La nuit des rois

Vorstellung vom
  • Regie: Philippe Lacôte
  • FR / CI / CA / SN 2020
  • 93 Minuten
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La nuit des rois

Abidjan, die grösste Stadt der Elfenbeinküste. Der Strassenjunge Zama wird ins MACA gesteckt, ein Gefängnis mitten im Wald, das von den Insassen regiert wird. Als Neuankömmling muss er, so will es die Tradition des «Roman», eine ganze Nacht lang Geschichten erzählen. Zamas Figur ist der persischen Geschichte aus Tausendundeiner Nacht entlehnt. Wie Scheherazade muss er die ganze Nacht hindurch Erzählungen vortragen, um am nächsten Morgen nicht getötet zu werden. Das Geschichtenerzählen ist gleichzeitig als eine Hommage an die Tradition des Griots zu verstehen, der in Teilen Westafrikas als berufsmässiger Sänger, Dichter und Instrumentalist epische Texte vorträgt.

Werkangaben

Regie
Philippe Lacôte
Drehbuch
Philippe Lacôte
Produktion
Delphine Jaquet, Yanick Létourneau. Ernest Konan, Yoro Mbaye
Kamera
Tobie Marier Robitaille
Schnitt
Aube Foglia
Musik
Teiji Ito
Besetzung
Koné Bakary (Roman), Steve Tientcheu (Barbe Noire), Digbeu Jean Cyrille (Demi-Fou), Laetitia Ky (la Reine), Denis Lavant (Silence)
Land, Jahr
FR / CI / CA / SN 2020
Dauer
93 Minuten
Verleih
Xenix Film

Zitat

« Ein junger Mann erzählt um sein Leben,
während sich um ihn herum die Gemeinschaft neu formt.
La nuit des rois verbindet afrikanische Erzähltraditionen mit der
intensiven Körperlichkeit des Gefängnisses – und begeistert. »

Dominic Schmid
WOZ, 09.09.2021

Kommentare

Lacôte hat sich das nicht alles ausgedacht. In Interviews berichtet er von einem Jugendfreund, der in La Maca gesessen und ihm davon erzählt habe, wie im Gefängnis tatsächlich ein Insasse zum «Roman», zum Geschichtenerzähler, ausgerufen worden sei. Der Regisseur sprang sofort auf das Thema an. Nicht zuletzt, weil auch seine eigene Mutter, die sich in der Demokratiebewegung gegen den ivorischen Langzeitherrscher Félix Houphouët-Boigny engagiert hatte, eine zeitlang in La Maca inhaftiert gewesen war. Als Kind sei es ihm bei Besuchen im Gefängnis wie in einem Königreich vorgekommen. […]

Die Mutter war es auch, die im kleinen Philippe den Filmemacher geweckt hat. Er weiss noch genau, wie das war: Immer, wenn die Mutter Besorgungen machen musste, setzte sie ihn im Kino ab. Und eines Tages findet er sich in einem Bruce-Lee-Film. Es ist ein sehr unmittelbares Erlebnis für den Knaben: Als sich nämlich in einer Szene der Bösewicht hinterrücks an Bruce Lee heranschleicht, springt im Publikum ein Mann auf, zückt ein Messer und sticht auf den hinterhältigen Kerl auf der Leinwand ein. In dem Moment, so erzählt es der Regisseur, habe er die ungeheure Kraft des Kinos erkannt.

In La nuit des rois reissen nun die Geschichten, die sich der «Roman» zusammenreimt, dessen Mitinsassen bald so sehr mit, dass sie seine Worte wie in einer Mischung aus antikem Chortanz und Performance pantomimisch begleiten. Da schiesst dann eine Energie durch den Film, wie man sie im Kino, zumal im westlichen, kaum erfährt. Lacôte braucht auch keine hektischen Schnitte oder wilden Kamerabewegungen, um Tempo zu machen. Der Film schöpft seine Kraft aus seiner staunenswerten Erzählfreude.

Andreas Scheiner
NZZ, 09.09.2021

Es geht um die Bedeutung von Geschichten für die Konstituierung einer Gemeinschaft, sei das die Bevölkerung eines Landes oder bloss eines Gefängnisses. Das klingt allegorisch und ist es auch – aber auf eine Weise, die mit dem klassisch-westlichen literaturhistorischen Verständnis des Begriffes wenig zu tun hat. […]

La nuit des rois ist weit mehr als ein faszinierendes Vexierspiel über die sozialen und allegorischen Aspekte des Geschichtenerzählens beziehungsweise des Erzählens von Geschichte. Die kleinste Rolle spielt dabei die objektive Wahrheit. Es geht um Macht, um die Verteilung von Rollen – und um die Fiktionen, die in beidem wirksam sind. Jede Regel – und das gilt nicht nur für den spezifischen Kontext dieses Gefängnisses – ist an eine Geschichte gebunden, die sich die Gemeinschaft immer wieder von neuem erzählen muss. Vor allem aber gelingt es Lacôte, fern von westlicher Erzähltradition eine ganz eigene Welt zu entwerfen, die nichts gemein hat mit den leider immer noch geläufigen Bildern, die man sich hier von Afrika macht. Das Gefängnis ist im konkreten und übertragenen Sin- ne ein düsterer Raum, der jedoch von zahlreichen Lichtquellen aufgehellt wird. Es ist ein Raum, den man nur durch das Erzählen von Geschichten verlassen kann, vermittelt alleine durch Rhetorik, Gesang und Körper.

Dominic Schmid
WOZ, 09.09.2021

Filmografie (Auswahl)

2020
La nuit des rois
2014
Run
2013
To Repel Ghosts (Kf/cm)
2012
Le djassa a pris feu

Auszeichnungen (Auswahl)

2021
Fribourg International Film Festival: Grand Prix
2021
Black Reel Awards: Outstanding Foreign Film
2020
Chicago International Film Festival: Silver Hugo Best Cinematography, Best Sound

Zenith

Vorprogramm
  • Regie: Camilla Tomatala
  • CH 2019
  • 22 Minuten
zum Hauptfilm
Zenith1

Zenith

Die 14-jährige Lucie kommt für ungewisse Zeit ins Kinderheim. Dort begegnet ihr der verträumte und kluge 19-jährige Yannis, der sich während den Sommerferien um den Garten kümmert.