Maudie

Vorstellung vom
  • Regie: Aisling Walsh
  • IE/CA 2016
  • 115 Minuten
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Maudie

Kanada, 1930er Jahre. Everett Lewis lebt als Hausierer zurückgezogen an der Ostküste. Gegen die Einsamkeit und für etwas Ordnung in seiner kleinen Kate entscheidet er sich, eine Haushälterin zu engagieren. Aber auf seine Annonce meldet sich einzig Maud Dowley. Als Kind an rheumatischer Arthritis erkrankt, ist sie sehr zierlich, humpelt und ihre Hände sind verkrüppelt. Maud hat nur einen Wunsch, sie will weg von der Familie, die ihr nichts zutraut. Und sie will malen. Die ersten Ölfarben bekommt sie von Everett geschenkt. Da hat er längst erkannt, dass Maud als Haushälterin nichts taugt. Statt zu putzen, bemalt sie lieber Stück für Stück das ganze Haus mit farbenfrohen Bildern.

DS

Werkangaben

Regie
Aisling Walsh
Drehbuch
Sherry White
Produktion
Bob Cooper, Mary Young Leckie, Mary Sexton, Susan Mullen
Kamera
Guy Godfree
Schnitt
Stephen O’Connell
Musik
Michael Timmins
Besetzung
Sally Hawkins (Maud Lewis), Ethan Hawke (Everett Lewis).
Land, Jahr
IE/CA 2016
Dauer
115 Minuten
Verleih
Frenetic

Begründung / Zitat

«Das Leben der Folk-Art-Malerin Maud Lewis war hart und wundersam. Sally Hawkins spielt sie so eindrucksvoll, dass sie dabei alle Kitsch-Klippen umschifft.»

Verena Lueken
FAZ, 31.10.2017

Kommentare

Maudie erzählt eine dieser Geschichten, deren besonderer Reiz darin besteht, dass ein einfacher Mensch im Mittelpunkt steht, der trotz widriger äusserer Umstände aus der Masse heraussticht. Es ist der Glaube an die Selbstverwirklichung, des Über-sich-Hinauswachsens, und gleichzeitig die Hoffnung, dass mit grossem Willen alles möglich ist. Ein solches Leben führte die 1970 verstorbene Kanadierin Maud Lewis. […]

Nun hat die irische Regisseurin Aisling Walsh ihre Geschichte verfilmt. Zum Glück: Denn sie hat daraus weder ein dokumentarisches Künstlerinnen-Biopic noch eine rührselige Romanze gemacht. Vielmehr ist ihr ein berührend tiefsinniger Film gelungen, der mit einem subtilen Blick und vielen kleinen, unaufgeregten Gesten die Geschichte einer Frau erzählt, die trotz ihres plötzlichen Erfolgs niemals ihre Bescheidenheit vergisst und wohl gerade aus diesem Grund inspirierend und ermutigend wirkt. […]

 

Beat Felber
Bieler Tagblatt, 27.10.2017

Dank zwei überragender Schauspielleistungen entwickelt sich eine berührende Geschichte vom trotzigen Glück zweier ebenso einfacher, spezieller wie unaufgeregter Menschen.

Der Film Maudie der kanadischen Regisseurin Aisling Walsh ist ein ungewöhnlicher Beitrag im Fach «Biopic» über die Folk-Art-Künstlerin Maud Lewis, die von 1903 bis 1970 tatsächlich in Marshalltown lebte. Denn er erzählt elliptisch, mit weiten Auslassungen und historisch jenseits der Jahreszeiten nicht immer klar einzuordnen, was dem Gleichlauf des Lebens in dieser Weltgegend durchaus entspricht. Seine Kraft entfaltet der Film durch die beiden Schauspieler, die Maud und ihren Mann Ev spielen, ein Paar, das auf unwahrscheinliche Weise zusammenkommt und zusammenbleibt.

Sally Hawkins ist Maudie, Ethan Hawke spielt Ev, bei dem Maud erst eine Anstellung und langsam das findet, was sie am Ende ihres Lebens Liebe nennt. Die beiden spielen diese auf unterschiedliche Weise versehrten Wesen so eindrucksvoll, dass es schwerfällt, sich eine andere Besetzung vorzustellen. Sally Hawkins muss ihren Körper verdrehen, schief laufen, die eine Schulter hochziehen und mit abgeknicktem Kopf sprechen. Dabei rettet sie Witz und Klugheit ihrer Figur und vermeidet jede Art von Selbstmitleid oder Bitterkeit. Nur manchmal sehen wir kurz den Schmerz, gegen den sie anmalt. Ethan Hawke spielt die inneren Versehrungen von Ev so zurückgenommen und fast unsichtbar in einem starren Körper, dass er für eine Weile hart und gefühlskalt wirkt, bis er langsam ein kleines Stück auftaut, bevor er wieder erkaltet. «Wir sind wie ein paar alte Socken», sagt er in der Hochzeitsnacht: «grau und löchrig». Sie antwortet: «Nein, ein weisses Paar.» Woraufhin Ev korrigiert: Maudie sei himmelblau und kanarienvogelgelb. Was als Liebeserklärung die Sache mit den alten Socken wieder wettmacht.

Verena Lueken
FAZ, 31.10.2017

Auszeichnungen (Auswahl)

2016
Cinéfest Sodbury: Audience Award Best Feature Film
2018
Canadian Screen Awards: Best Supporting Actor, Best Actress, Best Editing, Best Direction, Best Motion Picture, Best Costumes
2018
Irish Film and Television Awards: Best Actor, Best Director, Best Production Design

Filmografie (Auswahl)

1985
Hostage (Kf/cm)
1988
Joyriders
2003
Song for a Raggy Boy
2008
The Daisy Chain
2016
Maudie