Nowhere Special

Vorstellung vom
  • Regie: Uberto Pasolini
  • UK / IT / RO 2020
  • 96 Minuten
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Nowhere Special

John führt ein einfaches Leben in einer irischen Kleinstadt. Vormittags arbeitet er als Fensterputzer, den Rest des Tages verbringt er mit seinem vierjährigen Sohn Michael. Der junge Vater ist alleinerziehend, Michaels Mutter hat die beiden kurz nach der Geburt verlassen. Doch John hat nur noch wenige Monate zu leben. Manchmal überwältigen ihn Wut und Verzweiflung. Umso inniger und kostbarer wird die Beziehung zwischen ihm und Michael. Sorgsam versucht John, die schwere Last von seinem Sohn fernzuhalten und gleichzeitig eine neue Familie für ihn zu finden. Aber weiss er überhaupt, was für Michael das Beste ist oder bei wem er glücklich sein wird?

Werkangaben

Regie
Uberto Pasolini
Drehbuch
Uberto Pasolini
Produktion
Uberto Pasolini, Chris Martin, Cristian Nicolescu, Roberto Sessa
Kamera
Marius Panduru
Schnitt
Masahiro Hirakubo, Saska Simpson
Musik
Andrew Simon McAllister
Besetzung
James Norton (John), Daniel Lamont (Michael), Eileen O'Higgins (Shona), Valerie O'Connor (Ella)
Land, Jahr
UK / IT / RO 2020
Dauer
96 Minuten
Verleih
Filmcoopi

Zitat

« Mit seinem Vater-Sohn-Drama bricht Uberto Pasolini,
italienischer Filmmacher im britischen Kino,
seinen Zuschauern unglaublich sanft das Herz. »

Anke Sterneborg
Süddeutsche Zeitung, 08.10.2021

Kommentare

Ganz langsam und unaufgeregt gleitet man als Zuschauer in den Alltag von John, ein bisschen so, als gäbe es gar nichts Besonderes zu erzählen, als würde der Blick einfach nur an ihm hängen bleiben, während man irgendwo in einer nordirischen Kleinstadt an einer Strassenecke wartet. Da fährt also dieser ernste junge Mann mit einer tätowierten Vogelsilhouette am Hals in seinem Kombi vor und hievt die Klappleiter vom Dach. James Norton als John überspielt sein blendendes Aussehen mit rauer Wahrhaftigkeit und Zurückhaltung. Er jobbt als Fensterputzer, und während er die Scheiben mit Lappen und Glasreiniger bearbeitet, fällt sein Blick ins Innere der Wohnungen und Büros. Man spürt eine leise Wehmut, jenen Hauch von Schmerz, mit dem Menschen durch Glasscheiben auf traute Familienidyllen und warmen Lichterglanz schauen, von dem sie ausgeschlossen sind.

Später sieht man den alleinerziehenden Vater mit seinem kleinen Sohn, die beiden bilden ein schönes Gespann, wenn John sein Auto putzt, schäumt auch Michael seinen Plastiklaster inbrünstig ein, im Supermarkt verwandeln sie den Einkaufswagen in ein Karussell, und wenn der Vater beim Vorlesen im Bett «page» sagt, blättert sein Sohn um. Ganz langsam schleicht sich das Bewusstsein für die Gefährdung dieser kleinen Familieneinheit ein, die Information, dass John nicht mehr lange zu leben hat. Nicht so offensiv wie sonst in Filmen über Abschiede und tödliche Krankheiten – es ist die besondere Qualität von Nowhere Special, dass er mit seinem Drama so gar nicht hausiert – geht es, während der Vater eine Art schützenden Kokon um seinen Sohn errichtet, um die letzten Tage und Wochen einer behüteten Kindheit.

Schon als Produzent von Filmen wie Palookaville und The Full Monty hatte Uberto Pasolini – der das Kino durchaus in den Genen hat, allerdings nicht durch eine Verwandtschaft mit dem namensgleichen Pier Paolo, sondern als Neffe von Luchino Visconti - ein Gespür für die Sorgen und Kämpfe des kleinen Mannes, die sich mit Humor und Menschlichkeit ein bisschen lindern lassen.

Anke Sterneborg
Süddeutsche Zeitung, 08.10.2021

Womöglich registrieren Seismografen vor der Leinwand das eine oder andere Vibrieren einer sentimentalen Note in Nowhere Special. Doch im Unterschied zu zahllosen Filmen, in denen ein vergleichbarer Abschied mit Pathos und Streicherklängen gefüllt wird, prägt dieses kleine italienisch-britische Werk unter der Regie des Römers Uberto Pasolini ein fast schon unerhörtes Understatement. Es beginnt bereits im Titel und setzt sich fort in der Inszenierung – nicht zuletzt dank herausragender Besetzung. […]

Das alles wird so leise und behutsam erzählt, dass viel Zeit und Raum bleiben für Zwischentöne. Der reduktionistische Ansatz ist nicht ohne Risiko, er gerät leicht aus der Balance. Das wird indes verhindert durch die herausragend subtile Arbeit der zwei britischen Hauptdarsteller.

Urs Bühler
NZZ, 29.7.2021

Filmografie

2020
Nowhere Special
2013
Still Life
2008
Machan

Auszeichnungen

2021
Pula Film Festival: Audience Award Best Film, International Competition Best Film
2020
Warsaw International Film Festival: Audience Award Feature Film

Imperiale

Vorprogramm
  • Regie: Coline Confort
  • CH 2021
  • 22 Minuten
zum Hauptfilm

Imperiale

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