Fidelio, l’odyssée d’Alice
- Regie: Lucie Borleteau
- FRA, 2014
- 97 Minuten
Fidelio, l’odyssée d’Alice
Die junge Matrosin Alice lässt ihren Geliebten an Land zurück, und geht als Schiffsmechanikerin an Bord des Frachters «Fidelio». Der Kapitän des Schiffs ist Gaël, ihre erste grosse Liebe. In ihrer Kabine findet Alice ein Tagebuch ihres Vorgängers über Probleme im Maschinenraum, sexuelle Eroberungen und das Sehnen nach Liebe, dessen Lektüre auf ihrer Überfahrt seltsam nachhallt. Umgeben von einer ausschliesslich männlichen Besatzung schwankt Alice zwischen einer Liebesbeziehung an Land und einer auf See und erprobt das Glück, alles auf einmal zu leben, ohne dabei den Kurs zu verlieren
DSWerkangaben
- Regie
- Lucie Borleteau
- Drehbuch
- Lucie Borleteau, Clara Bourreau
- Produktion
- Pascal Caucheteux, Marine Arrighi de Casanova
- Kamera
- Simon Beaufils
- Schnitt
- Guy Lecorne
- Musik
- Thomas De Pourquery
- Besetzung
- Ariane Labed (Alice), Melvil Poupaud (Gaël), Anders Danielsen Lie (Felix), Pascal Tagnati (Antoine), Jean-Louis Coulloc'h (Barbereau)
- Land, Jahr
- FRA, 2014
- Dauer
- 97 Minuten
- Verleih
- Xenix Film
Begründung / Zitat
«Es ist dieses ganz selbstverständliche Aufeinandertreffen von präzise dokumentiertem Schiffsalltag auf einem dieser von winzigen Mannschaften betreuten Ozeanriesen, den anachronistischen Gebräuchen und Ritualen der Seeleute und der ewigen Frage nach Wahlverwandtschaft und Freiheit des Liebens, welche diesen Film so unwiderstehlich macht.»
sennhausersfilmblog.ch, 10.8.2014
Kommentare
«Der semidokumentarische Gestus von Lucie Borleteaus Debütfilm ist grossteils den Beobachtungen der Arbeitsvorgänge auf dem Schiff geschuldet. Man kann die Dimensionen des Frachters, der wie eine schwimmende Fabrik die Meere durchpflügt – im ersten Bild des Films sieht man auch Alice mit kräftigen Schwimmbewegungen das Wasser teilen –, nur ahnen. (...) Tatsächlich haftet diesem Film etwas Fliessendes an, zugleich aber auch eine der inneren Unruhe von Alice entstammende Sprunghaftigkeit. Das Schöne an dieser Reise ist die Tatsache, dass Borletau der zweifelnden Nervosität ihrer Protagonistin stets Rechnung trägt, ohne dass die Inszenierung ständig auf sich aufmerksam machen will. Vielleicht bewahrt Fidelio gerade deshalb die innersten Gefühle seiner Heldin bis zuletzt.»
Filmbulletin, 4/2015
«In den sinnlichen Momenten – die Regisseurin hat ein gutes Auge für das Erwachen und das Abebben der Lust – scheint sich Fidelio (nun explizit) auf einen Dialog mit Antonioni einzulassen, der die erotische Suche seiner Figuren zu einem Bild seiner Zeit einfrieren konnte. Als Gegenschuss sozusagen zu L'avventura (1960) und Identificazione di una donna (1982) skizziert Borleteau hier das gegenwartsnahe Porträt einer Frau, die nicht sucht, sondern findet. Die Gradlinigkeit, mit der Alice zwischen ihrem mediterranen und ihrem blonden Lover navigiert, ist wohl ebenso zeitgemäss – zu diesem Wesenszug passt jedenfalls auch, dass sie sich stets in Bewegung hält: In der Eröffnungseinstellung sehen wir sie im azurblauen Wasser durch eine Mittelmeerbucht schwimmen, im Schlussbild, als die «Fidelio» bereits nurmehr ein ferner Traum scheint, wird sie den Hafen von Danzig auf der Tragfläche eines Lasters verlassen. Das in der Nähe von Marseille abgehaltene Familientreffen mit ihren liebesbedürftigen Eltern und der in einer schalen Ehe verhangenen Schwester wiederum wirkt derart bedrückend, dass Alices Erleichterung leicht nachvollziehbar ist, als sie die Nachricht erreicht, dass der Frachter bereits am folgenden Tag wieder ablegen wird.
Ästhetisch relevanter ist die Entscheidung der Regisseurin, die tiefere Gestaltung ihrer Protagonistin sozusagen vorbehaltlos der Schauspielerin zu überlassen. Ariane Labed hat ihrer Figur nicht nur ihren grazilen Körper geliehen, selbst ihr Herzschlag scheint Alices inneren Takt vorzugeben. Auf das besondere Echo zwischen Rolle und Darstellerin weist ostentativ jene Szene hin, in der Alice mit ihren Liebhabern über ihr Tattoo und ihr Muttermal spricht. Ähnliche Spiegeleffekte machen sich bemerkbar, wenn Labed ihrer gestauten Energie freien Lauf lässt und die Figur aus ihrer dramaturgischen Verankerung herausbricht, um sie in eine selbstbestimmte Umlaufbahn zu überführen: Hier liegt zweifellos auch die innovative Dimension des Films.»
NZZ, 24.6.2015
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2015
- Montclair Film Festival: Bester Spielfilm
- 2014
- Locarno Festival: Prix pour la meilleure actrice (Ariane Labed)
Filmografie
- 2019
- Chanson douce
- 2014
- Fidélio, l'odyssée d'Alice
- 2012
- La grève des ventres (cm)
- 2008
- Les voeux (cm)
- 2004
- Nievaliachka, la poupée qui ne tombe pas (cm)
Eisnasen
Bo und Moco leben in einer eisig kalten Welt. Moco gibt dem Eis die Schuld an seiner laufenden Nase und beginnt dieses mit seinem Bunsenbrenner zu schmelzen, während Bo versucht den Schaden mit Nadel und Faden zu reparieren.