Becoming Animal

Vorstellung vom
  • Regie: Peter Mettler, Emma Davie
  • CH/US/CA 2018
  • 78 Minuten
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Becoming Animal

Viele Menschen sagen, dass sie sich mit der Natur mehr verbunden fühlen möchten. Was heisst das wirklich? David Abram ist der bedeutendste Theoretiker der modernen Umweltbewegung. In seinen Büchern legt er die Grundlagen für alles, was die Menschen heute bewegt, vom Fledermausschutz bis zu «Extinction Rebellion» und «Fridays For Future». Emma Davie und Peter Mettler zeigen den Philosophen in dem Milieu, das er über alles liebt, der Natur, und fassen seine Gedanken in atemberaubende, berauschende Bilder. Der Film ist eine sinnliche Erforschung unseres Tier-Seins.

DS

Werkangaben

Regie
Peter Mettler, Emma Davie
Drehbuch
Emma Davie, Peter Mettler
Produktion
Cornelia Seitler, Brigitte Hofer, Rebecca Day, Sonja Henrici
Kamera
Peter Mettler
Schnitt
Peter Mettler, Emma Davie
Land, Jahr
CH/US/CA 2018
Dauer
78 Minuten
Verleih
Outside the Box

Begründung / Zitat

Peter Mettlers Bilder sind schon so viel weiter, als das Denken hinreicht.

Johannes Binotto
Filmbulletin, 6/2018

Kommentare

Wenn Becoming Animal gewiss nicht frei von Bedeutung ist – dafür haben die Worte Abrams zu viel Gewicht –, ergibt sich in der Kombination aus dessen Thesen mit einer Art und Weise, wie eine weniger menschliche Wahrnehmung aussehen könnte, eine Art Eingangspforte in eine Welt, in der der menschliche Blick nicht mehr der allein gültige ist. Die Grenzen dieses Unterfangens sind nicht nur jene des Mediums, sondern der menschlichen Wahrnehmung selbst. Becoming Animal ist ein Filmessay, ein Versuch, einen Schritt in eine Welt hineinzutreten, die sich dieser Wahrnehmung in der Regel verschliesst. Als solcher erster Schritt ist Becoming Animal vollends geglückt. Man sieht dem Film zwar nicht direkt an, dass der Schneideprozess ein ganzes Jahr gedauert hat, aber man fühlt es, irgendwie. Gerade indem die Grenzen des Mediums erfahrbar gemacht werden – in seinen von digitalem Bildrauschen verzerrten Nachtaufnahmen, in seinen Bewegungsunschärfen oder in einer überraschenden Sequenz, in der wir den Flug eines Adlers nicht ganz aus dessen Perspektive, sondern aus der einer ihm auf den Rücken geschnallten GoPro-Kamera erleben –, erhalten wir einen Blick auf die unscharfen Grenzen der menschlichen Wahrnehmung. Es sind kleine Momente des Realen, die da an uns vorbei wehen.

Dominic Schmid
Filmexplorer.ch, 08.06.2018

Während uns Abram in seinen Büchern, aber auch hier vor der Filmkamera die Welt simpel macht, indem er sie in lauter angebliche Gegensätze aufteilt – in schöne Natur vs. verblendende Technologie, direkten Kontakt vs. störende Medialität und lustvolle Körperlichkeit vs. dürre Abstraktion – sind die Filmbilder selbst ungleich komplexer und radikaler. Wenn wir in riesenhafter Vergrösserung sehen, wie eine Schnecke langsam ihre Fühler ausstreckt, sind wir fasziniert, gerade weil das Bild zu denken gibt, statt uns etwas Eindeutiges sagen zu wollen. Der Blick von Mettlers Kamera ist weder naturromantisch verklärt, noch wissenschaftlich sezierend, sondern beobachtet die Vorgänge der Natur als Rätsel, das umso geheimnisvoller wird, je länger man zuschaut. Dass sich die Fremdartigkeit der Schnecke gerade mittels modernster Kameratechnologie zeigt und die dazu passenden Laute aus dem Studio stammen, ist dabei kein Widerspruch, sondern die eigentliche Pointe. Die Technik, so macht der Film damit klar, steht gar nicht im schroffen Widerspruch zur Natur, sondern verbindet sich vielmehr mit ihr. So ist denn die vielleicht faszinierendste Sequenz des Films eine, in der es von der Natur fast nichts zu sehen gibt: Tief in der Nacht spüren der Philosoph und seine Begleitung den Wildtieren nach, die es zu belauschen gilt. Das Bild, würde man meinen, braucht es dazu nicht. Doch Mettler lässt die Kamera laufen und ob des fehlenden Lichts beginnt das technische Gerät alsbald eigene, merkwürdige optische Phänomene hervorzubringen. In der Dunkelheit zeigt die Elektronik ihr eigenes internes Rauschen. Das Bild fängt an zu wabern, kristallisiert und zerfasert in schwarzgrünes Flirren, das unwirklich und kör­perlich zugleich anmutet – Signalregen, Digitalmoos, Elek­tronengras. […] Wer kann nach solch einer Szene von Technologie noch behaupten, sie sei bloss auf menschliche Kontrolle ausgerichtet, wie es die Voice-over von Emma Davie gegen Filmende noch einmal unterstellt? Haben wir denn nicht mit eigenen Augen gesehen, mit dem eigenen Körper erlebt, wie der filmische Apparat Dinge entstehen lässt, die nie vorgesehen waren und die wir nicht verstehen.

Johannes Binotto
Filmbulletin, 6/2018

Filmografie Peter Mettler (Auswahl)

1985
Eastern Avenue
1989
The Top of His Head
1992
Tectonic Plates
1994
Picture of Light
2002
Gambling, Gods and LSD
2009
Petropolis
2012
The End of Time
2018
Becoming Animal

Filmografie Emma Davie

2013
I Am Breathing
2018
Becoming Animal

Empreintes

Vorprogramm
  • Regie: Jasmin Gordon
  • CH 2018
  • 16 Minuten
zum Hauptfilm

Empreintes

Ein Mann verlässt in einer ländlichen Region Frankreichs die Autobahn und trifft auf drei Jugendliche, die am Rand eines Fussballplatzes herumhängen. Nach zwei Runden Bier, einigen Torschiessübungen und einem kurzen Erfahrungsaustausch lädt der Mann die Jungen ein, mit ihm ins Auto zu steigen.