White Sun
Seto Surya

Vorstellung vom
  • Regie: Deepak Rauniyar
  • NP/NL/QA/US 2016
  • 89 Minuten
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White Sun

Wegen dem Tod seines Vaters muss Chandra in das steile Heimatdorf am Fuss des Himalaya zurückkehren, das er vor zehn Jahren verlassen hat. Er hat mit der Vergangenheit, mit Traditionen und politischen Spannungen zu kämpfen. Auch ein Junge, der behauptet sein Sohn zu sein, sowie sein Bruder, der im Bürgerkrieg zum anderen Lager gehörte, bedrängen ihn. Der junge nepalesische Filmemacher Deepak Rauniyar erzählt von einem Leben nach dem Bürgerkrieg. und von den teils gar amüsanten Momenten um den Versuch, einen Leichnam an sein Ziel zu bringen.

Werkangaben

Regie
Deepak Rauniyar
Drehbuch
Deepak Rauniyar, David Barker
Produktion
Deepak Rauniyar, Joslyn Barnes, Tsering Rhitar Sherpa, Michel Merkt
Kamera
Mark Ó'Fearghail
Schnitt
David Barker
Musik
Vivek Maddala
Besetzung
Dayahang Rai (Chandra), Asha Magrati (Durga), Rabindra Singh Baniya (Pooja), Amrit Pariyar (Badri)
Land, Jahr
NP/NL/QA/US 2016
Dauer
89 Minuten
Verleih
Trigon-Film
Altersempfehlung
12

Begründung / Zitat

«Ein Nachkriegsdrama mit komischen Seiten. Deepak Rauniyar [zeichnet] geschickt und mit sicherem Gespür für dramaturgische Spannungsbögen die Umrisse einer Nachkriegsgesellschaft mit all ihren sozialen Verwerfungen und unbewältigten Traumata.»

Geri Krebs
St.Galler Tagblatt, 4.4.2017

Die Schauspielerin, die in White Sun eine Frau mit einem unehelichen Kind spielt, wurde bisher kaum in kommerziellen Produktionen engagiert – aber nicht, weil sie das nicht wollte, sondern weil sie nicht konnte. Denn Magrati gehört einer niedrigeren Kaste an, ihr Äusseres entspricht nicht dem einer Bollywood-Heldin. (...) «Ich werde bloss als Ladenbesitzerin oder Passantin besetzt.» Eine Diskriminierung, die Magrati auch im Alltag erlebt, sogar in einer Grossstadt wie Kathmandu. (...)Es gibt allerdings Anzeichen eines Wandels, in der Filmproduktion jedenfalls. Auch kommerzielle Regisseure wenden sich neuerdings lokalen, alltäglichen Themen zu. Und in den letzten Jahren ist eine kleine Szene von Filmemachern entstanden, die sich am Arthouse-Kino orientieren. In ihren Filmen sind die politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen im Land ein Thema. (...)
Deepak Rauniyars wichtigstes Anliegen ist es, dass über die Traumata des Krieges nicht mehr geschwiegen wird, und auch nicht über die Anliegen, welche die maoistischen Rebellen verfolgt hatten: die Rechte von Minderheiten. «Mehr als 200 Jahre lang wurde das Land von einer einzigen Kaste regiert», so Rauniyar. «Alle anderen waren Bürger zweiter Klasse. Der Krieg hat ein Bewusstsein für die Ungerechtigkeit geschaffen.» Heute allerdings drohe die Forderung nach mehr Rechten wieder zu verstummen – «viele sagen, dass vor dem Krieg ja Frieden geherrscht habe, und sehnen sich nach diesem Zustand zurück. Aber sie nehmen nicht wahr, dass die Gegenwart viel komplexer ist.»In White Sun gelingt es Rauniyar, diese Diagnose in Bilder zu fassen: Irgendwann liegt die Leiche auf halbem Weg zum Fluss mitten auf dem Pfad, der Trauerzug ist gestoppt, die Söhne haben sich völlig verkracht, und die Dorfältesten reden und reden – passieren tut aber nichts.
Auch von den Polizisten auf dem nächsten Posten kommt keine Hilfe. Sie tun, als wären sie beschäftigt, dabei spielen sie Karten. Als Zuschauer kann man über diese behördliche Unfähigkeit schmunzeln – in der Wirklichkeit hat sie drastische Folgen. So ist etwa ein Grossteil der Spendengelder, die nach dem verheerenden Erdbeben 2015 ins Land flossen, bis heute nicht verteilt. «Die Regierung ist immer noch daran, ein Komitee dafür zu bilden», so Rauniyar. 10'000 Menschen sind dem Erdbeben zum Opfer gefallen, viele der Überlebenden konnten bis heute nicht in ihre Dörfer zurückkehren. (...) 
Trotz allem fand der Regisseur in White Sun zu einem überraschend leichten Ton – und zu einem überraschend hoffnungsvollen Ende. «Während wir das Drehbuch schrieben, sahen wir lange keine Möglichkeit, die Geschichte glaubwürdig aufzulösen», so Rauniyar. «Ich wollte, dass das Publikum das Drama nachvollziehen kann, das wir in Nepal Tag für Tag erleben, aber dass es trotzdem etwas Hoffnung nach Hause nehmen kann.»

Regula Fuchs
Der Bund, 6.April 2017

Auszeichnungen (Auswahl)

2016
Venice Film Festival: Interfilm Award
2017
Fribourg International Film Festival: Audience Award, Don Quixote Award, Ecumenical Jury Award
2017
Nepal National Film Awards: Best Director
2017
Palm Springs International Film Festival: New Voices/New Visions Grand Jury Prize

Filmografie

2008
Chaukaith (Kf/cm)
2010
Pooja (Kf/cm)
2012
Highway
2016
White Sun

Circuit

Vorprogramm
  • Regie: Delia Hess
  • CH 2018
  • 5 Minuten
zum Hauptfilm

Circuit

Auf einem kleinen Planeten, gefangen in ihrem eigenen kleinen Universum, verrichten die Einwohnerinnen poetische-surreale Handlungen, die sich in einer Endlosschlaufe wiederholen. Sie sind sich nicht bewusst, dass sie Teil eines komplexen, kleinen Ökosystems sind, das nur funktioniert, wenn alle ihre Rolle spielen.