Centaur

Vorstellung vom
  • Regie: Aktan Arym Kubat
  • KGZ/NLD/GER/FRA, 2017
  • 89 Minuten
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Centaur

Ein Pferdedieb geht um am Rande von Bishkek, hoch oben in den Bergregionen der Hauptstadt Kirgisistans. Sonst passiert nicht viel in der kleinen Gemeinde, die immerhin ein Kino besitzt. Hier lebt auch der Filmvorführer Centaur mit seiner gehörlosen Frau und dem kleinen Sohn ein einfaches Leben, das jedoch zunehmend von der Missgunst und den Intrigen anderer bestimmt zu sein scheint. Centaur glaubt, dass das Volk Kirgisistans selbst von den Zentauren, mythologischen Mischwesen aus Pferd und Mensch, abstammt, und dass die Pferde, so sagt er, «die Flügel des Menschen» sind.

DS

Werkangaben

Regie
Aktan Arym Kubat
Drehbuch
Ernest Abdyjaparov, Aktan Arym Kubat
Produktion
Marc Baschet, Martin Hampel, Thanassis Karathanos, Altynai Koichumanova, Cédomir Kolar, Yûji Sadai, Danis Tanovic, Denis Vaslin
Kamera
Khasan Kydyraliyev
Schnitt
Petar Markovic
Musik
Andre Matthias
Besetzung
Aktan Arym Kubat (Centaur), Nuraly Tursunkojoev (Nurberdi), Zarema Asanalieva (Maripa), Taalaikan Abazova (Sharapat), Ilim Kalmuratov (Sadyr), Bolot Tentimyshov (Karabay)
Land, Jahr
KGZ/NLD/GER/FRA, 2017
Dauer
89 Minuten
Verleih
Trigon Film
Altersempfehlung
16

Begründung / Zitat

«Es gibt Filme, die machen einem in 90 Minuten klar, wie eine Kultur tickt. Sie erzählen eine Geschichte, die Traditionen sichtbar macht, die die Menschen in einem Land in ihrem Alltag vorstellt, die ihre Werte aufzeigt, ihren Glauben und ihre Überlieferungen. Das Kino wird in diesen Filmen zum Fenster in die Welt. Centaur ist ein solcher Film.»

Verena Schmöller
kino-zeit.de, 28.12.2017

Kommentare

«Vor allem aber atmet der Film jene Freiheit und Weite, aus der sich auch Centaurs Sehnsucht speist. Und auch das Publikum kann seinen Blick scheinbar ungezwungen umherschweifen lassen. Freilich ist diese rezeptive Freiheit letztlich vor allem eine schöne Illusion. Auf den zweiten Blick erweisen sich die Filmbilder als äusserst sorgfältig arrangiert. Erst durch den Verzicht auf schnelle Schnitte und wilde Schwenks wird etwa jene symbolkräftige Einstellung möglich, die aus der Vogelperspektive zeigt, wie Centaur, seine Frau und sein kleiner Sohn scheinbar einträchtig nebeneinander schlafen, bis Centaur heimlich aus dem Bett und aus dem Bild schleicht. Nur sein Schatten, der im Mondlicht auf Frau und Kind fällt, ist noch zu sehen, während er sich anzieht und sich schliesslich davonstiehlt. Eine wunderbare, kleine cineastische Kostbarkeit, die das Wesen dieser unspektakulären, surrealen Filmelegie beispielhaft charakterisiert.
Es scheint, als stimmte Kubat mit Centaur ein Requiem an, einen Abgesang auf ein Kirgisistan, wie es heute nur noch in Träumen und Mythen existiert. Hört man den Filmemacher aber in Interviews von seinem Heimatland schwärmen, lässt sich die vermeintlich nostalgische Rückbesinnung durchaus auch als Weckruf verstehen. Kein schriller Alarmton freilich. Lediglich ein leises, lyrisches, ein zärtliches Summen.»

Stefan Volk
Filmbulletin, 4/2017

«Kubat reichert diesen Hauptkonflikt mit zahlreichen kleinen Handlungssträngen und einer Vielzahl von Nebenfiguren an, die sich allesamt über weitere kleine Widersprüche definieren. Die Kluft zwischen dieser Vielschichtigkeit und dem auf Eindeutigkeit zielenden mythologischen Modus wird schliesslich mit Gewalt überwunden – dem einen Mittel, das sich mit beiden Welten gut verträgt. Centaur ist Weltkino in relativ klassischem Sinne insofern, als er einerseits einer ganz konkreten Kultur, deren Mythen und politischer Situation entspringt, dessen Konfliktlinien gleichzeitig so universell sind, dass sie sich auf jeden kulturellen Kontext übertragen lassen. Im Gegensatz zu vielen Vertretern dieses Kinos geschieht dies hier aber weitgehend klischeefrei, da sämtliche Konflikte – ob zwischen Mythologie und Realismus oder zwischen Mensch und Natur – auf der Ebene einer einzelnen Figur und ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit sehr empathisch ausgetragen werden. Umso treffender, dass dem Kino hier selbst eine zentrale Rolle zugestanden wird – enthält es durch sein Potenzial, sowohl präzise Abbilder der Realität hervorzubringen als auch als moderne Mythenmaschine zu fungieren, all jene Widersprüche im Grunde bereits in sich. Wo passt es da also besser hin, muss man dem Zentaur beipflichten, als in einen Gebetssaal?

Dominic Schmid
critic.de, 29.12.17

Auszeichnungen

2017
Berlinale Panorama: CICAE Art Cinema Award

Filmografie

2016
Centaur
2010
Swet-Ake (The Light Thief)
2001
Maimil (The Chimp)
1998
Beshkempir
1992
Gde tvoy dom, ulitka? (Where's Your Home, Snail?)

Blind date à la juive

Vorprogramm
  • Regie: Anaëlle Morf
  • CH 2015
  • 16 Minuten
zum Hauptfilm
blind date

Blind date à la juive

Marie-Lou hat kein Glück in der Liebe und beschliesst deshalb, sich wieder der Religion zuzuwenden und einen praktizierenden Juden zu heiraten. Dafür muss sie den Test des Shidduch bestehen, der über den Erfolg oder das Scheitern ihres Lebens entscheidet.