Usgrächnet Gähwilers

Vorstellung vom
  • Regie: Martin Guggisberg
  • SUI, 2017
  • 91 Minuten
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Usgrächnet Gähwilers

Am Sonntag in Anwesenheit des Regisseurs.

Ein Haus mit Umschwung, ein Zweitwagen, Reisen an exotische Orte – das Leben der Gähwilers ist die pure Idylle. Jetzt will Ralph als konservativer Lokalpolitiker nach ganz oben. Ralphs Frau Therese füllt ihre Tage mit moderner Kunst und Spaziergängen mit dem Dackel. Damit der Garten aussieht, wie es sich gehört, engagiert sie den Sudanesen Ngundu. Doch der stürzt von der Leiter, kann nicht mehr gehen und will unter keinen Umständen ins Krankenhaus. Das bedeutet für die Gähwilers: Vorhänge zuziehen und sich nichts anmerken lassen.

DS

Werkangaben

Regie
Martin Guggisberg
Drehbuch
Martin Guggisberg
Produktion
Francine Lusser, Gérard Monier
Kamera
Thomas Wüthrich
Schnitt
Petra Beck
Musik
Michael Duss, Christian Schlumpf, Martin Skalsky
Besetzung
David Wurawa (Ngundu Tombura), Ruth Schwegler (Therese Gähwiler), Philippe Nauer (Ralph Gähwiler), Nicholas Monu (Husani), Sonja Riesen (Monika Suter), Matthias Hungerbühler (Peter Suter)
Land, Jahr
SUI, 2017
Dauer
91 Minuten
Verleih
Filmcoopi
Altersempfehlung
14/12

Begründung / Zitat

Ich habe nach einer Schenkelklopf-Komödie für die Filmgilde gesucht und wurde in Bern-Muri fündig. Usgrächnet Gähwilers wagt, was im Schweizer Filmschaffen selten ist: Schwarzen Humor und Ironie. Viel Spass!»

Anna Rossing
Filmgilde

Kommentare

«Aufgrund von Titel und Plakat hatte ich eine jener wohlmeinenden Culture-Clash-Komödien erwartet, die die Arthouse-Kinos schon seit Jahren europaweit in Geiselhaft genommen haben. Ein paar Szenen in diese Richtung (...) gibt es bei Guggisberg schon, aber insgesamt hat er anderes im Sinn. Das machen schon die ersten Bilder deutlich: Zunächst sieht man Aufnahmen einer Flüchtlingsrettung im Mittelmeer, dann offenbart ein Zoom, dass es sich um eine Nachrichtensendung handelt, die in einem blitzblank geputzten Wohnzimmer über den Bildschirm flimmert.
So setzt der Film die Flüchtlingskrise mit einem Rums in das Schweizer Heartland hinein. Der Grundton ist im Folgenden nicht versöhnlich, sondern konfrontativ. (...) Im Weiteren entwickelt sich «Usgrächnet Gähwilers» zu einer erstaunlich bösartigen Satire über eine Kleinstadthölle, in der die NachbarInnen einander per Feldstecher unter Kontrolle halten.
Der hysterische Tonfall dieser schwarzen Komödie ist auf die Dauer etwas ermüdend, ausserdem droht Guggisberg im Eifer der Vorgartengefechte die Frage aus den Augen zu verlieren, was genau das alles mit Menschen wie Ngundu zu tun haben könnte, die von aussen in diese enge Welt kommen. Dennoch ist das ein Film, der von einem Unbehagen im Mainstream erzählt.»

Lukas Foerster
WoZ, 26.1.2017

«Man muss den Plot der Schweizer Filmkomödie Usgrächnet Gähwilers nicht auf die feine Waagschale legen: Er ist offensichtlich ein konstruierter Vorwand, um möglichst gegensätzliche Figuren zu verknüpfen und die daraus resultierenden komischen Effekte auszuspielen. Was auf diese eher unsubtile Ausgangslage eigentlich folgen müsste, ist ein derber, politisch inkorrekter Schwank rund um Vorurteile und Stereotype.
Wer sich mit dieser Erwartungshaltung ins Kino begibt, riskiert unter Umständen eine milde Enttäuschung: Das Drehbuch von Usgrächnet Gähwilers geht auffallend vorsichtig um mit Slapstick, Schenkelklopfern und Schadenfreude. (...)
«Eigentlich wollten wir einen Film über die Angst vor dem Fremden drehen», sagt der Regisseur und Autor Martin Guggisberg im Gespräch. «Aber wir fanden dann heraus, dass es stattdessen ein Film wird über die Angst vor der Nähe. Die eigentliche Bedrohung ist nicht die fremde Kultur im eigenen Haus: Es ist der Nachbar, der mit dem Feldstecher am Fenster steht.» (...)
Usgrächnet Gähwilers lebt nicht von der Schadenfreude des Publikums, sondern von vielen unerwarteten visuellen Einfällen, von cleverem schwarzem Humor und von der turbulenten Gruppendynamik, die diese Zwangsgemeinschaft samt Interessenskonflikten mit sich bringt.
Dass diese Dynamik trotz dem ziemlich konsequenten Verzicht auf billige Pointen nie abflacht, ist nicht zuletzt den dreidimensional gezeichneten Figuren und ihren brillanten Schauspielern geschuldet: Sie alle wissen, dass ihre Figuren nur dann wirklich komisch sind, wenn man sich auch ein Stück weit mit ihnen identifizieren kann.
Dieser Sinn für zwischenmenschliche Schwächen, den die Darsteller Philippe Nauer, Ruth Schwegler und David Wurawa mit Liebe zum Detail in die Hilflosigkeit ihre Figuren eingearbeitet haben, verleiht dem Film über den Klamauk hinaus eine tragikomische Dimension: Es sind nicht die Leitplanken der einfach gestrickten Komödienhandlung, die in diesem Film für die Lacher sorgen, sondern vielmehr die Finesse, mit der auf dieser groben Klaviatur gespielt wird.»

Georges Wyrsch
Aargauer Zeitung, 23.1.2017

Auszeichnungen

2017
Zürcher Filmpreis

Filmografie (Auswahl)

2017
Usgrächnet Gähwilers
2013
Buumes (Kf)
2005
Der Skifahrer (Kf)
2003
Operation Adios (Kf)
2000
The Flasher From Grindelwald (Kf)

Selfies

Vorprogramm
  • Regie: Claudius Gentinetta
  • CH 2018
  • 4 Minuten
zum Hauptfilm
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