Clara Sola
- Regie: Nathalie Álvarez Mesén
- SE / CR 2021
- 108 Minuten
Clara Sola
In einer entlegenen, verwilderten Gegend Costa Ricas lebt Clara, eine Frau um die vierzig, die an einer schmerzhaften Missbildung der Wirbelsäule leidet. Die Mutter sorgt für sie und teilt mit der Dorfgemeinschaft den Glauben, dass die jungfräuliche Clara übernatürliche Kräfte habe. Clara erduldet ihr Dasein, bis der Freund ihrer Nichte ungeahnte Regungen in ihr weckt. Die vermeintliche Heilerin beginnt, sich selber zu heilen.
Werkangaben
- Regie
- Nathalie Álvarez Mesén
- Drehbuch
- Nathalie Álvarez Mesén, Maria Camila Arias
- Produktion
- Nima Yousefi
- Kamera
- Sophie Winqvist Loggins
- Schnitt
- Marie-Hélène Dozo
- Musik
- Ruben De Gheselle
- Besetzung
- Wendy Chinchilla Araya (Clara), Ana Julia Porras Espinoza (Maria), Daniel Castañeda Rincón (Santiago), Flor María Vargas Chaves (Fresia)
- Land, Jahr
- SE / CR 2021
- Dauer
- 108 Minuten
- Verleih
- Trigon
Zitat
« Die Inszenierung mit ihren Nahaufnahmen,
eindringlichem Sounddesign und assoziativem Schnitt
ist für einen Erstling von eindrücklicher Ausdruckskraft.
Nichts aber ist […] so zentral wie das körperlich intensive Spiel von
Wendy Chinchilla Araya, die eigentlich Tänzerin ist. »
WOZ, 17.03.2022
Kommentar
Clara ist vierzig, hat ein verkrümmtes Rückgrat und heilende Kräfte. Sie ist eine Gefangene ihres Körpers, aber auch ihrer Mutter, die in ihr die personifizierte Mutter Gottes erkannt hat, von deren mystischer Gabe die aus drei Frauengenerationen bestehende Familie lebt. Sie kennt von allen Lebewesen den geheimen Namen; ihr eigener lautet «Sola», alleine. Als Santiago, der schöne Freund von Claras Nichte, zu Besuch kommt, erwachen Dinge in Clara, die mit der religiösen Verklärung durch die Mutter nichts gemein haben, dafür alles mit den Sinnesexplosionen im Wald.
Clara Sola, der erste lange Film der schwedisch-costaricanischen Regisseurin Nathalie Álvarez Mesén, lebt von der differenzierten Betrachtung einer ausschliesslich weiblichen Kleinfamilie, in der über Religion und Brauchtum trotzdem die patriarchale Unterdrückung weiblicher Körper fortgetragen wird. Wie einengend die Regeln dieser Gemeinschaft sind, wird umso deutlicher, wenn diese während Claras Waldgängen buchstäblich von ihrem Körper abzufallen scheinen.
Die Inszenierung mit ihren Nahaufnahmen, eindringlichem Sounddesign und assoziativem Schnitt ist für einen Erstling von eindrücklicher Ausdruckskraft. Nichts aber ist für die Vermittlung des Kampfes um Claras Seele so zentral wie das körperlich intensive Spiel von Wendy Chinchilla Araya, die eigentlich Tänzerin ist. Sie vermag Claras Gefangenschaft und letztlich ihren Ausbruch so intensiv zu verkörpern, dass die magischen Aspekte für den sinnlichen Realismus dieses Films nicht einmal nötig gewesen wären.
WOZ, 17.03.2022
Kommentar der Regisseurin
«Ich stamme aus einer grossen Familie mit hohem Frauenanteil. Dennoch war es so, dass ungesunde, patriarchale Normen darüber, wie sich eine Frau zu verhalten hat, reproduziert und an mich weitergegeben wurden. Weil diese Normen grundsätzlich unrealistisch und unerreichbar sind, hatten wir auch später ständig das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Als Erwachsene war und ist es schwer für mich, das abzuschütteln, ich arbeite noch immer daran, weil es sich wie ein Teil der Rolle anfühlt, die ich zu spielen habe, um in dieser Gesellschaft anerkannt und erfolgreich zu sein. Rollen, die uns Frauen zugeschrieben und antrainiert werden und ich frage mich: Was passiert, wenn wir uns entscheiden, sie nicht mehr zu übernehmen? Clara ist eine Figur, die in einem erzkonservativen Umfeld mit bestimmten Mustern aufgewachsen ist, und ich wollte erforschen, wer sie wirklich ist, wenn sie allein ist mit der Natur und es keinerlei Filter gibt. Es liegt etwas Spirituelles in der Freiheit, die die Natur bietet, etwas, das im Gegensatz steht zu den meisten Religionen, ihren Regeln und Beschränkungen, die Frauen oft benachteiligen.
Es stellt einen Akt der Rebellion dar, sich selbst und der Natur gegenüber fürsorglich verbunden zu sein. Hoffentlich fühlt sich der Film ermutigend an. Ich möchte die Geschichte als Aufruf zum Ungehorsam sehen, als Motivation, sich selbst und die Natur zu heilen, auch wenn man auf dem Weg dorthin vielleicht Religionen, Normen, Beziehungen niederbrennen muss. Ich mag Phönixe, die aus der Asche steigen.»
Trigon, Pressedossier zum Film
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2022
- 57th Guldbagge Awards (Sweden): Best Picture, Best Director, Best Screenplay, Best Cinematography, Best Sound.
- 2021
- Festival de cine de Lima: Best Film, Best Actress (Wendy Chinchilla Araya), Best Photography.
- 2021
- Mostra de Sao Paolo: Best Film, Best Actress.
- 2021
- Thessaloniki International Film Festival: Special Jury Award for Best Director
Filmografie
- 2021
- Clara Sola
- 2015
- Asunder (Kf/cm)
- 2015
- Filip (Kf/cm)
- 2011
- Inte Blå (Kf/cm)