Ceux qui travaillent
- Regie: Antoine Russbach
- CH/BE/FR 2018
- 100 Minuten
Ceux qui travaillent
Frank widmet sein ganzes Leben, Tag und Nacht, seiner Arbeit als Koordinator von Cargo-Schiffstransporten im Genfer Trading-Geschäft. Eines Tages sieht er sich mit einer folgenschweren Entscheidung konfrontiert, die ihn seinen Job kostet. Er sieht sich gezwungen, sich zum ersten Mal selber in Frage zu stellen, um das einzige Wertvolle in seinem Leben zu retten: Die Beziehung zu seiner jüngsten Tochter Mathilde.
LG
Werkangaben
- Regie
- Antoine Russbach
- Drehbuch
- Antoine Russbach, Emmanuel Marre, Catherine Paillé
- Produktion
- Elodie Brunner, Elena Tatti, Thierry Spicher, Olivier Dubois, Bernard De Dessus les Moustiers
- Kamera
- Denis Jutzeler
- Schnitt
- Sophie Vercruysse
- Besetzung
- Olivier Gourmet (Frank), Adèle Bochatay (Mathilde), Michel Voïta (Jérémy), Pauline Schneider (Hilde), Delphine Bibet (Nadine)
- Land, Jahr
- CH/BE/FR 2018
- Dauer
- 100 Minuten
- Verleih
- Outside the Box
- Altersempfehlung
- 14
Begründung / Zitat
In diesem spröd hyperrealistischen Meisterwerk über Sachzwänge unserer Konsumgesellschaft, Entfremdung und Lüge lässt einen die exzellente schauspielerische Leistung mehrmals das Blut in den Adern gefrieren.
Filmgilde (Carte blanche)
Kommentare
Das Milieu und die Figuren sind so realistisch und glaubhaft gezeichnet, dass sie mich über lange Strecken beunruhigen, oft bedrücken und zum Nachdenken herausfordern, die Situationen so echt und nachvollziehbar, dass ich froh bin, wenn sie am Schluss nur im Film und nicht im Leben spielen.
Allein Franks jüngste Tochter Mathilde ist von seiner Welt, der unmenschlichen Maschinerie der modernen Konsumgesellschaft, noch unberührt. Sie lässt es nicht zu, dass ihr Vater sich ihr entzieht. So ist es vor allem die Beziehung zu ihr, die ihn nach dem grossen Knall wieder aufblühen lässt und ihn zudem lehrt, das Leben mit den Augen eines Kindes zu betrachten. Dass uns Franks Verhalten trotz seines schmerzenden persönlichen Wandels über weite Strecken fremd bleibt, macht die Botschaft am Schluss noch eindringlicher. Kaum sind wir in seine Welt eingestiegen, werden wir wieder zurückgestossen. Ceux qui travaillent ist kein leichter, unterhaltender Feelgood-Film, sondern ein berührender, Anteil nehmender und gleichzeitig ein herausfordernder, aufklärender wichtiger Film, weil er etwas von dem zeigt, was die Welt beherrscht. Dies in Szenen in der Firma, bei Kollegen, beim Coaching. Die Geschichte von Antoine Russbachs Film ist eindeutig, seine Botschaft hingegen mehrdeutig, also offen.
der-andere-film.ch, 2018
Kommentar des Regisseurs
Warum haben sie dieses Milieu, insbesondere die Seefracht, für Ihren ersten langen Film gewählt?
(...) Einer der Ausgangspunkte des Szenarios war die Entfremdung, die bei der Arbeit geschieht, in unserem Fall bei den White Collars, die im traditionellen sozialen Kino kaum gezeigt werden. Von diesen Büroangestellten nimmt man an, sie seien ihr eigener Herr und Meister und gehören damit zur herrschenden Klasse. In Tat und Wahrheit jedoch sind sie unbedeutend wie die meisten andern Menschen. Frank, mein Protagonist, befindet sich in dieser Situation. Er ist nur ein Bauer in diesem Schachspiel, doch im Blick auf sein Gehalt und seine Verantwortung kann es ihm leicht passieren, dass er private und geschäftliche Interessen verwechselt, was ihn dazu brachte, einen schweren Fehler zu begehen.
Der Film zeigt eine brutale Welt, die die Widersprüche unserer Konsumgesellschaft widerspiegelt. Was wollten Sie damit dem Publikum vermitteln?
Eines Tages stand ich in einem Supermarkt. Ich verspürte eine Art von Aufregung angesichts der Hunderten von Artikeln für nur zwei Franken, die aufgereiht in den Regalen standen. Gleichzeitig begann ich mich nach dem moralischen Preis dieser Waren fragen. Zugegeben, wir können nicht leugnen, dass uns diese Güter gefallen. Doch ist das ein notwendiges Übel? Müssen wir das akzeptieren? Ein Film muss, so meine Überzeugung, Raum bieten, in dem der Betrachter solche Fragen reflektieren kann. Statt ihn in seinen dogmatischen Ideologien zu bestätigen, soll er in seiner Vision des Kapitalismus und in seiner politischen Ausrichtung gestört, verunsichert werden. Ich hoffe, dieser Film leistet das. Wenn wir beispielsweise mit dem Kapitalismus und der Konsumgesellschaft nicht einverstanden sind, sollten wir ihn eliminieren, müssen dann aber akzeptieren, dass dies Konsequenzen hat auf das Angebot der Supermärkte. Doch ich glaube, dass wir dazu kaum bereit sind. Denn es ist gerade diese Unmoral des Systems, die uns ernährt. Eine Absurdität! Es scheint mir heuchlerisch, nicht sehen zu wollen, dass der Kapitalismus ein Problem, aber gleichzeitig ein Segen ist.
der-andere-film.ch, 2018
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2019
- Swiss Film Prize: Best Fiction Film, Best Screenplay, Best Performance in a Supporting Role (Pauline Schneider)
- 2019
- Saas Fee Filmfest: Best Feature Film
- 2019
- Angers European First Film Festival: Jeanne Moreau Audience Award
Filmografie
- 2008
- Michel
- 2010
- Les bons garçons (Kf/cm)
- 2014
- Avant-terme
- 2018
- Ceux qui travaillent
Drôle de poisson
Irgendwo mitten im Ozean eilt ein Fischschwarm einem grossen roten Fisch zu Hilfe, der an der Wasseroberfläche treibt. Sie schwören, alles zu unternehmen, um ihm zurück ins tiefe Wasser zu helfen.