Minari
- Regie: Lee Isaac Chung
- US, 2020
- 115 Minuten
Minari
Jacob und Monica Yi sind mit ihrer Tochter Anne und ihrem Sohn David aus Südkorea nach Amerika immigriert. Dort leben sie zuerst in Kalifornien, wo Mutter und Vater mit dem Sortieren von Küken nach Geschlecht ein mageres Einkommen verdienen. Jacob träumt jedoch von einer eigenen Farm und siedelt deswegen mit seiner Familie schliesslich nach Arkansas über, wo Grundbesitz günstiger ist. Dort lebt die Familie fortan in dem Wohnwagen, in dem schon der vorherige Besitzer des Landes lebte und an dem Versuch scheiterte, eine Farm zu gründen. Und auch für Familie Yi ist das leichter gesagt als getan: Monica ist am Ende ihrer Kräfte und Jacob verzweifelt daran, dass er nicht für seine Familie sorgen kann. Immerhin kann die aus Südkorea nachgereiste Grossmutter der Kinder, Soonja, die Familie etwas unterstützen…
Werkangaben
- Regie
- Lee Isaac Chung
- Drehbuch
- Lee Isaac Chung
- Produktion
- Dede Gardner, Jeremy Kleiner, Christina Oh
- Kamera
- Lachlan Milne
- Schnitt
- Harry Yoon
- Musik
- Emile Mosseri
- Besetzung
- Steven Yeun (Jacob Yi), Han Ye-ri (Monica Yi), Alan Kim (David Yi), Noel Kate Cho (Anne Yi), Youn Yuh-jung (Soon-ja), Will Patton (Paul), Scott Haze (Billy)
- Land, Jahr
- US, 2020
- Dauer
- 115 Minuten
- Verleih
- Pathé Films
Zitat
"Minari" gehört zu jenen Filmen, die ungeheuer bewegen, ohne ins Sentimentale oder Emotionale zu verfallen, so dass man am Ende gar nicht genau sagen kann, weshalb man so ergriffen ist. Aber man möchte unbedingt mehr über das titelgebende Kraut, den »Wasserfenchel« erfahren.
epd-Film, 26.3.2021
Kommentare
Immer wieder kommt es zum Streit über die unterschiedlichen Vorstellungen von Sicherheit, Pragmatik und der Chance, eine Form des amerikanischen Traums zu leben. Die Kinder verziehen sich dann in ihre Zimmer und basteln Papierflieger, auf die sie «Streitet nicht!» schreiben und die sie zu den Eltern ins Wohnzimmer segeln lassen.
Es sind solche Details, die "Minari" von vergleichbaren Einwandererdramen abheben. Auch die Darstellung der Reaktionen der einheimischen Bevölkerung auf die koreanische Familie hat in ihrer unpolemischen Konkretheit nur wenig mit jenen Filmen zu tun, die mit drastischen Darstellungen von Rassismus ihr Publikum erschüttern wollen.
Formal und dramaturgisch ist "Minari" eher unaufgeregt. Stattdessen verlässt der Film sich auf die von Kameramann Lachlan Milne oft bei Dämmerung eingefangenen Bilder und insbesondere auf seine ausnahmslos grossartigen Schauspieler und Schauspielerinnen.
Insbesondere die Beziehung zwischen dem kleinen David und seiner Grossmutter verleiht "Minari" immer wieder auch Momente von gutherzigem Humor.
Dafür schliesslich, dass die Handlung an einem konkreten Ort, zu einer spezifischen Zeit und in einem klar definierten kulturellen Kontext spielt, wirkt "Minari" ausgesprochen – und auch überraschend – universell.
NZZaS, 1.7.2021
Der amerikanische Filmemacher Lee Isaac Chung hat sich für "Minari" von den Erinnerungen an seine eigene Kindheit inspirieren lassen. Er wuchs Anfang der Achtzigerjahre selbst als Sohn koreanischer Einwanderer in den Ozark Mountains in Arkansas auf, wo seine Eltern eine Farm gekauft hatten. Seine Bilder sind so klar und poetisch, dass sie wirken wie Illustrationen zu Gedichten von Walt Whitman oder Erzählungen von Willa Cather, und wie diese Dichter erzählt nun der Filmemacher Chung vom Ankommen in der Fremde und davon, wie ein Ort die Menschen prägt. In den USA mag es zwar schon in den Achtzigerjahren längst keine frontier mehr gegeben habe, Pioniere auf der Suche nach einem Neuanfang gibt es jedoch bis heute. […]
Minari ist wie ein Kästchen voller Familienandenken. Begleitet von den hingetupften Klaviertönen des jungen Filmkomponisten Emile Mosseri breitet Chung witzige und traurige Erinnerungen mit leichter Hand aus. Er scheint keine weiteren Absichten zu verfolgen, als davon zu erzählen wie es war: Als der Vater seinen ersten Traktor geliefert bekommt und – ganz amerikanische Männlichkeit – ihn mit Zigarette im Mundwinkel das erste Mal fährt. Als der skurrile Paul, der ihnen beim Gemüseanbau hilft und sonntags ein schweres Holzkreuz durch die Strassen schleppt, zu ihnen zum Essen kommt. Als Oma krank wird. Die Szenen fügen sich zu einer sehr individuellen Familiengeschichte und erzählen dennoch so viel mehr darüber, wie es sich anfühlt, irgendwo heimisch zu werden. Chung geht dabei so behutsam vor, dass man beinahe erstaunt ist, dass der Film nur 115 Minuten dauert. Er fühlt sich an wie eine ganze Kindheit.
Die Zeit, 15.7.2021
Filmografie
- 2007
- Munyurangabo
- 2010
- Lucky Life
- 2012
- Abigail Harm
- 2015
- I Have Seen My Last Born (doc)
- 2020
- Minari
Auszeichnungen
- 2020
- Denver Film Festival: Audience Award for Narrative Feature, Excellence in Acting Award (Steven Yeun)
- 2020
- Sundance Film Festival: Grand Jury Prize, Audience Award
- 2021
- Academy Awards: Best Supporting Actress (Youn Yuh-jung)
- 2021
- Critics’ Choice Awards: Best Young Performer (Alan Kim)
- 2021
- Golden Globe Awards: Best Foreign Language Film
- 2021
- National Board of Review: Best Supporting Actress (Youn Yuh-jung), Best Original Screenplay