Chinatown

Vorstellung vom
  • Regie: Roman Polanski
  • USA, 1974
  • 130 Minuten
008 chinatown theredlist Schliessen

Chinatown

Privatdetektiv J.J. Gittes führt 1937 in Los Angeles ein erfolgreich auf Ehebrüche spezialisiertes Büro. Von der verführerischen und undurchsichtigen Evelyn Mulwray wird er beauftragt, den Mord an ihrem Ehemann zu untersuchen. Gittes stösst auf eine skandalöse und komplexe Korruptions- und Mordaffäre, hinter der Evelyns reicher skrupelloser Vater Noah Cross steckt.

DS

Werkangaben

Regie
Roman Polanski
Drehbuch
Robert Towne
Produktion
Robert Evans
Kamera
John A. Alonzo
Schnitt
Sam O'Steen
Musik
Jerry Goldsmith
Besetzung
Jack Nicholson (J.J. Gittes), Faye Dunaway (Evelyn Mulwray), John Huston (Noah Cross)
Land, Jahr
USA, 1974
Dauer
130 Minuten
Verleih
Park Circus (UK)
Altersempfehlung
16

Begründung / Zitat

«Für mich der beste Neo-noir aus den 70ern. Die goldenen Sonnenstrahlen funkeln über den ausgedorrten Tälern und gaukeln eine Atmosphäre des Durchsichtigen, Klaren vor. Selten wurde die Stimmung von L.A. in den 40er-Jahren so gekonnt umgesetzt. Es ist an der Zeit, den Film wieder auf Grossleinwand zu geniessen.»

Marc Probst
Filmgilde Biel

Kommentare

«Chinatown ist vielleicht der letzte reine Studiofilm, der noch aufs Ganze geht. In den Goldenen Jahren von New Hollywood entstanden, wirft er einen Blick auf die amerikanische Gesellschaft, der sich nicht im Retrospektiven erschöpft. Er liest das Genre neu mit dem illusionslosen Blick der siebziger Jahre, und er ist längst zum Klassiker geworden, weil diese Lektüre über das Genre hinausweist.»

Peter Körte
Artikel zum Film in Reclam Filmgenres: Film Noir, 2012

«Warum also sollte man Chinatown auf der grossen Leinwand sehen? Erstens einmal verkompliziert die sonnengetränkte Aussenwelt des Films auf der Kinoleinwand aktiv die Vorstellung, dass sich Polanskis Domäne ausschliesslich in den Grenzen der Stadtwohnung befindet. Chinatown oszilliert zwischen engen Büroeinrichtungen und den Weiten der Landschaft von Los Angeles um 1937. Privatschnüffler  J.J. Gittes wandert durch trockene Flussbetten, ermittelt in üppigen Hinterhofgärten und observiert von felsigen Klippen aus, während sich die Routine-Überwachung eines vermeintlichen Schürzenjägers in ein labyrinthisches Netz rechtlicher und sexueller Missstände verwandelt. Die abwechselnd grünen und dürren, in Westküstenlicht getauchte Orte scheinen sich meilenweit entfernt von den schattenhaften Stadtansichten der klassischen Hollywood-Noirs zu befinden, die Polanski und Towne selbstbewusst referenzieren und nacharbeiten. Aber die Natur bietet in Chinatown keinen Rückhalt. Wenn Gittes an diesen Orten gelegentlich Hinweise findet, wird er von den Landschaften, die er durchquert, oft überwältigt: weggerissen von mysteriösen Wildbächen oder verprügelt von Angreifern, die aus heiterem Himmel zu erscheinen scheinen. Es ist kein Zufall, dass die Verschwörung des Films sich auf die illegale Umleitung von Wasser aus Los Angeles in das noch unentwickelte San Fernando Valley dreht. Die Korruption in Chinatown geht so tief, dass die Elemente selbst zu einem Mittel für illegal erworbenen Reichtum werden. Die unberührten Räume sind hier Leerstellen, die nur darauf warten, von brutalen, unsichtbaren Kräften ausgefüllt zu werden. (...)
Die ungestüme Kraft von Polanskis Meisterwerk liegt sowohl in seiner verstörenden Wirkung als nationale Ursprungsgeschichte wie auch in seinem rücksichtslosen Heraufbeschwören des Hollywood Noir-Zynismus. Die Film-Film-Qualität von Chinatown gelangt im Kino zu einer ganz besonderen Resonanz, aber die Erfahrung ist keine gemütliche. Chinatown wagt es, sich die Expansion der amerikanischen Gesellschaft als den ultimativen Betrug vorzustellen – der darüberhinaus von einem reuelosen Sexualstraftäter begangen wird. Der monströse Noah Cross erscheint nur in drei Szenen, doch sein böser Geist wirft einen immer schwereren Schatten auf die sonnengebräunten Orte des Films. (...) Es ist erschütternd zu sehen, wie John Huston, diese ehrwürdige Hollywood-Ikone, sich mit solchem Genuss in eine niederträchtige Figur hineinversetzt. Mit seiner Verbindung zur Studioära verkörpert Hustons Cross all das, was in den alten Noirs unausgesprochen und bloss angedeutet war. Chinatown versucht weniger, diese Filme zu ersetzen, als vielmehr deren dunklen Geist zu ihrem folgerichtigen, erschreckenden Schluss verfolgen.»

Matt Connolly
Reverse Shot, 15.6.2016 (frei übersetzt von Dominic Schmid)

Auszeichnungen (Auswahl)

2007
Platz 21 auf der Liste der 100 besten amerikanischen Filme des American Film Institute
1991
entrée au National Film Registry
1975
10 Oscarnominationen, Oscar für das Beste Originaldrehbuch
1975
Golden Globes: meilleur réalisateur, meilleur film dramatique, meilleur acteur , meilleur scénario

Filmografie (Auswahl)

2017
D'après une histoire vraie
2013
La Vénus à la fourrure
2002
The Pianist
1992
Bitter Moon
1979
Tess
1976
The Tenant
1974
Chinatown
1971
Macbeth
1968
Rosemary's Baby
1965
Repulsion
1962
Nóz w wodzie (Knife in the Water)