Öndög

Vorstellung vom
  • Regie: Wang Quan’an
  • MN/CN 2019
  • 100 Minuten
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Öndög

In der immensen Weite der mongolischen Steppe wird eine nackte Frau tot aufgefunden. Über Nacht soll ein junger, unerfahrener Polizist den Tatort sichern. Eine lokale Hirtin soll ihn und die Leiche im Auge zu behalten. Im Zentrum des neuen Films von Wang Quan'an stehen eine eigensinnige Frau und die menschenleere Weite. Für sich und ihre Zukunft hat sie einen ganz eigenen Plan, der mit der einsamen Landschaft und deren Mythen in Beziehung steht. Der Schauplatz ist mehr als nur Kulisse, er lässt seine eigene Wirklichkeit in die Fiktion einfliessen. Die Geschichte voller komischer Momente und überraschender Wendungen greift in schöner Beiläufigkeit auch existenzielle Themen auf.

Werkangaben

Regie
Wang Quan’an
Drehbuch
Wang Quan'an
Produktion
Wang Quan'an
Kamera
Aymerick Pilarski
Schnitt
Wang Quan'an
Musik
Wang Xuliang
Besetzung
Dulamjav Enkhativan (Herdswoman), Norovsambuu (Young Policeman), Aorigeletu (Herdsman), Gangtemuer Arild (Chief of Police)
Land, Jahr
MN/CN 2019
Dauer
100 Minuten
Verleih
Trigon

Begründung / Zitat

Während uns die Moderne schon wieder abhanden zu kommen scheint, kann man sie in der Mongolei noch in ihrer ganzen Pracht bewundern.

Anja Seeliger
Perlentaucher.de, 09.02.2019

Kommentare

Möchte man den Rhythmus eines Films mit der Atmung vergleichen, wäre jene von Öndög so langsam und gleichzeitig so tief, dass sie kaum einer menschlichen entsprechen würde. Das gilt nicht nur für die Abfolge seiner Bilder, die grösstenteils zwischen extremen und moderaten Totalen variieren, sondern auch für seinen Umgang mit Zeit. Der Film besteht aus kaum mehr als zehn längeren Sequenzen, in denen innerhalb unermesslicher Landschaften gleichzeitig alles und nichts passiert. Die thematischen Kontraste von Öndög sind so gross wie jener zwischen der endlosen mongolischen Steppe und dem tausendfarbigen Himmel, mit dem Horizont als messerscharfer Trennlinie. Dazwischen treffen Tradition auf Moderne, Himmel auf Erde, Feuer auf Kälte, Leben auf Tod. Das alles vermittelt der chinesische Regisseur Wang Quan’an mit einer poetisch-modernen Bildsprache, für die das aktuelle Weltkino kaum Vergleiche bietet. Es gibt Fahrten in die Landschaft hinein, aber ohne ein Näherkommen, horizontale Kameraschwenks, die vergeblich versuchen, das Geschehen zu erfassen, sowie Schnittfolgen, die sich mehr an den Himmelsrichtungen orientieren als an den Figuren. Öndög ist ein wundersames Rätsel von einem Film.

Dominic Schmid
Filmbulletin 8/2019

Dem Kameramann Aymerick Pilarski gelingen immer wieder prachtvolle Panoramen und beinahe schon archaisch anmutenden Schattenspiele gegen die Weite des abendlichen mongolischen Himmels: So wird das Zusammentreiben einer Schafsherde zu einem grandiosen Schauspiel, der von Wiederschein eines Leuchtfeuers beschienene Rücken eines Trampeltiers zu einem Schutzwall gegen den unbarmherzigen Wind, die Weiten der Steppe zu einer Bühne, auf der sich absurde Dramen abspielen.
Öndög ist das mongolische Wort für Ei und bezeichnet vor allem die fossilen Dinosauriereier, die immer wieder in der Steppe auftauchen und für riesige Summe in die USA, nach Frankreich und Deutschland verkauft werden. An einer Stelle gleich zu Beginn des Films wird die Hirtin als „Dinosaurier“ bezeichnet. Und als sie schwanger ist, scherzt sie über den Fortbestand der Dinosaurier, der auf diese Weise gesichert sei. Aber letzten Endes geht es in Öndög nicht um den Fortbestand einer Art, sondern viel eher um den Fortbestand der Liebe im Allgemeinen, die gerade an einem der unwirtlichsten Orte der Welt ganz besonderen Herausforderungen ausgesetzt ist. Dass der Film am Ende keck behauptet, er basiere auf wahren Geschichten, ist vor allem pure Koketterie. Denn in der Kälte der mongolischen Nacht und am Lagerfeuer erzählt man sich halt Geschichten. Ob diese nun wahr sind oder falsch, erfunden oder tatsächlich so passiert, das ist eigentlich völlig egal.

Joachim Kurz
Kino-Zeit.de, 2019

Auszeichnungen

2019
Ghent International Film Festival: Grand Prix
2019
Nantes Festival des trois continents: Montgolfière d’or
2019
Valladolid International Film Festival: Best Film, Best Cinematography

Filmografie

1999
Lunar Eclipse (Yue shi)
2004
The Story of Ermei (Jing zhe)
2006
Tuya’s Marriage (Tuya de hun shi)
2009
Weaving Girl (Fang zhi gu niang)
2010
Apart Together (Tuan yuan)
2011
White Deer Plain (Bai lu yuan)
2019
Öndög

Béton Amer

Vorprogramm
  • Regie: Margot Lançon, Chloé Simonin
  • CH 2019
  • 15 Minuten
zum Hauptfilm

Béton Amer

Eine Gruppe von Jugendlichen ist am Stadtrand von Athen unterwegs, ihr Weg führt sie nach Hellinikon. Bevor die Erinnerung an den Ort zerstört wird, dringen die Jugendlichen ins Gebiet ein.