunn
- Schnitt
- Myriam Rachmuth
- Musik
- Christian Garcia-Gaucher
- Besetzung
- Nina Hoss (Lisa), Lars Eidinger (Sven), Marthe Keller (Kathy), Jens Albinus (Martin), Thomas Ostermeier (David)
- Land, Jahr
- CH 2020
- Dauer
- 99 Minuten
- Verleih
- Vega Distribution
Zitat
« Nina Hoss kann
in einen einzigen Blick
die Sorge um die ganze Welt legen »
Süddeutsche Zeitung, 28.10.2020
Kommentar
Sven ist krank, schwer krank. Er ahnt, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Eine Knochenmarktransplantation hat er nicht vertragen, nach einem erneuten Zusammenbruch liegt er nun wieder im Krankenhaus und hat grosse Schmerzen. Er wimmert und weint laut. Die Tränen fliessen ihm aus den Augen wie bei einem kleinen, entsetzlich verzweifelten Kind. Man sieht und hört, wie er leidet, unter den Schmerzen, aber vor allem auch unter seiner Angst. Wie Lars Eidinger das in dieser Szene in dem Film Schwesterlein spielt, bekommt man als gesunde Zuschauerin eine Ahnung davon, wie das irgendwann sein mag: sterben zu müssen. Es ist furchterregend. Das empfindet auch Svens Schwester Lisa so, die neben ihrem Bruder am Krankenbett sitzt und ihm beisteht, seine Stirn kühlt, eine ebenso rührende wie hilflose Geste. Die Angst vor dem Tod kann sie ihm nicht nehmen. Sie leidet ja selbst darunter. […]
Erzählt wird das Ganze aus Lisas Perspektive. Der kranke Sven braucht seine Schwester und sie kümmert sich um ihn. Dass Lisa ihren Bruder genau so braucht, auch davon handelt der Film. Die beiden haben eine beinahe symbiotische Beziehung, wie sie zwischen Geschwistern, insbesondere Zwillingen, wohl häufig besteht. Vor allem, wenn die Eltern – so wird es in Schwesterlein angedeutet – narzisstisch oder abwesend waren. Für diese Verbundenheit haben die Autorinnen den beiden einen geheimen Code ins Drehbuch geschrieben: Manchmal knipst Sven abends an seinem Bett die Nachttischlampe an und aus, und diese Morsezeichen kann seine Schwester zuverlässig interpretieren. Oft genügen den beiden wenige Worte, um zu wissen, was der andere gerade braucht. Auch das stand sicherlich im Drehbuch. Wie Nina Hoss und Lars Eidinger jedoch einen winzigen Sekundenbruchteil vor dem Gesagten schon den Kopf wenden, bereits die Hand ausstrecken, im Spiel mit Lisas Kindern synchron agieren, zeigt noch viel subtiler, wie die beiden einander zugetan sind. […]
Diese beiden also nun gemeinsam vor der Kamera? Es ist ein Coup, der Chuat und Reymond hier gelungen ist. Hoss und Eidinger kennen sich, seit sie Teenager sind. Sie besuchten beide die Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin, waren sogar im selben Jahrgang. Er habe Hoss immer bewundert, sagt Eidinger nach der Vorführung von Schwesterlein auf der Berlinale. Er überlegt lange, wie er diese Bewunderung noch besser formulieren könnte, und findet dann tatsächlich ebenso bescheidene wie aufrichtig wirkende Worte: Nina Hoss, sagt er, gebe ihm als Mann eine Ahnung davon, was es bedeuten kann, eine Frau zu sein. Im Film muss sich Lars Eidingers Sven einmal übergeben. Er hängt mit dem Kopf über der Kloschüssel, seine Filmschwester Nina Hoss streicht ihm über den Rücken. Da sagt er in den Tiefen der Sanitärkeramik: «Ich liebe dich.» Das hat etwas Groteskes, aber selten wurde eine Liebe zwischen zwei Seelenverwandten eindrücklicher dargestellt.
Die Zeit, 25.2.2020
Filmografie (Auswahl)
- 2020
- Schwesterlein
- 2018
- Les Dames
- 2014
- A Livre Ouvert
- 2010
- La petite chambre
- 2009
- Buffo, Buten & Howard
- 2004
- Berlin Backstage
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2021
- Festival del Cinema Europeo: Best Screenplay, Best European Actor (Nina Hoss)
- 2021
- Schweizer Filmpreis/Prix du cinéma suisse: Best Film, Beste Nebendarstellerin (Marthe Keller), Best Screenplay, Best Cinematography, Best Editing.
Vents solitaires
Laurent ist ein Windradmechaniker mit einer speziellen Neigung zu Ventilatoren. Als er für eine Nacht in Anaïs' Hotel absteigt, fliegen die Funken und die Elemente prallen aufeinander.